Ulrike Stockmann / 06.04.2022 / 15:30 / Foto: Achgut.com / 61 / Seite ausdrucken

12-Jährige in der Tagesschau

Was denkt sich eigentlich ein politisches Medium wie die Tagesschau, wenn es Kinder als Kommentatoren auftreten lässt?

Soll das unschuldig wirken? Niedlich? Glaubt man an den größeren Nachdruck der Botschaft, wenn sie von einem Kind geäußert wird? Und warum sollte eine Nachrichtensendung Wert auf derartige Effekthascherei legen?

Mit Journalismus hat es jedenfalls wenig zu tun, wenn man eine 12-Jährige einen Kommentar zum Ukrainekrieg sprechen lässt. So geschehen am 5. April in der Tagesschau (bzw. den Tagesthemen). Ellas Beitrag trägt den Titel „Was stimmt nicht mit Leuten wie Putin?“ Dies ist eine legitime Frage auf dem Schulhof, aber für den Auftritt in einer Nachrichtensendung vielleicht doch zu kurz gesprungen. Es drängt sich der Gedanke auf, dass hier kindliche Naivität missbraucht wird, um Weltpolitik niedlich und eigentlich ganz simpel einem erwachsenen Publikum zu verkaufen. Es mutet wie ein Dressurakt an. Zumal ohnehin fraglich ist, wie viel Ella und wie viel ARD-Redaktion in dem Beitrag steckt. Ella fordert:

Kinderrechte sind so eine richtige und wichtige Sache. Manche scheinen das aber noch nicht so ganz verstanden zu haben. Ich frage mich nur, was gibt es da nicht zu verstehen?

Fast alle Staaten haben der Kinderrechtskonvention zugestimmt. Aber wie man gerade in der Ukraine sieht, hat Herr Putin leider vergessen, dass sein Land auch mal unterschrieben und somit zugestimmt hat, die Kinderrechte anzuerkennen und durchzusetzen.

(…)

Ich habe gelesen, dass jeder zweite Flüchtling ein Kind ist und 60 Millionen Kinder weltweit auf der Flucht sind. Sie alle haben keine Zukunft, wenn wir sie vergessen. Erwachsene haben sogar ein Wort für all diese Kinder: verlorene Generation. Ist das nicht schrecklich?

Was stimmt nicht mit Leuten wie Putin? Wie egal können einem Menschen sein? Werden Verträge wie die Kinderrechtskonvention nicht gemacht und unterschrieben, damit man sich daran hält? Wenn ihr Fragen habt, fragt doch uns Kinder. Wenn euch Kinder überhaupt interessieren.“

Entmündigung der Eltern?

Ella schlägt vor, dass Deutschland zum Vorreiter in puncto Kinderrechte werden sollte:

„Wie wäre es denn, wenn wir in Deutschland ein Vorbild für die Welt in Sachen Kinderrechte wären? Aber dafür müsste man auch was tun. Ein Beispiel wäre, dass ihr uns nicht mehr so oft vergesst. Wie zum Beispiel in der Pandemie, bei der Klimakrise oder der Bildung. Und ich finde, dass für jeden die gleichen Rechte gelten sollten. Und niemand sollte in Armut leben. Deswegen fordere ich Sie, Herr Scholz, auf, die Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen. Denn an Gesetze muss man sich halten.“

Was hat es nun aber mit der charmant klingenden Forderung nach „Kinderrechten“ auf sich? Die Autorin Birgit Kelle hat bereits vor einem Jahr darauf hingewiesen, dass Kinder auch Menschen sind und eigentlich die allgemeinen Menschenrechte Kinder schützen sollten. Die seit Jahren immer wieder von SPD, Linken und Grünen vorgebrachte Forderung nach Kinderrechten betrachtet Kelle als Versuch, Eltern zu entmündigen:

