Man möchte dem 15jährigen Autor dieser Zeilen mit dem bedenkenswerten Namen Air Tuerkis im besten Sinne einfach nur raten, sich den politischen und wirtschaftlichen Abläufen der letzten 120 Jahre anzunehmen, um sich wenigstens in Ansätzen eine weniger ideologiebehaftete Sicht auf den Lauf der Welt zu ermöglichen. Dabei bleibt völlig unbenommen, daß die Luftbrücke für Berlin ein außerordentlicher Akt der Solidarität, aber natürlich auch der machterhaltenden Weitsicht der Alliierten war. Die Gleichung: Amerika ist gut, egal wen sie gerade überfallen, bombardieren oder besetzen und die Russen/Kommunisten sind auf jeden Fall böse, nur weil sie überhaupt da sind, ist von einer überwältigenden Schlichtheit. Die Opferzahlen von seit 1917 von sowjetischer ( kommunistischer ) Seite angezettelter Kriege sind im Verhältnis zu den Opfern der Kriege, welche die westliche Welt angezettelt hat, nun ja, wesentlich geringer. Wie logischerweise auch die Anzahl der Kriege selbst. Vielleicht verharrt der Autor in dem Glauben, die Sowjets wären im 2.Weltkrieg der Agressor gewesen? Oder in Indochina ? Oder in Nahost ? Oder, oder,oder,,,,,,,,,,,, - nein, waren sie nicht. Die Sowjets setzten im ersten Weltkrieg kein Giftgas ein und sie warfen 25 Jahre später auch nicht auf geschlagene Japaner Atombomben. Die Kommunisten hatten in ihrem Machtbereich Gulags und schwerste Repressionen gegenüber Andersdenkenden mit sehr vielen Opfern. Aber offensiv ausgebaut haben sie ihren Machtbereich mit Afghanistan nur ein einziges Mal.Das man heutzutage hinsichtlich der eigenen und globalen Geschichte noch so dermaßen eindimmensioniert daherkommt - beängstigend.
Irak zu Tode beschützt, Libyen zu Tode beschützt, jetzt ist Syrien dran und der Iran darf sich schon freuen auf die nächste Beschützerei durch Amerika. Wahrlich, eine tolle Liste der Demokratie, der Freiheit und der westlichen Werte so ganz allgemein. Und Deutschland war immer das amerikanische Aufmarschgelände gegen Rußland und wäre auch geopfert worden zu Ehren der Beschützerei.
Vor dem Hintergrund der immer noch bestehenden nuklearen Vernichtungspotentiale und der Veränderung der kriegerischen Auseinandersetzungen (asymmetrische Bedrohungslagen) dürfte eine “bloße Analogie” zu den Folgen der Appeasementpolitik der 30er Jahre und des Amerikanischen Isolationismus nach 1918 nicht zulässig sein. Richtig ist natürlich, dass “der Westen” für die Werte, die er vertritt, einstehen muss - zur Not auch mit Waffengewalt oder zumindest, dass er dieses Einstehen glaubhaft androht. Das aber ist auch schon mehrmals geschehen und geschieht auch weiterhin. Mit stellt sich eher die Frage, wo die Grenzen dieses Einschreitens liegen, denn es kann wohl kaum die Aufgabe der westlichen Staaten sein, ihre Vorstellung von Menschenrechten und Demokratie und Rechtstaat in den Rest der Welt hinein zu bomben. Wenn es allerdings darum geht, bestehende Systeme zu schützen, bin ich auf Ihrer Seite. Die Ukraine ist in jeder Hinsicht ein Sonderfall und Befürchtungen, die russische Föderation könnte damit einen Startschutz für eine agressive Expansion nach Westen (ins Baltikum vor allem) gegeben haben, sind zwar bei den baltischen Staaten nachvollziehbar, aber es gibt auch nicht die geringsten Anzeichen dafür, dass Putin einen solchen Kurs fahren möchte, auch nur andenkt. Deshalb ist es falsch, Russland diplomatisch zu isolieren. Jeder Staat reagiert im übrigen empfindlich, wenn andere Staaten sich in deren Innenpolitik aktiv einmischen, auch das sollte man unterlassen, insbesondere Deutschland muss hier aus der historischen Verantwortung heraus größte Zurückhaltung üben. Mein größtes Problem ist die Türkei. Es wäre falsch, Ergogans sultanischen Gelüste und dessen in Ansätzen erkennbaren osmanischen Revisionismus gerade dadurch zu unterstützen, dass man die Türkei isoliert. Tatsächlich ist der bessere Weg, die Türkei stärker einzubinden, wobei ich nicht die EU meine.
