112-Peterson: Was ist schon trivial?

Wenn Sie das Gefühl haben, dass das, was Sie tun, trivial ist, dann haben Sie entweder eine gleichgültige Haltung oder Sie tun nicht das, was Sie tun sollten.

Es heißt nicht umsonst „Unter jedem Dach ein Ach“, denn es ist wahnsinnig schwer, seine häuslichen Verhältnisse in Ordnung zu bringen. Versucht man es, verursacht man eine Menge Chaos und Streit, sodass viele es lieber gleich bleiben lassen. Erst wenn man versucht, sein Familienleben bis in kleinste Detail in Ordnung zu bringen, begreift man, wie schwer das ganze ist – und lernt es umso mehr zu schätzen, wenn der Haussegen nicht mehr schief hängt.

Es macht mir Freude, Licht auf das Nicht-Triviale des Gewöhnlichen zu werfen. Genau deshalb konzentriere ich mich auf das Indidviduum, weil ich ganz und gar nicht glaube, dass das, was der Einzelne tut, trivial ist. Wenn Sie jedoch das Gefühl haben, dass das, was Sie tun, trivial ist, dann haben Sie entweder eine gleichgültige Haltung oder Sie tun nicht das, was Sie tun sollten. Oder Sie haben nicht den richtigen Bezug zu einer Situation. Meine depressiven Patienten würden zum Beispiel sagen: „Ich verstehe überhaupt nicht, warum irgendeine Tätigkeit einen Wert hat, wenn wir am Ende doch alle sterben.“

Wenn man sich um ein Baby kümmert, das hungrig ist oder friert, könnte man es doch auch gleich bleiben lassen, angesichts der Tatsache, dass die Sonne in ungefähr vier Milliarden Jahren die Erde schmelzen lassen wird. Natürlich denkt jeder: Das ist wirklich eine dumme Ausrede. Aber warum nicht? Warum nicht von diesem gigantischen Zeitrahmen ausgehen? Instinktiv würden alle entgegnen, dass dies einfach nicht der angemessene Zeitrahmen für die geschilderte Situation ist.

Wenn Sie also gewohnheitsmäßig dazu neigen, auf Ihr eigenes Leben einen Zeitrahmen oder einen Bewertungsrahmen anzuwenden, der das, was Sie tun, auf Bedeutungslosigkeit reduziert, dann sollten Sie überlegen, ob Sie nicht den falschen Zeitrahmen verwenden. Wenn plötzlich alles bedeutungslos und sinnlos erscheint, und Sie angesichts dessen, womit sie tagtäglich beschäftigt sind, leiden, bewerten sie das ganze innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens – innerhalb eines Tages zum Beispiel.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Jordan B. Petersons YouTube-Kanal.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Helmut Driesel / 20.04.2022

  Ja, früher habe ich Tag und Nacht geochst, um das ganz große Ding zu schaffen, habe oft gedacht, ich kann das alles und es muss unbedingt gut sein. In dem Maße, wie das erst bedeutungslos und dann sinnlos geworden war, ist das Triviale wichtig geworden. Heute freue ich mich, vor sieben aus den Federn zu kommen, nicht zu faul zum Waschen, Zähneputzen und Rasieren gewesen zu sein und die Freude an der Existenz nicht verloren zu haben. Es ist dazu weder nötig, zu verstehen, noch verstanden zu werden. Von niemandem. Das eigentliche Leben ist trivial.

Werner Arning / 20.04.2022

Das sind jetzt, glaube ich, mehrere Baustellen. Schiefer Haussegen, Trivialität, falsche und richtige Zeitrahmen. Gehen wir doch einfach mal davon aus, es gebe keine Zeit. Das ist nicht einfach vorzustellen? Jedenfalls ist, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, schon einmal nicht trivial. Bleibt die offene Frage des Haussegens. Warum hängt der denn schief? Ich schlage vor, die Streitpunkte systematisch durchzugehen und drüber zu sprechen. Wäre auch nicht trivial und die dafür geopferte Zeit, ist nicht vergeudet. Alles gar nicht so kompliziert.

Volker Kleinophorst / 20.04.2022

Was ist trivial. Für mich die Bauerkalender-Fillosoffie von Herrn Peterson, dem ja hier unverständlicherweise viel Platz eingeräumt wird.

S.Buch / 20.04.2022

Wenn ich gewohnheitsmäßig zu dem Ergebnis komme, dass mein Wirken bedeutungslos ist, hilft mir der aufgezeigte Lösungsansatz allerdings nicht wirklich. Denn dann hieße es ja mit Blick auf den Gewohnheitsfaktor trotzdem “Und täglich grüßt das Murmeltier”. Oder übersehe ich insoweit etwas?

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