@ Werner Arning. Das sind wirklich gute und wichtige Fragen und Gedankenanregungen. Ich muss dabei an die “Pascalsche Wette” denken, also ein Zitat des berühmten Mathematikers und Philosophen Blaise Pascal: “Aber eure Seligkeit? Wir wollen Gewinn und Verlust abwägen, setze du aufs Glauben, wenn du gewinnst, gewinnst du alles, wenn du verlierst, verlierst du nichts. Glaube also, wenn du kannst.“—- Zum Thema hier: als Kind hatte ich große Freude an solchen Experimenten mit unfreiwilligen Probanden. Man nennt das auch “Streiche spielen”. Die endeten allerdings nicht immer so fröhlich, wie bei den Opfern von der Sendung “Verstehen Sie Spaß?”. Inzwischen habe ich selbst Kinder, und mein limbisches System ist sehr oft im Einsatz. Was Politik und Gesellschaft angeht, überrascht mich seit geraumer Zeit nichts mehr. Ich rechne einfach pauschal mit dem Unmöglichsten, und habe meistens Recht.
Bei unerwarteten Erfahrungen werden also beide Hirnhälften aktiviert. Aber offensichtlich gibt es Menschen, bei denen diese Hemisphären nicht kommunizieren. – Keiner bringt Empathie auf für Grenzsoldaten, die in 30 Jahren über 150 Menschen getötet haben, in einem fernen Land namens DDR. Aber schicke Jüngelchen mit hippen Phones und coolem Gras lösen bei der deutschen Supermutter heftige Dutzi-Dutzi-Teddybär-Emotionen aus, die auch hartnäckig weiter bestehen bleiben, wenn der Verstand längst Anlass hätte zu der Vermutung, dass in einem Zehntel der Zeit bereits zehnmal so viele Menschen gestorben wurden, mitten unter uns. – Offenbar spielen bei diese Vorgängen auch Skripte mit, die in viel tieferen Hirnregionen angelegt sind. Etwa: „Du Tarzan, ich Jane.“ Oder ist es schon schlichte Angstbindung? Auf jeden Fall kein gelungenes Zusammenspiel der beiden Hirnhälften.
Die Überwindung der Angst durch die Neugier nennt man Mut. Und ohne den kann es keine Erfahrung des Glücks geben und keine menschliche Gemeinschaft überhaupt. Mut kann man durch Disziplin und Übung lernen. Der erste Schritt ist die Verweigerung der Geborgenheit durch Routine. Man begreift das Leben als Herausforderung zu einem Abenteuer, als Reise. Der Ausgang ist klar, aber klar ist auch, daß man nicht auf bereits ausgetretenen Pfaden gehen WILL. Wenn man erkannt hat, daß das eigene Leben unvergleichbar ist mit jedem anderen, ist man frei genug, das Unerwartete zu begrüßen als Aufgabe. Das Unerwartete hält die Aufmerksamkeit wach und das allein zählt. Die Intensität der sinnlichen und gedanklichen Aufmerksamkeit ist ALLES. Die Kunst besteht darin , ” dem Engel des Tages “( Peter Handke ) die Tür zu öffnen und offen zu halten. Danke fürs Lesen.
„Ich denke, also bin ich“ – ein Satz, den nur die wenigsten verstehen” Welt, 15.11. 2018 WARUM sollen ihn nur die wenigsten verstehen ? Vielleicht versteht jeder etwas anderes darunter ? Und wer hat das recht zu sagen, daß das falsch ist ? Was sollen solche imaginären Experimente bewirken ? Die Menschen sind äußerst unterschiedlich gepolt, ich z. B. neige eher zum Pragmatismus, für mich sind solche Experimente ungeeignet, weil ich nach dem Sinn frage. Bei mir muß das meiste einen Sinn haben, darum lehne ich auch Psychologen ab. Trotzdem glaube ich an die Kraft der Gedanken und die recht neue Wissenschaft “Psycho-Neuro- Immunologie” fasziniert mich. Sie ist für mich sehr real . Als Proband wäre ich für Ihren Versuch eher ungeeignet.
1000 Dank @Werner Arning, dass Sie uns an ihren Gedanken teilhaben lassen. möchte hier gerne Angelus Silesius hinzufügen : “Mensch, werde wesentlich . denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg, Das Wesen, das besteht !” und überhaupt seinen ganzen “Cherubinischen Wandersmann”.
Nun ist das Leben ja dergestalt eingerichtet, dass das Unerwartete in jedem Augenblick lauert. Die Zukunft besteht ja nur gedanklich. Sie kann jederzeit vom Unerwarteten durchkreuzt werden. Wir vergessen gerne die Fragilität der ganzen Veranstaltung und bilden uns nur zu gerne ein, alles im Griff zu haben, alles geplant zu haben. Oft geht der Plan ja auch auf. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung. Der Plan gilt allerdings nur für unsere noch verbleibende Lebensdauer. Manchmal greift er noch in die der nachfolgenden Generation. Unter Umständen noch bis in die übernächste. Geradezu naturgemäß unerwartet wird dann Situation, wenn wir das Zeitliche segnen. Da hilft keine Erwartung und kein Plan mehr. Dann hat es sich ausgeplant. Dann ist Überraschung. Viele glauben, dann kommt das ewige Nichts. Eigentlich verwunderlich, dass dieses niemanden zu beunruhigen scheint. Es ist ihm kaum einen ernsthaften Gedanken wert. Alle Energie wird in die Planung bis, sagen wir mal 95, gesteckt. Bis dahin soll, wenn es eben geht, nichts Unerwartetes passieren. Damit wir am Ende des Lebens beruhigt das Licht ausmachen können. In dem Gefühl, alles richtig gemacht zu haben. Alle Schulden sind beglichen, den Kindern geht es gut. Und doch ist es verwunderlich. Kein Gedanke an das kommende „Nichts“? Kein Versuch, etwas darüber herauszubekommen? Man nimmt alles als unveränderbar hin? Vielleicht holt man noch eine kleine Spielverlängerung heraus? Eine kleine Nachspielzeit? Womöglich in dementem Zustand? Mehr ist doch nicht herauszuholen? Alles sinnlos? Man kann ja doch nichts anderes machen, als sich zu fügen? Also alles nur Spaß-Veranstaltung auf Zeit? Wie ein Fußballspiel? Nur statt 90 Minuten, 90 Jahre? Ist es tatsächlich nicht wert, sich ernsthaft mit der Frage zu befassen? Was hätte man dabei zu verlieren? Ein paar Minuten Spielzeit? Die könnten es doch wert sein. Vielleicht fallen wir ja nur auf einen Zeitgeist hinein, welcher uns das Befassen mit dem Thema auszureden versucht.
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