Wenn das in etwa hinkommt, was heisst das für die Zukunft, wenn 1/4 der Weltbevölkerung der kommenden 40 Jahre noch nicht geboren wurde? - für Afrika - für den Subkontinent - für Ostasien - für Europa - für Israel Ich hätte gerne mal einen Politiker, der offen und öffentlich das - vermutlich - unabwendbare zugibt: “Egal was Sie wählen, egal was Sie hoffen und egal wofür Sie sich einsetzen, ich muss Sie enttäuschen, der schlimmste Teil steht unserer und unserer Kindergeneration noch bevor. Bevor es besser werden kann werden Elend und Leid auf dem Planeten erst noch sehr viel schlimmer werden, als es die Nachrichten bereits heute täglich zeigen.”
Mir ist nur noch Peter Scholl-Latour bekannt, der begriffen hat, wer den neuerlichen Mongolensturm aufgrund seiner demografischen Verhältnisse auslösen wird, dem auch Russland unterworfen sein wird. Das haben nicht einmal scheint’s die US-Amerikanischen Führungseliten begriffen. Die Deutschen werden noch lange am Holocaust knabbern und im Kampf gegen Rechts ihren Todes-Mut beweisen.
Es mag ja Leser geben, die es als angenehm empfinden, mit einem Autor zu tun zu haben, bei dem man schon vor dem Lesen zu 95 % darüber sicher sein kann, was da so auf einem zukommt - respektive sich an dieser Vorhersagbarkeit delektieren, weil das die Welt so schön einfach macht und alles “auf den Punkt” bringt - auf den einen, der alles erklärt; man könnte vielleicht auch sagen, Leser, die gerne gähnen. Für die Fähigkeit, komplexe Angelegenheiten auch komplex zu durchdenken spricht das allerdings nicht gerade; weder - gegebenenfalls - beim Leser und schon gar nicht beim Autor. Es ist anthropologisch versimpelt und irre führend, sprich empirisch nicht belegbar, man kann auch sagen, in der vorgetragenen Schlichtheit falsch, “junge Männer”- die offensichtlich lediglich als Gebärmaschine rezipierte Frau der Einfachheit halber ignorierend - als Kampfmaschinen ohne oder mit wenig Interesse an friedlicher Kooperation zu begreifen. Das könnte durchaus weiter ausgeführt werden, aber in Kommentaren ist ja Kürze gefordert. Dass es bellizistisch wesentlich auf “junge Männer” ankäme, ist im Übrigen eher eine optische Täuschung. Es ist sehr vordergründig gedacht, dass diejenigen, die “ins Feld ziehen” dafür auch verantwortlich sind. Klar, die berühmten Bilder und Berichte über das “August-Erlebnis” kenne ich auch; andere “Bilder” wurden publizistisch nicht verbreitet - man kann sich vorstellen, warum. Man könnte auch mal an die kampfgeilen “jungen Männer” in den 60ern in den USA denken, die - hurra schreiend - gar nicht schnell genug in den Vietnam-Krieg ziehen konnten, gell. Oder….äh….war das vielleicht anders??? Des Rätsels Lösung: Es gab eine andere Presse, Fernsehen, eine andere Publizistik als 1914. Mit Heinsohns geilen Kampfmaschinen war’s nicht so weit her - aber vermutlich ja nur deswegen, weil die sich gedacht haben: Wir sind soziomathematisch zu wenig. Ferner ist die insinuierte Annahme, die kampfeslustigen “jungen Männer” wären unter gewissen Voraussetzungen “überschüssig” und gerade deshalb so kampfeslustig, heutzutage in Europa indessen irgendwie “zu wenig” an Zahl und deswegen so unangenehm zahm, nicht schlüssig, wenn nicht genau bestimmt wird, woran dieses “zu viel/ zu wenig” eigentlich gemessen wird. Gibt’s in dieser Betrachtung eigentlich auch so was wie “genau richtig” – mengenmäßig, und was passiert dann? Diese schräge Tonnenideologie müsste der Autor mal etwas genauer erklären, worauf man aber vermutlich lange warten kann. Ich verstehe jedenfalls unter Wissenschaft nicht, ein einziges Steckenpferd zu Tode zu reiten - ein kritisches Nachdenken über die Tauglichkeit desselben tunlichst vermeidend.
Warum hat es eine ganz einfache und einleuchtende Antwort so schwer sich zu verbreiten ? Sehr ähnlich ist es mit dem Zusammenhang von Überbevölkerung und Hunger. In seinem Buch “Der Kampf ums Brot” nennt der Autor Wolfgang Hirn ein Kapitel: “Die Verhütung eines Themas”. So wurde auf dem Welternährungsgipfel 2008 in Rom von den Delegationen aus 181 Ländern das Thema Bevölkerungswachstum nahezu totgeschwiegen. Ist das, ebenso wie der Bürgerkriegsindex, eine so unangenehme Wahrheit, daß deren Unterdrückung so zuverlässig und ohne jede explizite Anweisung automatisch stattfindet ? Ayn Rand: “You can ignore reality, but you can’t ignore the consequences of ignoring reality.”
Deshalb begrüße ich besonders Ihre deutlichen Worte zur Politik im allgemeinen und im besonderen, die Sie, Herr Professor, wie folgt all umfassend umrissen und beschrieben haben, und die nicht eindringlich genug zitiert werden müssen. “Die Mitarbeiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in Ostberlin können aufatmen: Alle DDR-Bürger verlassen das Gebäude. Man hatte schließlich Rechtsanwalt Wolfgang Vogel eingeschaltet, den Unterhändler der DDR beim Häftlingsfreikauf. Die Besetzer haben seinen Versicherungen Glauben geschenkt, dass ihre Ausreise so schnell wie möglich gestattet werden würde. Das Politbüro hat aber immer noch keine Strategie, wie man mit den Ausreisewilligen umgehen soll. Es reagiert konfus und planlos.” So realitätsbewusst formuliert, liest man es leider nur selten.
Ein interessanter Text, der vieles für sich hat. Immerhin ein Einwand liegt doch nahe: Was ist mit dem Zweiten Weltkrieg? Da war der demographische Druck weit geringer, die Verluste aber noch größer. Auch die Demographie erklärt eben nicht alles.
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