Ich will einfach nur einen Artikel aus der LVZ vom 06.10.1989 wiedergeben: Werktätige des Bezirkes fordern: Staatsfeindlichkeit nicht weiter dulden. Die Angehörigen der Kampfgruppenhundertschaft “Hans-Geiffert” verurteilen, was gewissenlose Elemente seit einiger Zeit in der Stadt Leipzig veranstalten. Wir sind dafür, daß die Bürger christlichen Glaubens in der Nikolaikirche ihre Andacht und ihr Gebet verrichten. Das garantiert ihnen unsere Verfassung und die Staatsmacht unserer sozialistischen DDR. Wir sind dagegen, daß diese kirchliche Veranstaltung missbraucht wird, um staatsfeindliche Provokationen gegen die DDR durchzuführen. Wir fühlen uns belästigt, wenn wir nach getaner Arbeit mit diesen Dingen konfrontiert werden. Deshalb erwarten wir, daß alles getan wird, um die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu gewährleisten, um die in 40 Jahren harter Arbeit geschaffenen Werte und Errungenschaften des Sozialismus in der DDR zu schützen und unser Aufbauwerk zielstrebig und planmäßig zum Wohle aller Bürger fortgesetzt wird. Wir sind bereit und Willens das von uns mit unserer Hände Arbeit geschaffene wirksam zu schützen, um diese konterrevolutionären Aktionen endgültig und wirksam zu unterbinden. Wenn es sein muß, mit der Waffe in der Hand! Wir sprechen diesen Elementen das Recht ab, für ihre Zwecke Lieder und Losungen der Arbeiterklasse zu nutzen. Letztlich versuchen sie damit nur, ihre wahren Ziele zu verbergen. Kommandeur ...... .... im Auftrag der Kampfgruppenhundertschaft “Hans Geiffert” Trotz der unverhohlenen Drohung mit Waffengewalt waren am 09.10.1989 nach getaner Arbeit ca.70000 Demonstranten unterwegs. Noch Fragen?
Danke, Frau Drewes, für ihren großartigen Beitrag. Auch wenn ich als “Wossi” nicht an den Demonstrationen 1989 in der damaligen DDR teilnehmen konnte, da ich das Glück hatte, bereits Anfang der achtziger Jahre in den Westen ausreisen zu dürfen, habe ich großen Respekt vor den mutigen DDR-Bürgern, die seinerzeit auf die Straße gingen, um ihre Freiheit zu erkämpfen. Allen denen, die heute das Regime in der DDR zu verniedlichen suchen (es war ja nicht alles schlecht …) würde ich das Erlebnis eines Stasi-Verhöres wünschen (leider habe ich einige über mich ergehen lassen müssen). Heute bin ich verzweifelt, wenn ich bemerke, wie Deutschland schleichend immer mehr DDR-isiert wird: Die Medien sind weitgehend gleichgeschaltet, die Regierung hat jede Verbindung zum arbeitenden Volk verloren und jegliche Opposition wird mit der Nazi-Keule klein gehalten und dabei wird selbst vor der Publikation von frei erfundenen Geschichten nicht zurück geschreckt, wenn sie denn politisch hilfreich erscheinen (das Bauernopfer Claas Relotius ist sicher kein Einzelfall). Möglicherweise habe ich, wie meine ehemaligen Landsleute in den östlichen Bundesländern, eine empfindlichere Antenne für solche gesellschaftlichen Veränderungen als die große Mehrheit der “schon länger hier Lebenden”, ganz einfach, weil wir die Ähnlichkeiten mit dem DDR-Regime erkennen. Leider bezweifle ich, dass der deutsche Michel rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkennt, ist es doch viel bequemer, sich jeden Abend von Slomka und Kleber erziehen und in den Schlaf wiegen zu lassen.
