112-Peterson: Verhandeln in einer Beziehung

Ich glaube, uns wird nicht beigebracht, wie man in Beziehungen verhandelt. Und das ist wirklich eine Schande. Denn zunächst muss man doch herausfinden, was man will. Anschließend teilt man es seinem Partner mit und entwickelt mit dem Anderen eine Strategie, wie man selber bekommt, was man will und der andere auch. Doch so etwas finden Paare selten heraus, es bleibt meistens versteckt im Dunklen. Wenn, dann kommt Derartiges nur sehr unbeholfen und mit Schwierigkeit ans Licht.

Und die Leute reden sich ein, dass das, was sie tun, in Ordnung sei. So nach dem Motto: „Ich opfere mich für meine Kinder und das ist in Ordnung.“ Oder: „Ich opfere mich für die Karriere meines Mannes und das ist in Ordnung.“ Oder: „Ich übe einen Beruf aus, den ich hasse, um meine Frau und meine Kinder zu ernähren und das ist in Ordnung.“

Gut, manchmal mag das auch in Ordnung sein, aber wenn, dann muss es ausgesprochen, diskutiert, verhandelt werden. Man kann ein Sklave oder ein Tyrann sein – oder man kann verhandeln. Das sind die Optionen. Und standardmäßig neigen wir zu Sklaverei oder Tyrannei, denn diese beiden erfordern keinerlei kognitive Anstrengung. Und dann tun wir so, als sei alles in Ordnung. Schließlich fliegt uns alles um die Ohren und wir lassen uns scheiden.

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und Lewis Howes. Hier geht's zum Auszug und hier zum gesamten Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Werner Arning / 16.06.2021

Es gibt Paare, bei denen der „Gesprächsfaden“ abgerissen ist. Sie sprechen nicht mehr miteinander. Oder bestenfalls noch über die Angelegenheit der Kinder oder des Haushalts. Dann lohnt es sich möglicherweise, diesen Faden wieder aufzunehmen. Es kann natürlich passieren, dass man sich bereits entfremdet hat, sodass kein wirkliches Gespräch mehr zustandekommt. Gibt es nach wie vor ein wohlwollendes Interesse am anderen? Wer in einer Beziehung vereinsamt, sucht sich vielleicht „emotionalen Ersatz“. Das können die eigenen Kinder sein, oder eines der Kinder. In diesem Moment ist Vorsicht geboten. Kinder, die emotionalen Ersatz für eine nicht (mehr) vorhandene, erwachsene Beziehung bieten müssen, werden dabei häufig überfordert. Ihre emotionale Verstrickung mit dem Elternteil kann sich so prägend auswirken, dass sie später nie davon loskommen und ihnen dieses die Möglichkeit, eine eigene erwachsene Beziehung zu einem Partner einzugehen, verbaut. Ihre späteren Beziehungen scheitern dann beispielsweise reihenweise, oder werden nie vertieft. Deshalb Eltern : Lasst den Gesprächsfaden in eurer Ehe/Partnerschaft nicht abreißen. Eure Kinder werden es euch danken.

Wolf-Dieter Busch / 16.06.2021

Durchaus interessant! Aber mir zu wenig. Ein paar Ansätze hätte ich schon erwartet.

Rainer Niersberger / 16.06.2021

Ein “schönes” Thema, sowohl bei entsprechender beruflicher Erfahrung als auch bei den mehr oder weniger Leid ollen privaten Erfahrungen in Beziehungskonstellationen, idealerweise zwischen Mann und Frau.  Der Autor hat natuerlich Recht, aber mir ist nicht klar, wie man nicht wenigen, mit einem gewissen Übergang auf der weiblichen Seite, die “Grundregeln” von Verhandlungen oder Kommunikation allgemein vermittelt, zumal daran sehr haeufig keinerlei Interesse besteht. Dabei geht es ausdrücklich nicht um Inhalte oder die Frage, wer Recht hat, sondern um die Form oder schlicht das “wie”. Wer beispielsweise nicht das hört, was gesagt wurde, sondern war er (sie) unterstellt (sprich hoeren will) und zwar aus der eigenen Verfasstheit heraus, laesst sich schwer erreichen.  Das psychische Fundament fuer das Gelingen ueberhaupt ist und bleibt die eigene Stabilität und Sicherheit. Die Überlagerung mit diversen Kompensationen und sublimierten Bedürfnissen sind immer kontraproduktiv, ebenso wie das Gefuehl, sich immer! durchsetzen zu muessen, um das eigene Elend danach zu vermeiden. Sich in den “Anderen” und seine Interessen und Motive hineinzuversetzen, ist elementar fuer jede Verhandlung. Bei Frau Merkel, und nicht nur bei ihr, kann man uebrigens ablesen, wohin “Verhandlungen”, insbesondere mit attraktiven, jungen Herren, regelmaessig führen, wenn eine Person beteiligt ist, der elementare (psychokognitive) Voraussetzungen oder auch ein (eigenes) substanzielles Verhandlungsziel fehlen.  Der von ihr “Vertretene”? verliert immer.  Eine gewisse Konfliktfaehigkeit waere ueber dies grundsaetzlich hilfreich. Daran scheint es mehr denn je zu mangeln. Konflikte und ihre (maennlichen) Protagonisten haben generell ein ganz schlechtes Image und ihr Austragen hat nicht zufaellig in der Postmoderne schwer gelitten.

Ralf Pöhling / 16.06.2021

Wenn der “Verhandlungspartner” nicht begreift, dass er gegen seine eigenen Interessen agiert, wenn er nicht einlenkt, wird es schwierig. Jemand, der auf den Bahnschienen mit seinem Auto steht und die Warnung eines hilfsbereiten Warners vor dem sich gerade nähernden Zug als “Verhandlungsangebot” fehlinterpretiert, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Es sei denn, man schiebt seinen Wagen einfach mit roher Gewalt von der Straße. Manche Leute wissen nicht was sie tun. Weil ihnen die nötigen Informationen fehlen. Nicht der Warner ist das Problem, sondern der Zug. Und der Dummkopf, der die Warnung als Verhandlungsangebot fehlinterpretiert, selbst auch. Und wenn diese Erkenntnis nicht alsbald einsetzt, dann muss man den Dummkopf eben von den Schienen rammen. Zu seinem eigenen Schutz.

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