Peter Grimm / 29.11.2019 / 14:00 / 31 / Seite ausdrucken

500 von 450.000

Das Land Schleswig-Holstein nimmt in einer Extra-Aktion 500 Flüchtlinge auf, die derzeit in einem Flüchtlingslager in Kairo leben. Im Gegensatz zu all den Zuwanderern, die tagtäglich Asylanträge in Deutschland stellen und zumeist fälschlicherweise als „Flüchtlinge“ bezeichnet werden, sind es in diesem Fall tatsächlich welche. Sie sind von eigens angereisten Mitarbeitern des Kieler Innenministeriums ausgewählt worden, dürfen legal einreisen, bekommen Bleiberecht und hätten selbst wahrscheinlich niemals die Schleuser-Tour nach Deutschland bezahlen können wie die vielen Asylbewerber, die ansonsten bei uns ankommen.

Für die ausgewählten Flüchtlinge dürfte das wirklich eine gute Tat sein. Das ist so unstrittig, dass für die Verantwortungsträger die Versuchung groß ist, sie auch dem zahlenden deutschen Publikum als solche vermitteln zu wollen. Aber diese gute Tat führt dennoch – bei etwas Nachdenken – nebenher auch manchen Irrweg der Migrationspolitik vor Augen. Doch wir wollen hier nicht despektierlich beginnen und lassen uns die Geschichte deshalb kurz von dem in diesem Zusammenhang unverdächtigen NDR erzählen:

In einem großen Flüchtlingslager in Kairo (Ägypten) leben nach Auskunft des Innenministeriums Kiel rund 450.000 Menschen. Viele der Frauen dort sind in ihren Heimatländern vergewaltigt worden oder haben auf der Flucht ihre Kinder verloren. Auch traumatisierte Minderjährige leben dort. 500 Menschen mit extremen Schicksalen aus afrikanischen und arabischen Ländern wie Syrien, Somalia und dem Sudan hat das Innenministerium in Kiel in den vergangenen Monaten zusammen mit dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) ausgewählt. Dafür hat das UNHCR Dossiers erstellt und Empfehlungen ausgesprochen. Sie dürfen jetzt für ein neues Leben nach Schleswig-Holstein kommen.“

In das Auswahlverfahren seien, neben den erwähnten drei Mitarbeitern des Innenministeriums, die sich in dieser Mission schon seit Monaten in Kairo aufhalten sollen, auch die deutsche Botschaft und der Verfassungsschutz eingebunden worden. Es dürfte also alles vorbildlich vorbereitet sein. Weder muss man die Ankunft islamistischer Kämpfer fürchten, noch die Männer mit den selbst erfundenen Identitäten, die bestenfalls als Glücksritter kommen.

Vor allem Vorreiter

Dieses Beispiel vorbildlicher Flüchtlingsgaufnahme lassen sich die Steuergeldverwalter einiges kosten. Natürlich sind die Aufwendungen für den Transfer der Fünfhundert, die vor Ort monatelang eingesetzten Arbeitskräfte und die späteren deutschen Lebenshaltungskosten der Flüchtlinge vollkommen lächerlich im Vergleich zu anderen Ausgaben von Bund und Ländern. Dennoch drängt sich die Frage auf, ob man für dieses Geld nicht vor Ort mehr Menschen helfen könnte? Immerhin leben 450 000 Flüchtlinge in dem Kairoer Lager. Da ist es kaum spürbar, wenn ein Fünftelprozent der Bewohner ins schöne Norddeutschland ausgeflogen wird.

Warum kommen die Kieler Helfer nicht auf eine solche Idee? Doch der Zweck scheint ein anderer zu sein. Mit der guten Tat sollen die Schwachstellen der gegenwärtigen Asylpolitik kaschiert werden. Bevor sich hier ein falscher Unterton einschleicht, sollte hier besser wieder der NDR zitiert werden:

„Damit wird Schleswig-Holstein Vorreiter bei der Aufnahme von schutzbedürftigen Flüchtlingen. ‚Unsere Hoffnung ist, dass mehrere Bundesländer sich diesem Beispiel anschließen – weil wir ansonsten feststellen, dass ein Teil unserer Asylpolitik gar nicht mehr funktioniert und die Akzeptanz in diesem Bereich auch geringer geworden ist‘, sagte Staatssekretär Torsten Geerdts (CDU). ‚Wir holen Menschen, die schwer erkrankt und traumatisiert sind – wo niemand sagen kann, die haben überhaupt keinen Anspruch, hier zu bleiben. Wir sind als reiches Bundesland verpflichtet, dort auch humanitär zu helfen‘, so Geerdts.“