Der Autor ist 15 Jahre alt und schreibt, vermute ich mal, für die klügere Hälfte der Bevölkerung. Er beschreibt aber inhaltlich, dass es damals weniger um die Berliner ging als um das Renommee der USA als Supermacht. Das ist sicher auch der Grund für Stalins Handeln damals gewesen. Uns im ehemaligen Osten, der Zone, wie man das drüben korrekt nennen musste, haben die Amerikaner nicht gerettet, sondern bedroht, auch mit ihren Kernwaffen. Da wie heute zusammen gehören, muss man auch das irgendwie zusammen bringen. Da trifft es sich doch gut, dass den Amis hier niemand mehr böse ist.
Ich danke für diese vorzüglich abgefasste Verteidigungsschrift. Es erfüllt mich mit Genugtuung, zu sehen, dass zumindest manche Jugendliche noch nicht den Verlockungen des “mainstream” erlegen sind, ganz besonders, was unser Verhältnis zu Israel anbelangt. Bitte weiter so!
Stalin und seine Nachfolger hätten die Luftbrücke als Lehre nehmen können, dass man mit Amerika besser keinen Wettlauf beginnt. Weder in der Politik, noch beim Militär bis hin zur Softpower. Deutschland und Japan hatten es zwischen 1941 und 1945 auch versucht, ebenfalls mit tragischen Folgen. Der Grund ist recht einfach: Der Riese ist zu groß und schläft nicht ständig ! Kämpfe ohne wirtschaftliches Übergewicht führt man besser nicht. Wer die Wirtschaftsdaten heute ansieht, besonders das enorme BIP (im Vergleich zu Deutschland, China und Russland), wundert sich gar nicht, dass und warum sich die USA schwere Kämpfe leisten können, die EU jedoch nicht. Das betrifft auch Handelskriege. Übrigens, das Konstrukt Stalins namens UdSSR war bereits tödlich verwundet, als man in Moskau Gorbatschow Anfangs der Achtziger im Politbüro nach vorne schob. Politische List, statt Wirtschaftskraft, funktioniert also auch nicht.
Bravo Junge, sehr gut geschrieben. Wohin Berlin drifftet konnte man als aufmerksamer Beobachter in den 70 & 80er Jahren allein schon daran erkennen wer alles aus der noch alten BRD nach West Berlin “floh “. Die Horden von Durchgeknallten an den Autobahnauffahrten Richtung Berlin gruselten einen schon . Heute haben diese Spinner weite Bereiche unseres gesellschaftlichen Lebens besetzt , das Ergebnis werden Du und meine Kinder ausbaden müssen.
Die Mär von den guten Amerikanern, die uns befreit und beschützt haben, ist nicht auszurotten! Sie haben uns befreit, indem sie die Haager Landkriegkonvention ignoriert und Städte in Schutt und Asche gelegt haben, Alte, Kranke, Kinder und auch Gefangene mit Ihrem Bombenterror massakriert haben. Danach haben Sie Restdeutschland West benutzt als Prellbock gegen den Warschauer Pakt, Waffen- und Truppenparkplatz sowie das deutsche Volk zu willfährigen Handlungsgehilfen gemacht. Nach dem Krieg haben sie an deutschem Know how “abgezogen”, was sie konnten, und nicht nur das: viele der angeblich von den Nazis gestohlenen Kunstwerke tauchen langsam in den USA wieder auf: Beute der US-Soldaten. Wie sagte schon Cäsar: vae victis! Die USA haben seit ihrer Gründung nichts, gar nichts aus Menschenfreundlichkeit getan, sondern stets nur aus Eigennutz. Das ist durchaus legitim, etwas von diesem Eigennutz wäre für Deutschland wünschenswert. Eb nso wünschenswert wäre, wenn die Verklärunag der USA als unser unverbrüchlicher Freund und Helfer endlich durch die Realität ersetzt würde. Die USA haben nur einen Freund: die USA.
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