112-Peterson: Weibliche Selektion

Von Jordan B. Peterson.

Es ist sicher: Wir suchen uns gegenseitig nach Kriterien wie Selbsterkenntnis, Bewusstsein und Intelligenz aus. Ich weiß nicht, ob Ihnen das klar ist: Wenn man einen Partner auswählt, dann findet da in uns Menschen ein Wettrüsten statt. Wir suchen uns intelligente Partner aus. Das gilt vor allem für Frauen im Verhältnis zu Männern.

Die Vorstellung, dass da eine Auswahl stattfindet, ist auch der Grund dafür, warum es Eva ist, die im Garten Eden Adams Selbstbewusstsein weckt. Sie bietet ihm einen Apfel an. Sie ist diejenige, die ihn selbstbewusst macht. Ich denke, das ist tatsächlich zutreffend.

Denn Forschungsergebnisse der Evolutionsbiologen zeigen, dass die weibliche sexuelle Selektion einer der treibenden Faktoren war, die uns von Schimpansen unterschieden, einer der Hauptfaktoren.

Schimpansenweibchen sind nicht selektiv paarungswillig. Die paaren sich mit jedem, mit irgendeinem. Tatsächlich ist es so, dass die dominanten Männchen die untergeordneten Männchen wegjagen und so am Ende mehr Nachkommen zeugen. Aber es ist keine Folge der Auswahl seitens der Weibchen.

Bei Menschen ist das vollkommen anders: Frauen haben einen verdeckten Eisprung und es herrscht intensiver Selektionsdruck von Frauen auf Männer.

Man hat doppelt so viele weibliche Vorfahren, wie man männliche Vorfahren hat, es ist nicht wirklich schwierig, sich das arithmetisch auszurechnen. Man stelle sich vor, dass im Durchschnitt jede Frau ein Kind hat. Die Hälfte der Männer hätte keine und die andere Hälfte zwei. Das ist annähernd zutreffend, wenn Sie über die gesamte Geschichte der menschlichen Sexualität den Durchschnitt betrachten. Also sind vor allem die menschlichen Männchen einem gnadenlosen Selektionsdruck seitens der Weibchen ausgesetzt.

Ich denke auch, dass das einer der Gründe dafür ist, warum unter uns Menschen die Natur oft symbolisch als Frau dargestellt wird. Denn schließlich wählt die Natur aus. Es gibt keine bessere Definition der Natur als: „sie, die auswählt“.

Dieser Beitrag ist ein Ausschnitt aus dem Vortrag „Maps of Meaning 8: Neuropsychology of Symbolic Representation“. Hier geht’s zum Original-Vortrag auf dem Youtube-Kanal von Jordan B. Peterson.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Andreas Pramesberger / 20.12.2017

Was Rückschlüsse auf die Entwicklung verschiedener Kulturen zulässt, je nachdem, ob Frauen eben die Freiheit haben, ihre Partner zu wählen, oder nicht.

H. Störk / 20.12.2017

Tja, in (polygamen) Kulturen, die den Weibchen keine Wahl lassen bei der Partnerwahl, kommen dann konsequenterweise wieder die Schimpansen-typischen Verhaltensweisen durch…

Dirk Jungnickel / 20.12.2017

Bei den Schimpansen mag es zutreffen, dass die Weibchen nicht “selektiv paarungswillig” sind. Im Tierreich findet aber bei vielen Arten eine Balz statt. Diese dient dazu, den Weibchen die sexuelle Selektion zu erleichtern, es wählt nämlich den attraktivsten Partner. Der Schimpanse als Vorläufer oder als Beispiel ist demzufolge untauglich. Und balzende Männer finden sich in jeder gemischten Gruppe, ausgenommen vielleicht bei Psychologen. Und wieso fördert Eva im Paradies das Selbstbewußtsein des Mannes ? Im Gegenteil :  Animiert durch die Schlange v e r f ü h r t sie Adam mit den bekannten Folgen.

Rolf Krahmer / 20.12.2017

...“Schimpansenweibchen sind nicht selektiv paarungswillig. Die paaren sich mit jedem, mit irgendeinem. “... Da möchte ich doch gerne die genaue (zuverlässige) Quelle wissen ! “... dass die weibliche sexuelle Selektion einer der treibenden Faktoren war, die uns von Schimpansen unterschieden…” Warum sind dann die Schimpansen durch die Evolution trotzdem so hochentwickelt, dem Menschen die Nächststehenden ? “... dass die dominanten Männchen die untergeordneten Männchen wegjagen und so am Ende mehr Nachkommen zeugen. “ Das ist häufgi im Tierreich zu beobachten, aber das heißt doch, dass die Schimpansenweibchen sehr wohl indirekt selektieren / selektieren lassen nach dem Motto: Der Stärkere ist der (genetisch) Bessere bzw. “survival of the fittest”.

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