Trump will Universitäten staatliche Förderung streichen, wenn sie Quote vor Leistung stellen. Das Geschrei ist groß, doch den Unis fällt nun ihre eigene Agenda auf die Füße.
Amerikanische Universitäten laufen derzeit Sturm, weil Trump die öffentliche Unterstützung von 60 Universitäten und Hochschulen überprüfen lässt. Staatliche Gelder sollen Universitäten demnach nur erhalten, wenn sie von „Diversity“-Programmen Abstand nehmen, gegen Antisemitismus (unter anderem in Gestalt von Hamas-Aktivisten) vorgehen und weitere Regierungs-Vorgaben befolgen. Dies wird von Hochschulen und linker Presse als „Einmischung in die Wissenschaftsfreiheit“ wahrgenommen. Die Elite-Uni Harvard lehnte die Befolgung dieser Vorgaben ab, woraufhin Trump Fördergelder einfrieren ließ und die Universität wiederum Klage einreichte.
Der klinische Psychologe und emeritierte Professor Jordan B. Peterson lehrte von 1993 bis 1998 an der Harvard Universität als Assistenzprofessor und von 1998 bis 2022 als Professor an der University of Toronto. In diesem Rahmen forschte er unter anderem zum Thema Persönlichkeitsstruktur. Ab 2016 positionierte sich Jordan B. Peterson öffentlich gegen politische Korrektheit und Wokeness (u.a. als er ein Video veröffentlichte, in dem er vor dem kanadischen Gesetz Bill C-16 warnte, das die Verwendung „falscher Pronomen“ kriminalisiert). Seither avancierte er zu einem Star der konservativen Szene und gleichermaßen zu einem linken Feindbild. Aufgrund seiner eigenen Einblicke in den akademischen Betrieb, beurteilt Peterson Trumps Vorstoß differenzierter.
Ein ideologisches Glaubensbekenntnis verfassen
Aktuell laufen Forscher Sturm, weil Trump ihre Forschungsfinanzierung bedroht. Ich kann das verstehen, denn es ist generell schwer, Forschungsgelder zu bekommen. Akademiker verbringen wahrscheinlich ein Drittel ihrer Zeit mit dem Schreiben von Anträgen auf Stipendien, was ebenfalls erschreckend ist und auch ein Hinweis auf den korrumpierenden Einfluss der staatlichen Finanzierung darstellt. Es ist also schwer, Forschungsgelder zu bekommen, aber man braucht sie, um sein Labor zu betreiben, Doktoranden einzustellen, Geräte zu kaufen und so weiter – obwohl an Institutionen wie Harvard die Stiftungsgelder im Prinzip für solche delikaten Dinge verwendet werden könnten.
Wenn man also dort getroffen wird, wo das Geld verteilt wird, ist das ein harter Schlag. Und es bedroht den Fortbestand des Forschungsbetriebs in seiner jetzigen Form. Aber, nun kommen wir zu einem wichtigen Punkt: Spätestens seit den frühen 2010er Jahren sind DEI-Erklärungen (das Bekenntnis zum Konzept von „diversity, equity and inclusion“, auf Deutsch „Vielfalt, Gleichheit und Inklusion“) bei akademischen Einstellungen, Beförderungen und Förderanträgen allgegenwärtig, insbesondere an Eliteuniversitäten wie Harvard. Forscher, die von Bundesmitteln abhängig sind (und zum Beispiel 37 Milliarden Dollar der Nationalen Gesundheitsinstitute vom US-Gesundheitsministerium im Jahr 2024 erhalten haben), haben sich pflichtbewusst an diese Vorgaben gehalten und dabei oft ideologischer Konformität und Feigheit den Vorrang vor Verdiensten und Tapferkeit gegeben.
Das habe ich etwa 2010 selbst erfahren, als ich Anträge für den National Natural Sciences and Engineering Research Council, den Medical Research Council und den Social Sciences and Humanities Research Council geschrieben habe. Das sind alles kanadische Gremien, aber ähnliche Einrichtungen gibt es auch in den USA. Ich hätte ein ideologisches Glaubensbekenntnis verfassen müssen. Ich dachte mir: Das mache ich auf gar keinen Fall. Das wäre absolut unentschuldbar. Es steht in komplettem Gegensatz zu meiner Verpflichtung, als Wissenschaftler und Forscher nach der Wahrheit zu suchen und meinen Studenten die Wahrheit zu vermitteln. Also sagte ich mir: Ihr könnt mich mal! Sie brauchen mich mehr als ich Sie brauche. Ging es anderen genauso? Nein, viele andere Forscher, Männer wie Frauen, haben mitgemacht und den Progressiven freie Hand gelassen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Und jetzt soll bitte auch niemand darüber jammern. Man liegt, wie man sich bettet.