@HaJo Wolf. Agent provocateur ist sicherlich ein viel zu subtiler Begriff für Rainer-Helge D. Forentroll passt zu diesem Besserwisser und Angeber schon eher. Diese offensichtliche 68er Spätlese ist eigentlich nicht tauglich für die Achse. Aber seien wir tolerant. Ich amüsiere mich immer wieder über seine Auslassungen, die unsere unfähige Kanzlerin stets in goldenes Licht tauchen und aus seinem Hass auf die “Blauen” keinen Hehl machen. Auf der anderen Seite wollen wir Rainer-Helge keinen Tort antun. Denn er gehört zu den ganz Guten unserer Gesellschaft und hat sogar einer syrischen Familie in seiner “geräumigen” Villa Unterschlupf gewährt. Schade, dass seine Schützlinge schon wieder abgereist sind, und das ganz freiwillig, obgleich ihre Heimat total zerbombt ist (sic)... Aber Scherz beiseite, lieber Herr Wolf, Ihrem Kommentar über den Mut der “Ossis” stimme ich voll zu. Auch ich als geborene Wessi/in, die beruflich oft nach “drüben” reisen musste, habe viele von ihnen schon früh schätzen gelernt.
Am 11. November 1989 stand ich mit hunderten anderen auf der Mauer am Brandenburger Tor (die Mauerkrone war dort um die zwei Meter breit), und tausende standen zu Füßen der Mauer. Alle waren fröhlich, ja euphorisch, die Menschen lachten, umarmten sich, Sektflaschen gingen von Hand zu Hand - es war eine Siegesfeier, ein Freiheitsrausch. Ein paar Wochen später wurde erkennbar, daß die Sowjetunion die Wiedervereinigung eventuell zulassen könnte. Gegen die Wiedervereinigung waren - neben unseren Blutsbrüdern Frankreich (danke für den Euro, Mitterand!) und England - die SPD und die Grünen. - - - Einige Jahre später, vielleicht 1993/94, war meine Stimmung eine andere. Die allermeisten der ehemaligen Ost-Bonzen hatten ihre Privilegien und ihren Besitz retten können und waren nun kapitalistische Bonzen, Hand in Hand mit allem möglichen Gelichter aus dem Westen. Der Kardinalfehler der Wiedervereinigung war, so meine ich, die unterlassene Abrechnung mit dem kommunistischen Staat und seinen Funktionseliten (Schalck-Golodkovski bezog seine Villa am Tegernsee, Margot Honecker, die Teufelshexe, kriegte ihre Mega-Rente nach Chile nachgeschickt. // War die Wende vielleicht doch ein Deal der Stasi mit den Alliierten?). - - - Heute nun führt uns eine größenwahnsinnige, ideologiebesoffene Pastorentochter mithilfe einer korrupten Funktionärskaste und einem wieder fast vollkommen gleichgeschalteten Parteien- und Medienkartell in die nächste Katastrophe (ach: 100 Jahre nach Versailles!). Im Osten spürt wohl über die Hälfte der Menschen die Gefahr. Den Leuten im Westen aber haben Wohlstand und Propaganda das Hirn weggeäzt. Je studierter, desto gründlicher. Immerhin gibt es Ausnahmen. Ich will festhalten an der Hoffnung. In meiner “Landeshauptstadt” Stuttgart ist gestern ein Diesel-Fahrverbot in Kraft getreten; “Euro 4 und älter”. Dafür aber flächendeckend. Wann folgt das Bücherverbot?
