Russische Verhältnisse in Brasilien: Eine Frau, die 2023 in der brasilianischen Hauptstadt mit Lippenstift eine Protestbotschaft auf eine Statue schrieb, wurde zu 14 Jahren Haft verurteilt.
Debora Rodrigues beteiligte sich zusammen mit Anhängern des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro nach dessen Wahlniederlage an Protesten, bei denen auch Regierungsgebäude angriffen wurden, meldete bbc.com. Die 29-Jährige wurde im Zuge von Ermittlungen zu einem angeblichen Putschversuch gegen den seit Anfang 2023 regierenden Präsidenten Lula da Silva festgenommen und wegen der „Verwicklung in eine kriminellen Organisation, die einen Staatsstreich anstrebte“, verurteilt. Rodriguez entschuldigte sich für die Aufschrift „Perreu, Mane“ („Du hast verloren, Idiot"), die sie mit Lippenstift auf eine Statue vor dem Obersten Gerichtshof schrieb. Sie versichert, nicht an Gewalt beteiligt gewesen zu sein und bereute ihre impulsive Handlung.
Der Vorsitzende Richter Alexandre de Moraes, der wegen der Sperrung von X (siehe hier und hier) und dem Streit mit Elon Musk weltweit bekannt wurde, argumentierte, Rodrigues habe sich bewusst und freiwillig mit den Demonstranten verbündet und den Vorwurf bestätigt, dass sie an anti-demokratischen Akten teilgenommen habe. Es ginge nicht nur um das Graffiti.
Viele in Brasilien halten ihre Strafe jedoch für zu hart. Bolsonaro-Anhänger sehen in dem Urteil einen Beweis, dass das Oberste Gericht zu mächtig und voreingenommen geworden sei. Rodrigues hat sich für Bolsonaro-Anhänger zu einem Symbol politischer Verfolgung entwickelt. Bolsonaro selbst steht ebenfalls wegen eines angeblichen Putschversuchs vor Gericht und könnte im Falle einer Verurteilung über 40 Jahre Haft erhalten.