Heißt das also, man will ausgesuchte Flüchtlinge einfliegen, deren Schutzbedarf niemand bestreiten kann, weil diejenigen, die aus eigenem Antrieb in Massen kommen und großteils keinen hinreichenden Schutzbedarf haben, zur Legitimation der derzeitigen Asylpolitik nicht taugen? So muss man den Staatssekretär doch verstehen, wenn er sagt, „dass ein Teil unserer Asylpolitik gar nicht mehr funktioniert und die Akzeptanz in diesem Bereich auch geringer geworden ist“.

Damit also die Kritik daran verstummt, dass die Bundesregierung die ungesteuerte Massenzuwanderung unter missbräuchlicher Verwendung des Asylrechts weiterhin duldet und mit Anreizen letztlich auch fördert, werden nun unbestritten hilfsbedürftige Flüchtlinge eingeflogen? Wollte der Staatssekretär hier sehr offen ein Motiv der Aktion darlegen, oder wurde er einfach falsch verstanden?

Zumindest sieht sich Schleswig-Holstein laut NDR hier in einer Vorreiterrolle, der andere Länder folgen sollten. Wer nun aber Angst bekommen sollte, die deutschen Politiker würden jetzt einen Großteil der 450.000 Bewohner des Kairoer Lagers einfliegen wollen, der kann sich beruhigen. Es geht nicht gerade schnell, wie das bei Schaufensteraktionen nicht selten ist. Der letzte dieser 500 ausgesuchten Flüchtlinge soll erst im Sommer des übernächsten Jahres in Norddeutschland eintreffen. Da sind die Schleuser schneller, aber die lassen sich das von den Migranten ja auch gut bezahlen. Diese Zahlungen haben für die Schleuser-Kundschaft wiederum eine Refinanzierungs-Garantie, die wie eine Schleusungs-Bürgschaft wirkt: Es sind die Sozialleistungen, die jeden erwarten, der einen Asylantrag stellt – egal, wie unbegründet er ist. Alle anderen Sozialleistungen werden normalerweise erst nach Bewilligung eines Antrags gewährt.

Vielleicht sollte man zunächst solche Fehlanreize abbauen und dann – aber erst dann – auch die Hürden für eine legale Reise nach Deutschland. Aber das ist eine andere Geschichte. Die Idee, mit dem eingesetzten Geld lieber Menschen vor Ort zu helfen, wäre da eigentlich schon leichter verdaulich. Doch auch die hat derzeit bei deutschen Verantwortungsträgern keine Chance.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Michael Guhlmann / 29.11.2019

@Daniel Gildenhorn:  Auch ich kann dieses “...ob man für dieses Geld nicht vor Ort mehr Menschen helfen könnte?” nicht mehr hören.  Wo denn vor Ort? In Kairo? Warum nicht im Kongo? Warum nicht in Bangladesch? Warum nicht in Kairo UND im Kongo UND in Bangladesch? In Konsequenz könnte man das fortführen bis zu der Frage, ob es nicht besser wäre, wenn das Gehalt, das mir monatlich für meine Arbeit überwiesen wird, ebendorthin geschickt würde, statt daß ich es hier verprasse. // @ Rolf Mainz:  Den Begriff “besonders schutzbedürftiger Flüchtling” gibt es längst. Zuletzt habe ich ihn gelesen mit Bezug auf die sog. Weißhelme, was mich vermuten läßt, daß diese so vieler Kriegsverbrechen schuldig sind, daß sie sich die besondere Schutzbedürftigkeit wohlverdient haben.

Günter H. Probst / 29.11.2019

Bei den Sozialisten im Norden fiel mir wieder deren völlig logische Abschieberegelung ein. Im Winter durfte aus Schleswig-Holstein nicht abgeschoben werden, weil es dan in SH zu kalt war. Im Sommer durfte nicht abgeschoben werden, weil es dann in den Empfängerländern zu heiß war. Aber mit einer erhöhten Förderung der Betreiber von Windrädern durch steigende Strompreise könnte SH vielleicht alle 450.000 unterbringen und beköstigen.