„Nach aktueller Rechtslage haben laut Artikel 6 GG die Eltern eine natürliche Vertretungsvollmacht für ihre Kinder, weil unsere Verfassung mit Vertrauen in Eltern annimmt, dass diese ein natürliches Interesse am Wohlergehen ihrer Kinder haben (…)

Kinderrechte in die Verfassung wäre also der ausgesprochene Generalverdacht gegen die Erziehungskompetenz von Eltern. Es würde mit der Selbstverständlichkeit brechen, dass Eltern selbst entscheiden, was gut und richtig ist für ihre Kinder, dass sie entscheiden, wie sie ihre Kinder erziehen, welche Werte sie weiterreichen, was sie ihren Kindern erlauben oder verbieten.“

Kelle fügt hinzu, dass für vernachlässigte oder misshandelte Kinder die heutige Rechtslage bereits „eindeutig und ausführlich geregelt“ sei.

Ganztagsbetreuung ausbauen

Kürzlich bemängelte die Kinderhilfs-Organisation Unicef, dass Kinderrechte nicht im deutschen Grundgesetz stünden. Prompt will nun die Ampel-Koalition einen erneuten Vorstoß unternehmen, um dahingehend das Grundgesetz zu ändern. In einem Bericht der Zeit heißt es:

„Das Kinderhilfswerk fordert nachhaltige Aufklärungskampagnen und gezielte Prävention gegen Gewalt an Kindern. Junge Menschen sollten stärker als Experten und Expertinnen in eigener Sache anerkannt werden. Außerdem müsse das Angebot der Ganztagsbetreuung ausgebaut werden.“

Gleichzeitig lässt man die 12-jährige Ella in der Tagesschau auftreten und Kinderrechte einfordern. Die ARD instrumentalisiert also offenbar sowohl ein Kind als auch den Ukrainekrieg, um einen fragwürdigen Gesetzesvorstoß zu fördern.

Foto: Ulrike Stockmann

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Karl Wenz / 06.04.2022

Man sollte zugeben, dass Ellas Rede auch nicht blöder ist als anderes, was in der Tagesschau und anderen GEZ-Medien tagtäglich so verbreitet wird. Die gleiche mangelnde intellektuelle Trennschärfe, der gleiche Konformismus, die gleiche Schlagseite zum Naiv-Sozialistischen, die gleiche woke Friede-Freude-Eierkuchen-Ideologie und Ellas kindlichen Gut-Böse-Schematismus verwenden diese Medien schon seit Jahren, den haben sie den Kindern geklaut, bei Ella wirkt er nun fast echt. Es wäre nur konsequent, wenn die GEZ-Medien ab sofort zu 100% von Kindern verantwortet würden, schlimmer würde es nicht werden.

Ralf.Michael / 06.04.2022

Der absolute Missbrauch der kindliche Naivität. Kommunistischer Standard, Agitation vom Feinsten, das machen die Sozen schon immer so ! Mich wundert nur, warum man keine 6-jährige mit Stofftier genommen hat. Der Effekt wäre ungleich grösser gewesen. Den Text auswendig gelernt oder abgelesen ? Jedenfalls herzlichen Dank an Scholz, Steinmeier Co.  Schmutzige Charaktere halt, solche Leute habe ich nicht gewählt..

Curt Handmann / 06.04.2022

Ich finde das schon erklärbar. Die “Tagesschau” (die es in ihrer früheren Verfassung ja leider nicht mehr gibt) agiert schon seit vielen Jahren auf dem geistigen Niveau beleidigter, renitenter Sandkastentitis, die nach Mami und Papi schreien.  Die “Berichterstattung” der TS nähert sich also deren geistigen Niveau weiterhin konsequent an.