Gerade heute im Radio ( MDR-Thüringen) gehört, dass es zum Gedenken an den Mauerfall über 100 Veranstaltungen in Thüringen geben soll.Vielleicht sollten sich lieber diejenigen an die Nase fassen, die nach 30 Jahren wieder die SED(=Die Linke) an die Macht gewählt haben. Von der Katastrophe im Kanzleramt ganz zu schweigen.Hätte es seinerzeit eine wirkliche Revolution gegeben, sähe Deutschland heute anders aus.Immerhin: Die Möglichkeit der Korrektur mittels Stimmzettel besteht in diesem Jahr noch…
Liebe Frau Drewes, man kann Ihnen nicht genug für diesen Beitrag danken. Sie benennen Selbstverständliches, das leider im Begriffe ist, den Bach hinunter zu gehen. Ich als Ex - Ossi habe 1989 schon als Bundesbürger erlebt, war aber natürlich mit Herzen und Sinn dabei. Mit großer Besorgnis habe ich anlässlich der Causa Knabe wahrgenommen, wie geschichtspolitisch die Schrauben nach links gedreht werden. Die von Ihnen angesprochenen Ex - 68er wittern Morgenluft, leider unterstützt von Renegaten, die sich immer noch als Bürgerrechtler gerieren. Unsere Generation hat die verdammte Pflicht, energisch zu widersprechen. Das heißt nicht, dass wir Geschichte als Horrorszenario aufzuarbeiten haben. Einzig Wahrhaftigkeit sei unser Ansatz. Wenn ich mir die Generation unserer Kinder anschaue, dann habe ich wenig Hoffnung. Da scheint sich politische Ignoranz breit zu machen, die einen zum Verzweifeln bringen könnte.
@Max Anders und Dr. Roland Stiehler: Keine Sorge, Plauen und Dresden habe ich nicht vergessen. Das Jahr ist noch jung, es wird noch Gelegenheit geben, an die ersten Aufstände, die von dort ausgingen, zu erinnern (was ich auch am 3. Oktober 2018 hier auf der Achse schon tat). Leipzig habe ich heute deshalb explizit erwähnt, weil dort alleine am 23.10.1989, also noch vor dem Zusammenbruch der Mauer, 300.000 Menschen für die Freiheit auf die Straße gingen. Das war eine Volkserhebung, ob wir es Ihnen im Osten und uns im Westen nun eingestehen wollten oder nicht. Das duckte sich nicht mehr. Trotzdem konnte keiner der Demonstranten sich in Sicherheit wähnen. Das hat der Leser @Jürgen Liebich hier in seinem Leserbrief sehr deutlich herausgestellt. Danke dafür!
1989 trafen die Ostdeutschen mit ihrem Aufruf „Wir sind ein Volk“ auf viele Westdeutsche, die mit der deutschen Identität nichts am Hut hatten und sich gerne als weltoffene EU-Bürger sehen wollten. Heute, 30 Jahre weiter, spitzt sich die Diskussion zu. Patriotismus trifft Globalismus. Dabei wird gesundes Staatsbewusstsein von den Meinungsführern als „rechter“ Nationalismus verunglimpft, während sie ihren Globalsozialismus als alternativlose Weltoffenheit nicht in Frage gestellt sehen wollen. Da nun aber die zentralistische EU mit dem Euro stark angeschlagen und deshalb als politisches Ziel umstritten ist, wendet sich die herrschende Klasse lieber gleich den großen Weltrettungsthemen „Migration“ und Klima“ zu. Kritiker daran werden von ihnen diskreditiert und in die rechte Ecke gestellt. Die herrschende Klasse sucht sich ja schon länger ein neues Volk. Mit den Deutschen will sie sich nicht identifizieren. Wie lange lassen wir uns das gefallen? Haben wir den Mut und die Kraft für den Weg hin zu einem „Wir sind ein Deutschland“, in einem friedlichen Europa, ohne Bevormundung, ohne Größenwahn? Die Zeit ist reif für beherzte Antworten. Nehmen wir 1989 als Vorbild.
Diese Leute wollen den Ostdeutschen den Schneid nehmen. Das wird ihnen nicht gelingen.
Die Geschichte Deutschland ab 1959 ist auch meine. Ja und ich sag es jetzt mal in aller deutlichkeit. 1989 habt ihr den Mut gehabt Deutschland zu retten und nun muesst ihr es wieder tun, weil die Wessis den Arsch nicht hochbringen.
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