Olaf Manns / 29.11.2019

Es ist eh nixmehr zu retten.Es gibt 236 verschiedene Arten,eine Einwanderungsprozess namentlich zu taufen.Ein schwer kranker an irgendeiner Buschkrankheit leidender Baumwipfelbewohner,kostet erstmal rasch 150.000Teuronen,danach sind die vier Restzähne dran für 6500, danach versucht die Wirtschaft,den Voodoo IQ irgendwie auf Baggerschaufelniveau zu bringen,um die dann in Karrenbauers Sozialjahr fit zu machen,und für 9,68EU Standartsozialisiert in die Zeitarbeit unterzubringen…in etlichen,linken Fit for Europe workshops wird ihnen begleitend die Angst vor seelenfressenden Kameraobjektiven genommen,beigebracht,beim Amt unbewaffnet zu erscheinen und das Biokost besser ist ,als gegrillte Gorillahände.Wenn sie dann auch nichtmehr im Frankfurter Hbf aufs Sbahndach klettern,ist die nächste Erfolgsmeldung der gelungenen Integration fällig.Beim adquirieren von Zusatzlohn greift dann halt noch kurzzeitig die freisprechende Justiz unter die deodorierten Arme und fertig ist der Europäer der neuen Weltordnung…noch Fragen zum klimaleugnendem Wetter?

Daniel Gildenhorn / 29.11.2019

Warum werden denn nur Leute einer bestimmten Abstammung so massiv bevorzugt? Warum fliegt man nicht mal nach Venezuela, mal nach Kambodscha usw.? Es ist doch Rassismus erster Güte und Sklavenhandel dazu. Staatlich organisiert. Hat man früher beim Sklavenkauf die besten und stärksten ausgewählt, zählen mittlerweile halt nur andere, die umgekehrten Parameter. Möglichst aussichts- los und zukunftslos sollen sie sein, die neuen Gewinnbringer. Die, die die Kassen der Asylindustrie hier vor Ort füllen werden. Und Ihre Frage, Herr Grimm: “...ob man für dieses Geld nicht vor Ort mehr Menschen helfen könnte?” drängt sich mir schon mal gar nicht auf. Ich bin nicht für den Rest der Welt zuständig. Und meine Regierung ist es übrigens auch nicht.

Dr. Kari Köster-Lösche / 29.11.2019

Diese Flüchtlinge sollen zuerst in Boostedt untergebracht werden, einem Erstaufnahmelager, gegen das es bereits in 2018 laute Proteste seitens der Bürger kam (Alkoholkonsum, nicht akzeptables Auftreten der jungen Männer gegenüber einheimischen Frauen, Angst der jungen Mädchen und älteren Frauen). Ein durch Politik, Polizei und Justiz verschwiegenes blutiges Messerdrama brachte die Einwohner zusätzlich auf.  Auf Antrag der AfD wurde die Informationspolitik der Landesregierung zum Thema der Aktuellen Stunde im Landtag, unter Widerspruch von Stegner, für den sich einzelne Kriminalfälle nicht für die Aktuelle Stunde eignen; Grüne und CDU warfen der AfD Hetze vor bzw.  argumentierten, dass Sexismus und Gewalt zu allen Kulturen gehöre. Die Boostedter erhielten schließlich die Zusage, dass die Zahl der Aufgenommenen nicht über 500 steigen solle. Es fragt sich, ob dies ausreichend ist, um die deutschen Bewohner von Boostedt zu schützen.

Claudius Pappe / 29.11.2019

Deswegen soll das Kindergeld ja massiv erhöht werden ( ca. 480 Euro max.)

Andreas Vauh / 29.11.2019

Hat denn Schleswig-Holstein auch das nötige Kleingeld zur dauerhaften Alimentierung, oder wird das wieder über den Finanzausgleich im Süden angegriffen?

Axel Kracke / 29.11.2019

“Diese Zahlungen haben für die Schleuser-Kundschaft wiederum eine Refinanzierungs-Garantie, die wie eine Schleusungs-Bürgschaft wirkt: Es sind die Sozialleistungen, die jeden erwarten, der einen Asylantrag stellt…“ Eben deshalb ist ja auch das Diktum so falsch, wir bekämen Menschen „geschenkt- wir bekommen sie eben nicht umsonst und schon gar nicht kostenlos, sondern lassen sie uns ordentlich etwas kosten…

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com