112-Peterson: Tiefpunkt Kanadas

Die Einfrierung der Spenden für die Trucker durch die kanadische Regierung ist nichts anderes als Diebstahl. Diese narzisstische, selbstgerechte Idiotie ist ein Tiefpunkt der kanadischen Geschichte.

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson mit der Philosophin Dr. Julie Ponesse vom 5. Februar 2022.

Was die gängigen Medien aus den Trucker-Protesten machen, ist mehr als verwerflich. Ich glaube, das Gefährlichste bislang sind die politischen Bestrebungen, die GoFundMe-Finanzierung der Trucker zu sperren. Ich denke, dieser Akt sucht seinesgleichen in der kanadischen Geschichte. Ich glaube wirklich, dass dies das Schlimmste ist, was uns bislang passiert ist. Ich werde dieser Tage wirklich ständig überrascht.

Ich bin von Natur aus kein Zyniker, und ich bin auch nicht zynisch gegenüber unseren öffentlichen Institutionen. Und eigentlich bin ich auch unseren Politikern gegenüber nicht zynisch eingestellt. Aber der Akt blanker narzisstischer, selbstgerechter Idiotie, der sie veranlasst hat, die GoFundMe-Spenden zu blockieren, lässt mich kaum glauben, wie wenig die Führungsriege sich letztlich um das eigene Wohlbefinden sorgt. Denn was für ein Präzedenzfall wird letztlich damit geschaffen?

Wir sprechen hier schließlich von Diebstahl. Es gibt ein geheimes Einverständnis zwischen einem Großunternehmen, GoFundMe, und der Regierung, genauso wie es ein geheimes Einverständnis zwischen Regierung und Presse gibt, was wir mittlerweile auf der ganzen Linie in Kanada beobachten können. Und das sage ich nicht leichten Herzens.

Das staatliche Fernsehen sollte geschlossen werden

Brian Peckford, den ich kürzlich für meinen YouTube-Kanal interviewte, ist eine politische Figur des Mainstreams und einer der Verfasser der kanadischen Grundgesetze. Ein respektabler Mann, niemals radikal, in den 1980ern ziemlich wohl gelitten, sowohl bei den Rechten als auch bei den Linken. Dieser wirklich solide Bursche hat mir rundheraus gesagt, dass er seine Klage gegen die Regierung ausgerechnet auf meinem YouTube-Kanal bekanntgeben wollte, weil er nicht glaubte, dass sein Vorhaben wahrheitsgetreu in irgendeinem etablierten kanadischen Medium wiedergegeben werden könnte.

Was soll man tun, wenn man so etwas gesagt bekommt? Es ist unvorstellbar. Eine geplante Parallelwelt, die deckungsgleich mit totalitärem Durchgreifen ist. CBC (der staatliche kanadische Sender, Anm. d. Red.) sollte geschlossen werden. Die Kanadier sollten sagen: Schluss jetzt! Es gibt absolut keine Entschuldigung, dass auch nur ein einziger weiterer Dollar der kanadischen Steuerzahler, dieses furchtbar korrupte, ideologische, verzerrte, politisch korrekte und mit der Regierung verbandelte Medium unterstützen sollte.

Und was die weiteren Medien anbelangt: Sie folgen ihrer vielbeschworenen Abwärtsspirale. Ausnahmen bestätigen die Regel, die Toronto Sun beispielsweise berichtet meist ordentlich. Hier und da gibt es auch mal gelungene Berichterstattung in der National Post, bei The Globe oder Mail.

Aber im Großen und Ganzen ist es praktisch unmöglich, herauszufinden, was wirklich in Ottawa geschieht. Man bekommt noch nicht einmal eine vernünftige Schätzung der versammelten Leute dort. Mir wurde außerdem berichtet, dass viele der Überwachungskameras an öffentlichen Plätzen ausgeschaltet wurden. Diese sind meines Wissens nach normalerweise öffentlich einsehbar.

Verantwortungsverweigerung aller Kanadier

Ich würde natürlich hoffen, dass die Konservativen als Opposition aufstehen, aber ich weiß von Leuten, die sich gut auskennen, dass die gesamte Covid-Politik von Meinungsumfragen bestimmt wurde. Dies ist eine furchtbare Methode, um die öffentliche Meinung zu ermitteln, weil die Erhebung impulsiv und schmalspurig erfolgt. Nicht zuletzt haben wir deshalb überhaupt ein parlamentarisches System. Wir werden nicht über direkte Demokratie regiert, weil das idiotisch wäre. Dies würde kein nüchternes Überdenken von Entscheidungen erlauben.

Die Politiker verängstigen also die Öffentlichkeit mithilfe von Psychologen und Verhaltensexperten. Sie verängstigen die Leute derart, dass sie sich an die Maßnahmen halten. Und dann erheben sie die Meinung einer Öffentlichkeit, die durch Desinformationen verängstigt ist und verkünden: Die Leute wünschen sich mehr Maßnahmen, und das wiederum verängstigt die Menschen noch mehr und so weiter.

Und anstatt dass die Konservativen nun die Gunst der Stunde nutzten, die sich ihnen zweifellos geboten hat, sprengten sie ihre Partei in die Luft (obwohl Scott Moe, der Premier der Provinz Saskatchewan und Jason Kenny, Premier der Provinz Alberta, in letzter Zeit etwas aktiver waren). Dabei hätten sie im richtigen Moment die Bedenken der Leute, die sie repräsentieren, artikulieren sollen. Daraus hätten sie Kapital schlagen können, nicht zuletzt im politischen Sinne. Absolut unverständlich.