Hauptsache „Person of Color“
Lassen Sie uns diese Entwicklung genauer nachvollziehen. In den frühen 2010er Jahren tauchten DEI-Erklärungen als optionale Komponente bei der Einstellung von Lehrkräften an Universitäten wie der University of California in Berkeley auf und verbreiteten sich bis 2015 auch an den Ivy-League-Hochschulen. Das ganze Programm startete wie gesagt optional, nach dem Motto: Vielleicht sollten wir mehr „People of Color“ als Forschungsassistenten oder Professoren einstellen. Ich kann Ihnen sagen, dass ich als Professor in vielen Einstellungsausschüssen saß, und jede „Person of Color“, die auch nur annähernd qualifiziert war – und die Betonung liegt auf „annähernd“ –, wurde von den Universitäten so schnell genommen, dass man es kaum glauben konnte. Diese Tendenz gibt es mindestens seit den 1990er Jahren.
Wenn Universitäten also nicht in der Lage sind, ihre Quoten in Bezug auf Rasse, sexuelle Identität und Geschlecht zu erfüllen, dann liegt das daran, dass es einfach keine qualifizierten Personen in diesen Kategorien gibt. Niemand wird das freilich zugeben. Es ist aber die reine Wahrheit. Ich saß, wie gesagt, in vielen Einstellungsausschüssen. Wenn es irgendjemanden gab, der auch nur im Entferntesten nach Minderheitenstatus roch und auch nur im Entferntesten qualifiziert war, wurde er vor allen anderen Kandidaten bevorzugt. Es gibt wahrscheinlich keine andere Institution auf der Welt, die versucht hat, inklusiver zu sein als die Universitäten. Und eine gewisse Zeit lang sogar, ohne die Qualität zu opfern. Wenn nicht einmal die Universitäten die Quoten erfüllen und man trotzdem glaubt, dies wäre eine Folge von systemischem Rassismus, dann gehört man zu den Neomarxisten, mit denen wir uns eigentlich nicht mehr auseinandersetzen sollten, schon gar nicht an den Universitäten.
Rückblickend stellen wir also fest, dass die DEI-Erklärungen im Jahr 2010 optional, aber ab 2018 obligatorisch waren. Und es kam noch schlimmer. Denn jetzt waren sie nicht nur verpflichtend, sondern auch das Kriterium, nach dem Lehrkräfte überhaupt eingestellt werden. Vor allem in den Fakultäten für Geistes- und Naturwissenschaften sowie Medizin, was man auf keinen Fall vergessen sollte.
Übrigens, wenn Sie einen frischgebackenen Arzt aufsuchen, haben Sie keine Ahnung, ob er nach seinen Leistungen oder auf einer anderen Grundlage ausgewählt wurde. Und Sie haben keine Ahnung, ob das Programm, in dem er ausgebildet wurde, ihn ohne Vorschusslorbeeren nur nach seinen Leistungen beurteilt hat – selbst an einer angesehenen Institution. Das sollten Sie im Hinterkopf behalten, wenn Sie Ihr krankes Kind in die Hände eines Arztes geben. An Ihrer Stelle wäre ich da sehr vorsichtig, und ich selbst bin es auch.
Warum noch staatliche Förderung?
Nach 2020, nach dem Tod von George Floyd, wurden die DEI-Anforderungen verschärft (Anm. d. Red.: Im Zuge der „Black-Lives-Matter“-Bewegung). Es ist mir nicht ganz klar, warum die Ereignisse um George Floyd alles in allem von so großer historischer Bedeutung waren, dass die größten Universitäten der Welt ihre Beförderungs-, Einstellungs-, Auswahl- und Veröffentlichungskriterien neu hätten festlegen müssen. Aber genau das haben sie getan, anstatt auch nur ein Quäntchen Mut zu haben.
