Interessant ist auch noch, dass die Songs der beiden großartigen LPs, Tapestry und Blue von Joni Mitchell, beide im Januar 1971 im gleichen Studio auch zum Teil an gleichen Tagen aufgenommen wurden. James Taylor und der Schlagzeuger Russ Kunkel sind auf beiden LPs zu hören, Joni unterstützt Carole mit backing vocals, beide spielen auf dem gleichen Flügel. Blue erschien gut vier Monate später am 22.06.1971. Warum werden diese tollen Songs von Carole und Joni so gut wie nie im Radio gespielt? Viele junge Leute würden erstaunt sein, was für irre gute Musik vor 50 Jahren auch von Frauen gemacht wurde. Ich denke, viele junge Musikredakteure kennen vielleicht noch Carole, weil sie einige Hits geschrieben hat, aber Joni so gut wie überhaupt nicht. Es gibt auch nicht einen wirklich großen Hit auf ihren 20 LPs. Das es so ist, spricht eher für ihre Kunst. Ich hab sie Ende August auf der Isle of Wight erleben dürfen.
Carol King und Garry Goffin waren schon ein kongeniales Songschreiber-Duo! Mir fällt in dem Zusammenhang das wunderschöne “When My Little Girl Is Smiling” (Original von den “Drifters” 1961) ein. Selbst nach 60-Jahren (!) läuft mir immer noch ein wohliger Schauer über den Rücken wenn ich diesen Song höre! Aber auch Goffin’s “It’s Not the Spotlight” ist hörenswert (Coverversion von den “Manhattan Transfer” auch hervorragend!)! Das ist zeitlos schöne Musik, die man immer wieder hören kann!
Oh - ok: Vor ein paar Jährchen noch wäre Thomas Gottschalk als Carole King Doppelgängerin einwandfrei durchgegangen. - Super Foto da oben, hehe.
Schöner Beitrag, habe “Tapestry” gleich wieder mal angeworfen. Ich musste allerdings beim Schlusssatz schmunzeln und daran denken, dass ein gewisser Taylor Doose ihr diesen Gral vor ein paar Jahren nahm. Zugegeben, nicht ganz ernst gemeint: In dem ansonsten gruseligen Gilmore Girls-Revival von 2016 (King spielte schon in der Originalserie während der Nullerjahre eine winzige Nebenrolle als Besitzerin des örtlichen Musikgeschäfts der Serien-Stadt Stars Hollow) versucht sie sich als Komponistin und wird vom Besitzer des örtlichen Supermarktes und Stadtverordneten Taylor Doose mitleidig beiseite genommen: Ihre Komposition sei leider nicht “catchy”.
Oh ja, Carole King! Winter 1971/1972 in Kalamazoo, Michigan. Meterhoher Schnee nach dem indian summer. Ein veteran, der einbeinig durch den Schnee stapfte. Viel, viel Musik. Gastfreundschaft. Ach Mann. Und im Verein mit Richie Havens und anderen sorgte Carole King für teures Übergepäck auf dem Rückflug. Unsterbliche songs!
Ein schöner Beitrag. Gut, dass man damit für eine Weile alle die sch*** Meldungen vergessen kann. Mit Jahrgang 1948 habe ich wirklich eine glückliche Periode der Geschichte erwischt. Trotz Herkunft aus dem, was Soziologen wohl Unterschicht nennen, sowie schwierigen Familienverhältnissen war es möglich, Aufstieg und Gleichheit durch Leistung zu schaffen, so wie es die klassische Sozialdemokratie immer angestrebt hat. In den 60er Jahren wurde aus einem “so jemand gehört nicht in ein Gymnasium” der reaktionären Oberschichtler eine durchlässige Gesellschaft. Für Menschen meines Jahrgangs gab es keine Reisebeschränkungen in die Sahara oder bis nach Indien, man konnte sich mit Jobs in den Semesterferien das Kleingeld dazu erarbeiten. Allerdings: Wenn man am Semesterende seine Bescheinigungen über bestandene Zwischenprüfungen nicht vorzeigen konnte, war die Studienförderung schnell perdü. So etwas motiviert ... Faullenzen konnten sich nur die Söhne und Töchtern aus reichen Elternhäusern leisten.) Das war der soziale Hintergrund für meine Musikwahrnehmung. Schon in der Schule differenzierte sich: Beatles oder Stones? Dann: Amerikanische oder englische Pop-/Rockmusik? Der schwere Stuff von Frank Zappa oder die Who, Kinks? Dylan oder Fairport Convention? Natürlich: Joni Michell, parallel dazu Leonard Cohen. Parallel dazu West Coast Pop Art Experimental Band. War echt schön, in den 60ern und 70ern.
Lieber Herr Scheuerlein, vielen, lieben Dank fuer diese Erinnerung. Habe mir gleich “Tapestry” angehoert und war sehr geruehrt ueber all diese Lieder die ich so oft in meinen Teenagerjahren gehoert habe. Bei “you’ve got a friend” rollen dann die Traenen runter. Carole King ist auch jetzt noch, mit 79, aktiv. Sie hat im Oktober 2018 eine neue Version ihres Songs “One” herausgebracht.
Stimmt, hat schöne Sachen gemacht.
Oh Mann… Schon wieder etwas 50 Jahre her. Die Gnade der frühen Geburt: ich kannte James Taylor bereits, als er noch so eine Matte wie ich hatte. Oder umgekehrt. Um nichts möchte ich diese Zeit missen. Mit der Tapestry LP, insbesondere “You’ve got a friend” konnte ich damals ein Mädchen beeindrucken, das mir bis dahin als unerreichbar erschienen war. Unter “James Taylor & Carole King - You’ve Got A Friend (BBC In Concert, 11/13/71)” findet man aus dieser Zeit ein schönes Video, auch wenn man ihm darin seine damalige massive Heroinabhängigkeit ansieht. Taylor (der in knapp 2 Wochen 73 wird) ist selber ein großartiger Songschreiber, ich verweise hier auf sein einmalig schönes “Fire and Rain”, mit dem er seine Depressionen und Abhängigkeiten thematisierte. (Youtube: “James Taylor - Fire And Rain BBC In Concert, 11/16/1970)” P.S. Ich habe meine Matte bis heute bewahrt, während James… aber dafür kann er besser Musik machen als ich.
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