Holger Lundstrom / 06.04.2022

Liebe Frau Stockmann, bei allem Respekt: Sie liegen hier grundfalsch. Die ARD hat mitnichten ein Kind instrumentalisiert, es handelt sich hier um ein völlig banales Anstellungsverhältnis. Seit mittlerweile zwei Jahren schreibt die liebe Ella die meisten Online-Artikel und plant einen großen Teil der Sendungen - durfte bisher aber nicht ein einziges Mal selbst ins Rampenlicht, um die Lorbeeren für ihre Arbeit einzuheimsen. Ich bin sehr froh und dankbar, dass sich das nun geändert hat, und hoffe auf häufigere Auftritte dieser talentierten jungen Journalistin, deren Faktenchecks mir unzählige Male bei wichtigen Entscheidungen weitergeholfen haben.

Jason King / 06.04.2022

Richtig, es geht um eine Entmündigung der Eltern und darauffolgende Ideologisierung der Kinder. Einspannen für die “Wissenschaft”. “Impfungen” selber wählen dürfen. Von Einpeitschern und Kadern gesagt zu bekommen, was richtig und gut ist. Und wenn die Eltern nicht einsichtig sind und einen anderen Lebensstil bevorzugen, kommen die Kinderhorten mit regenbogenfarbenen Fibeln und wüsten Beschimpfungen. Ein weiterer Abglanz zum Kommunismus.

P. Wedder / 06.04.2022

Es ist immer einfacher so etwas wie populäres wie “Kinderrechte” lautstark zu fordern, statt sich tatsächlich für das Kindswohl einzusetzen. Das sieht man hier in Deutschland z.B. an der Kinderehe, die bei Flüchtlingen leider viel zu oft anerkannt wird, indem man die Minderjährigen weiter bei einem Erwachsenen leben lässt, der dann die volle “Verfügungsgewalt” über sie hat. Wo bleiben da die Rechte der Kinder? Oder bei dem sog. “Kindesmissbrauch”? Das fängt schon beim Wort an, denn “Missbraucch” klingt viel harmloser als “Vergewaltgung”, so nach Hand aufs Knie gelegt. Schon mal die Strafen dafür angesehen? Eine Jugendamtsmitarbeiterin hat mir mal erklärt, dass sie 2 Mädchen nicht aus der Familie nimmt, da der Vater nach Jahren aufgehört hat sie zu “missbrauchen”, er sich reuig gezeigt hat und man die Familie nicht auseinanderreißen möchte. Seltsamerweise hatte ungefähr zu dem Zeitpunkt aufgehört, als die Mädchen geschlechtsreif wurden.  Aber Kinderrechte fordern kostet ja nichts. Man stellt sich der Jugend gut dar, gibt kein Geld aus und muss sich sonst nicht groß für deren tatsächliches Wohlbefinden engagieren. Bei dem Thema wird mir nur noch schlecht.

Marcel Seiler / 06.04.2022

Ein Kind in die Reihe der Tagesschau-Kommentatoren: göttlich! Das zeigt doch, wie die Tagesschau insgesamt das Niveau ihrer Kommentatoren einschätzt. Aber (bitterer) Scherz beiseite: Was die Tagesschau macht ist AgitProp. Eine Frechheit und ein Schlag ins Gesicht der Zwangsgebührenzahler.

Dr Stefan Lehnhoff / 06.04.2022

Hitler lies sich auch gern Kinder tätschelnd in der Wochenschau ablichten (Biden tut es gern, aber lässt sich nicht so gern ablichten). Typische Gesinnungstaat. Keine schnelle Nazikeule- man kann gar nicht genug betonen, wie totalitär das Denken vieler und insbesondere der Herrscherklicken heute ist. Als man die Zahl der Arbeitssklaven verdoppeln wollte, erfand man die Emanzipation der Frau. Als Mann die frühkindlichen Entwicklung Richtung Sklavenmentalität verbiegen wollte, erfand man den Kindergarten. Jede Krippe ist ein KZ. Jede Schule ein Verdummungs- und Hirnwaschungsort. Ergebnis Luisa, Ricarda und Co. Dummdreist, Totalitär und lebensunfähige Parasiten. Man kann diese Wahrheit verleugnen, aber auf Dauer nich ihre Folgen.

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