Die Harvard FAS (Faculty of Arts and Sciences) hat DEI-Erklärungen für alle Tenure-Track-Einstellungen vorgeschrieben, in denen neben der Wissenschaft auch das Engagement der Kandidaten für Vielfalt bewertet wird. Nun, neben der Wissenschaft oder vor er Wissenschaft? Auch darauf kommen wir noch zu sprechen. (Anm. d. Red.: „Tenure-Track“ bedeutet ein Einstellungsverfahren, bei dem ein neuer Professor zunächst befristet angestellt wird, um nach erfolgreicher Qualifizierung eine lebenslange Professoren-Stelle zu erhalten. Dieses Verfahren ist in Nordamerika verbreitet, wird aber aktuell von der Politik auch in Deutschland etabliert. Das deutsche Forschungsministerium betreibt ein Tenure-Track-Programm zur Förderung des Hochschulnachwuchses).
Förderanträge an die oben erwähnten Nationalen Gesundheitsinstitute sowie die National Science Foundation der USA erfordern zunehmend DEI-Pläne, und 80 Prozent der großen Forschungsuniversitäten haben bis 2023 ähnliche Vorschriften erlassen.
Wir rekapitulieren: Man muss Einstellungen, Beförderungen und Veröffentlichungen auf der Grundlage von Ethnie, Geschlecht und sexueller Identität vornehmen. Und was heißt das am Ende? Es bedeutet, dass man aufgehört hat, Wahrheit, Qualität und Verdienst als Kriterien anzuwenden. Warum zum Teufel sollten solche Einrichtungen noch (staatliches) Geld erhalten?
Keinerlei Verständnis für Feigheit
Lassen Sie mich noch einen weiteren Aspekt anführen, von dem ich ebenfalls weiß, dass er stimmt. Ich habe mit vielen Professoren der kalifornischen Stanford University gesprochen, vor allem vom Hoover Institute. In Stanford gab es einige Leute, wie Jay Bhattacharya (der jetzt in der neuen Trump-Administration recht gut dasteht), die sich Mitte der 2010er Jahre gegen den woken Mob erhoben (Anm. d. Red.: Jay Bhattacharya ist Stanford-Professor für Medizin und Ökonomie und wurde von Trump zum Leiter der Nationalen Gesundheitsinstitute ernannt).
Jay hat (wegen seines Widerstands) sehr gelitten, aber er hatte ein paar Kollegen um sich, die zu ihm hielten. Die Psychopathen der woken Cancel-Mafia sind durchaus in der Lage, erfolgreich einen nach dem anderen zu verfolgen. Aber wenn man zu fünft ist, wenn man beispielsweise ein bedeutender Forscher und ein hervorragender Professor ist und sich zusammenschließt, dann haben sie keine Chance. An wie vielen Orten gab es denn solche Zusammenschlüsse? An einem einzigen: In Stanford.
Denn wegen des Hoover Institute, einem konservativen Thinktank, gab es dort tatsächlich einige klassische Liberale und Konservative. Für‘s Protokoll: Jay Bhattacharya ist nämlich in keinster Weise ein Nazi. Er selbst ist eine „Person of Color“. Was man ihm in diesem Kontext natürlich zugutehalten sollte. Wofür plädiere ich also? Hätten sich fünf meiner Kollegen mit meinem oder einem größeren Forschungshintergrund an drei Universitäten zusammengetan und dem DEI-Mob gesagt, er solle zur Hölle fahren, wäre das alles nicht passiert. Es ist aber passiert. Das ist ein Beispiel für ein Ausmaß an Feigheit, das so tiefgreifend ist, dass es mich immer noch schockiert.
Diejenigen unter Ihnen, die zuhören und zuschauen, sollten keinerlei Verständnis dafür haben, was die Leute, die Sie unfreiwillig, im Wesentlichen mit Ihren Steuergeldern, unterstützen, mit der Verantwortung getan haben, die ihnen zum Beispiel durch ihren steuerbefreiten Status übertragen wurde. Diese Leute wissen es verdammt noch mal auch selbst. Harvard, Columbia, die großen Universitäten, sie haben Angst, weil sie wissen, dass sie in ein Fettnäpfchen getreten sind. Und das haben sie auch tatsächlich. Sie verdienen, was auch immer auf sie zukommen wird.
Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson.
Jordan B. Peterson (* 12. Juni 1962) ist ein kanadischer klinischer Psychologe, Sachbuchautor und emeritierter Professor. In seinen Vorlesungen und Vorträgen vertritt er konservative Positionen und kritisiert insbesondere den Einfluss der Political correctness und die Genderpolitik. Sein 2018 erschienes Buch „12 Rules for Life“ war internationaler Bestseller.
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