112-Peterson: Unsere Identität bestimmen wir nicht nur selbst

Eine Schwäche des großen Narrativs der Identitätspolitik ist, dass es aufgrund seiner Zusammenhanglosigkeit keine wirkliche Lösung für die thematisierten Probleme liefert. Denn die angebotene Definition von Identität erscheint mir beinahe unvergleichlich flach. Vor allem für Sozialkonstruktivisten. Die zentrale Idee der Identitätspoliitik scheint ja zu sein, dass man seine Identität selbst bestimmt. Und dies ist eine Konsequenz der erlebten Erfahrung. Daher hat kein anderer das Recht, etwas über deine Identität auszusagen, weil niemand sonst Zugang zu deinen persönlichen Erfahrungen hat.

Ich würde nicht behaupten, dass da gar nichts dran wäre, denn es gibt einen Bereich der subjektiven Erfahrung, der einzigartig ist. Dazu gehört beispielsweise Schmerz (...). Doch das Problem daran ist, dass Identität nicht nur eine Konsequenz unseres subjektiven Epmpfindens ist. Es ist nicht einmal eine Kategorie, die nur auf das persönliche Empfinden ausgerichtet ist.

Identität erscheint mir wie eine Werkzeugtasche, die wir einsetzen, um uns in der natürlichen und sozialen Welt zurechtzufinden. Es handelt sich dabei um etwas Pragmatisches. Es ist wie eine Rolle, die man in einem Spiel spielt. Man kann sich seine Rolle aussuchen, aber sie muss Teil des Spiels sein. Und das bedeutet, dass die anderen dich als Spieler akzeptieren müssen. Und dass es bestimmte Funktionen gibt, die man übernehmen muss, wenn man seine Rolle erfüllen will.

Das ist in Wahrheit sehr nützlich für uns selbst. Denn man wünscht sich doch von einer Identität Richtlinien, wie man sich auf der Welt verhalten sollte. Das Problem mit diesen neuen Kategorien – und ich glaube, die ganze „Trans“-Geschichte ist ein sehr gutes Beispiel dafür – ist: Selbst wenn man diese Kategorie aufgrund der vorgeschlagenen Gültigkeits-Grundlage als gültig akzeptiert würde, nämlich der Empfindung, ein Mann zu sein, obwohl man eine Frau ist und umgekehrt – ist es überhaupt nicht ersichtlich, was diese Person dann davon hat (...) Es ist ja offensichtlich, dass das Annehmen einer „Trans“-Identität und das Umsetzen dieser mittels medizinischer Eingriffe schlimme Folgen mit sich bringt.

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson mit Douglas Murray. Hier geht's zum Auszug und hier zum gesamten Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

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Karola Sunck / 21.04.2021

Ich denke mal, jeder Mensch soll so leben wie er will. Solange er niemand Anderen damit Schaden zufügt, oder den Umständen halber belästigt, ist es absolute Privatsache des Individuums, wie es mit seinem Leben umgeht. Die Freiheit des Einzelnen ist ein überaus wertvolles Gut, sie muss mit allen erdenklichen Mitteln geschützt werden. Wir leben leider in einer Zeit, wo dieses wertvolle Gut des Einzelnen nichts mehr wert zu sein scheint und die Mächtigen bestrebt sind, diese Freiheiten des Individuums zu begrenzen bzw. ganz abzuschaffen. Und die Mehrheit der Betroffenen erkennen dieses nicht und leisten den Mächtigen noch Beihilfe für die Abschaffung ihrer Freiheiten, die ihnen eigentlich durch das Grundgesetz unabdingbar zustehen. Dieses Problem gibt es aber nicht nur in Deutschland, sondern es ist weltweit zu beobachten.

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