Da haben Sie etwas verwechselt, Herr Krikowski: Die Offiziellen haben nicht die Kritik an Russland entsorgt, sondern die an der DDR-Politik. Der Kommunismus steht wieder hoch im Kurs, die aktuelle Innenministerin ist in einem Boot mit erklärten Kommunisten. (Man könnte auch “Linksextremisten” sagen. ) Den Auftsand am 17. Juni haben Soldaten der UdSSR niedergeschlagen; wenn Sie einige Reden von Putin gelesen haben werden Sie wissen, dass er kein Kommunist ist und harte Kritik am den KPdSU geübt hat. Wenn gegenwärtig Kritik an den Tätern des 17. Juni regierungsseitig unerwünscht ist, dann weil dies die Schaffung der DDR2.0 stören würde.
Bis 1944 stand da, wo das Foto entstand, statt der russischen Botschaft das Hotel Bristol, von dem ich noch einen Löffel aus dem Nachlass meiner Eltern besitze. Die Russen waren “hinten” in der Behrenstraße in einem sehr eleganten kleinen Palais. Es wäre mir lieber, diese Kaiserzeiten kämen zurück, natürlich ohne die wahnwitzige Automatik, wegen des Balkans als Auslöser einen ganzen Kontinent in den Untergang zu stürzen. Wohlgemerkt, wer jetzt dasselbe auf die Ukraine überträgt: Gerade diese Automatik gab es nicht, und es gab auch kein Attentat, außer eben jenes, dieses Land ohne Not zu überfallen. Und natürlich erinnert es auch mich an Berlin 1953, Ungarn 1956, Berlin 1961 und Prag 1968. Alle sind fassunglos, die meisten empört, bis auf die üblichen fünften und sechsten Kolonnen - und am Ende gewinnen immer die Russen. Denn das ganze ideologische Gequatsche des Kreml kann man seit 1917 (und vorher auch: “Du bist doch kein verfluchter Tschetschenze!” - Aus: “Ein Held unserer Zeit” von Michail Lermontow) komplett vergessen, es geht immer nur um die Macht Russlands und des jeweiligen “Zaren”, nichts sonst. Wer also lautstark meint, sich von den Russen “befreien” lassen zu können wie 1945, dem wünsche ich anschließend starke Nerven bei Klappehalten unter russischer Führung und noch stärkere beim Absitzen seiner Lagerhaft. Äh, Giffey? Wer war das nochmal?
@ R. Knoth Warum hat der böse Volker das so geschrieben? Russophob ist natürlich nicht das Gleiche wie islamophob.
Sehr geehrter Herr Krikowski, wir werden bereits auf das Frieren und Hungern für die Ukraine im Winter medial vorbereitet (Habeck), ebenso wie auf das Maskentragen von Oktober bis Ostern (Lauterbach). Darüber beklagt sich auch niemand, denn die Leute sind sehr eingeschüchtert und niemand will als Dissident und Staatsfeind gelten. Eine Bundeswehr, die mit der Ukraine in einen Krieg gegen Russland zieht, haben wir (in diesem Fall glücklicherweise) auch nicht. Erwarten Sie weiterhin deutsche Demut und Angepasstheit von uns, aber bitte keine Klatschorgien wie bei der CDU. Um allgemeine Begeisterung hervorzurufen, braucht man entweder wirkliche Überzeugung oder extremen Druck. Beides liegt meiner Meinung nach momentan (noch) nicht vor.
Butter bei die Fische: Russland führt in der Ukraine einen völkerrechtlich nicht gedeckten Krieg - keinen Vernichtungskrieg. Ein Vernichtungskrieg ist das was die Wehrmacht ab 1941 in der Sowjetunion aufgeführt hat und vier Jahre später mit 27 Millionen getöteten Sowjetbürgern endete. Hier waren von vornherein der Tod von 30 Millionen Slawen, das Verhungernlassen großflächiger Siedlungsgebiete, Umsiedlungen, das Niederbrennen tausender Dörfer Programm und nicht Kollateralschaden. Der Tod von 3 Millionen sowjetischer Kriegsgefangener war kein Unfall, sondern Plan genau wie die Ermordung von Juden, Zigeunern und anderen als minderwertig Eingestuften. Unbescholtene Wehrmachtsgeneräle und hunderte Mitarbeiter in Stäben und Ministerien hatten nichts anderes als die vollständige Vernichtung im Sinn, von vornherein war Völkermord Programm. Davon ist Russlands Kriegsführung Lichtjahre entfernt. Die Verbrechen des Stalinismus, die Verbrechen der DDR-Führung und sonstige Untaten kommunistischer Regimes sollten nicht den Blick auf die objektive Bewertung des jetzigen Krieges in der Ukraine verstellen. Zum 17.06.1953: die UdSSR sah den Volksaufstand kommen und mahnte immer wieder Mäßigung bei Ulbrichts Wirtschaftsprogrammen an, um einen bewaffneten Konflikt mit der Bevölkerung zu vermeiden. Die Aufständischen richteten auch sofort eine Adresse an die sowjetische Militärkommandatur dass man sich nicht gegen die UdSSR auflehne, sondern gegen Ulbrichts Regime. Da die junge DDR-Staatsgewalt außerstande war, den Aufstand selbst niederzuschlagen, musste die Sowjetunion wohl oder übel eingreifen und einen ungeliebten Vasallen retten um die DDR nicht zu verlieren. Man sollte Geschichte nicht einseitig in Gut und Böse einteilen so wie es der Autor des Artikel, wohl auch aus persönlicher Betroffenheit, tut. Beide Machtblöcke waren nicht zimperlich, wenn es um ihre Einflusszonen ging.
@Volker Kleinophorst: Sehe ich genauso. Aus eigener Sicht im ´Namen einer guten Sache` zu handeln, heilt doch keinen Rechtsbruch, keine Ordnungswidrigkeit. Hier wird für zweierlei Recht plädiert. Ein Recht für die Guten und ein Recht für die…. Anderen? Bösen? Doofen? Empathielosen? Das Totschlagargument und Rechtfertigungsargument für alle Verfehlungen des Regimes in der DDR: Bist Du etwa nicht für den Welfrieden?
Ach Du Sch… Immer wieder wird hier so getan, als ob die Sowjetunion nur aus Russland bestand. Das war mitnichten so. Die örtlichen Potentaten - gerade in der Ukraine - oder den mittelasiatischen Ländern mutierten flugs zu Demokraten. Natürlich unter tätiger Mithilfe ihre landeseigenen Oligarchen. Trotzki ist auf dem Gebiet der heutigen Ukraine geboren, Stalin war Georgier. Achgut ist nur noch wegen der Corona-Artikel lesbar.
Wenn ich zu meinem Hausarzt muß, komme ich am russischen Konsulat vorbei. Gegenüber haben Ukrainer eine Theaterkulisse zum Drama “Ukraine und Teufel Putin” aufgebaut. Das musische Gedudel strapaziert das Trommelfell und die Plakate stehen nutzlos herum - keiner liest sie, viele Passanten wechseln rechtzeitig die Straßenseite. Zu viel Propaganda war nicht immer zum Nutzen einer Sache.
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