Jordan B. Peterson, Gastautor / 01.11.2017 / 06:10 / Foto: Nova / 4 / Seite ausdrucken

112-Peterson: Wenn die Prinzessin zum bösen Teenager wird

Jordan B. Peterson, Psychologie-Professor an der Universität von Toronto, wird jetzt jede Woche auf Achgut.com vertreten sein. Seine Hauptthemen sind die Psychologie des religiösen und ideologischen Glaubens sowie die Entwicklung der individuellen Persönlichkeit. Im vergangenen Jahr widersetzte sich Peterson einem kanadischen Gesetz, das die Bürger unter anderem dazu zwingen will genderneutrale Pronomen zu verwenden (Bill C-16), weil es nach seiner Auffassung die Redefreiheit verletzt. Mit seiner Kritik an den  damit verbundenen Ideologien erreicht Peterson auf seinen Youtube-Kanälen inzwischen ein Millionenpublikum. Die Achse des Guten veröffentlicht jede Woche einen ins deutsche übertragenen Beitrag des Kanadiers unter dem Kolumnentitel „112 Peterson“.

Von Jordan B Peterson.

Ein kurzer Exkurs über Menschen, die Rousseau‘sche Vorstellungen über Kinder haben. Sie wissen schon, die Idee, dass Kinder alle gut sind und erst von der Gesellschaft verdorben werden - was die halbe Wahrheit ist, weil sie eben auch nicht gut sind und erst durch und in der Gesellschaft geformt und diszipliniert werden.

Hierbei sind die Rousseau-Typen besonders interessant, wenn ihre Kinder ins Teenageralter kommen, oder wenn sie sie wie „kriminelle Teenager“ beurteilen. So als ob das Kind perfekt gewesen wäre, bis es ungefähr elf Jahre alt wurde, und sich dann in einen Teenager verwandelt und zum Schlägertypen wird. Als würde es in einem Schritt vom guten Kind zum Schläger werden.

Das sieht man besonders oft in Familien, die besonders ihre Töchter wie Prinzessinnen behandelt haben. Dann kommen die in die Pubertät. Und die Eltern, die sie bis dahin als Prinzessinnen verhätschelten, haben dann keine Ahnung, was sie mit ihnen anfangen sollen. Und dann werden sie dämonisiert. So wird das bis dahin übermäßig gute Kind in einen übermäßig bösen Teenager verwandelt und manchmal leben die das dann auch aus.

Was ich schon bei Mädchen beobachtet habe, die, als sie klein waren, wie Prinzessinnen behandelt wurden, und ihre Eltern sie dann irgendwann in den Griff bekommen müssen und zu viel gutes Benehmen von ihnen verlangten: Die finden dann irgendeinen miesen Typen, der sie aus der Familie reißt.

Rocker sind dafür übrigens echt gut geeignet. Wenn Sie also irgendwelche Rachegelüste gegen Ihre Eltern hegen – nette Rocker sind dafür die perfekte Lösung.

Dieser Beitrag ist ein Ausschnitt aus dem Vortrag „Maps of Meaning 3: Marionettes and Individuals (Part 2)“. Hier geht’s zum Original-Vortrag auf dem Youtube-Kanal von Jordan B. Peterson.

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Winfried Sautter / 01.11.2017

Man kann bei Kindern schon von frühauf erkennen, welchen Charakter sie haben. Und die Aufgabe der Erziehung ist, sie - innerhalb einer ziemlich grossen Normbreite - zu passablen Mitgliedern der Gesellschaft zu machen. Die einen müssen gestärkt, die anderen müssen eingedämmt werden, wobei ihre Individualität ja durchaus berücksichtigt wird. Es ist immer ein Spannungsverhältnis zwischen den Rechten und Pflichten des Einzelnen, und denen der Gemeinschaft. Idealisierungen à la Rousseau sind letztlich fatal für beide Seiten, da das unbedingte Primat des Individuums die Gesellschaft zerstört, andererseits das Individuum nicht ohne die anderen (über)leben kann. Das Rousseau´sche Ideal mündet im Ergebnis in Anarchie oder Totalitarismus.

Dirk Jungnickel / 01.11.2017

Keine Ahnung, ob meine Tochter pubertätsbedingt seinerzeit nach einem “miesen Typ”  gesucht hat, der sie aus der Familie reist. Mit Sicherheit kann ich aber behaupten, dass sie niemals auf einen “netten Rocker”  hereingefallen wäre. Also ???

Dieter Kief / 01.11.2017

Ein bisschen dämonisch, aber gut (besoners dre Schlussatz mit der Rache!). Ich denke, Goethe und Schiller und Petersen hätten sich ganz gut verstanden. - Eheh - Kleist (Penthesilea) auch. Nur mit den DeutschlehrerInnen, die Probleme mit ihren pubertierenden Kidnerrn und/ oder Schülerinnen haben,  könnte es hie und da Probleme geben - aber schöne - - und hoffentlich produktiven Streit!

Wilfried Cremer / 01.11.2017

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