Ausmaß und Ernsthaftigkeit der Proteste weisen auf einen Zusammenbruch der Kommunikation zwischen der Bervölkerung und der Regierung hin. Hierfür gibt es zwei Gründe: Erstens haben sich die Politiker in einem Elfenbeinturm verschanzt. Zweitens gibt es einen Fehler auf der Seite des kanadischen Volkes. Im Laufe der letzten drei, vier, fünf Jahrzehnte hat sich ein Zynismus gegenüber dem politischen Bereich entwickelt, die Weigerung, an der Gestaltung lokaler bürgerlicher Einrichtungen mitzuwirken. Stattdessen herrscht die Vorstellung, dass die Politik nichts als eine Schlangengrube sei und keine ehrenwerte Person jemals daran teilhaben könnte.

Wir haben es also mit einer Verantwortungsverweigerung aller Kanadier zu tun, die dringend korrigiert werden muss.

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson mit der Philosophin Dr. Julie Ponesse vom 5. Februar 2022. Hier geht's zum gesamten Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

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Arne Ausländer / 23.02.2022

Ganz aktuell!! Trudeau hat den Ausnahmezustand (Emergency Act) zurückgenommen! Noch vor der Abstimmung im Senat, die er hätte gewinnen müssen, um 30 Tage Gültigkeit zu bekommen. Einzelheiten (auf englisch) auf rebelnews . com .—@Paul Salvian: Gut zu lesen, daß wir eine normale, zivile Kommunikation hinbekommen haben. Was selbstverständlich sein sollte, ist es leider allzu oft nicht, weshalb ich bei dieser Gelegenheit meine Freude darüber äußern möchte.

Anke Müller / 23.02.2022

@Hans Kloss - auch in Kanada werden solche wie Harbarth installiert sein. Glauben Sie nicht?

Paul Salvian / 23.02.2022

@Arne Ausländer: Danke für die Klarstellung. Ich vermute, Sie haben recht. Es ist die englischsprachige Wikipedia, die “Rebel News” als rechtsextrem beschreibt. Wenn man die deutschsprachige Wikipedia kennt, hätte man gewarnt sein müssen. - Ein Beispiel: Von Ignazio Silone stammt bekanntlich der Satz: “Wenn der Faschismus wiederkommt, wird er nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Sondern er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus.” Überliefert ist der Satz zwar nur aus zweiter Hand, vermittelt durch François Bondy, aber wahr ist er so oder so. Im Wikipedia-Artikel über Silone wird dieser Satz nicht nur unter Fälschungsverdacht gestellt, sondern es wird behauptet, dass alle, die ihn zitieren, “Rechtspopulisten” sind. - Ein anderes Beispiel: Im Wikipedia-Artikel über Stefan Homburg steht als erste Information: “Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er durch seine umstrittene Kritik an den Regierungsmaßnahmen und die Verbreitung von Falschinformationen während der COVID-19-Pandemie.” So so. Wäre Wikipedia ein seriöses Medium, müsste dort stehen: “Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er durch seine Kritik an den umstrittenen Regierungsmaßnahmen und die Aufdeckung von Falschinformationen während der COVID-19-Pandemie.”

Sigrid Leonhard / 23.02.2022

@Paul Salivan, “Trudeau sagt mit seinem üblichen überheblichen Dauerlächeln: „Ich habe meine Meinung über Ihre Organisation gestern klar ausgedrückt, und ich werde Ihre Frage nicht kommentieren“. ” Das “Gesprächsverhalten” hat bei den Gutesten seit Jahren Tradition: Es wird nicht auf eine Frage von den von ihnen Desavouierten geantwortet, fertig. Egal wie fundiert und berechtigt die Frage ist, denn sie kommt ja von den von ihnen (!!) definierten Falschen. Und nochmal fertig. Menschen mit einem gewissen Gerechtigkeitsempfinden wird bei solch einem unfairen, unreifen, kindischen, boshaften und grundunanständigen Verhalten übel. Warum geht das so (!) vielen aus den westlichen diese Leute wählenden Bevölkerungsteilen nicht ebenso? Können die das nicht sehen?

Hans Kloss / 23.02.2022

Da passt der Krieg gegen Russland sehr gut, nicht wahr? Was für Ottawa gilt, gilt auch für alle andere wichtige Ereignisse letzte paar Jahre.  Wenn ich meinen Bekannten sage, ich kenne das alles aus dem Zeiten unter Kommunisten nur die Läden waren damals leer, dann schauen sie mich an mit Schreck und ohne es verstanden zu haben. Ich frage mich was die Gerichte im Kanada zu allem den Massnahmen der Regierung sagen?

Stefan Weyhenmeyer / 23.02.2022

der Begriff “Verantwortungsverweigerung” trifft es ganz gut. Man läßt die Politik einfach machen. Und das nutzen Politker gnadenlos aus. Und die Deutschen machen es den Politikern besonders leicht: sie machen Ihr Kreuzchen immer nur bei den etablierten Parteien…

Stephan Bender / 23.02.2022

@ Werner Grandl: “Wir haben im deutschsprachigen Raum leider keinen Intellektuellen vom Format eines Peterson.”—- Das ist Schwachsinn, natürlich haben wir den. ... Doch welcher ernsthafte Denker will den langsamen Tod eines deutschen Rehs im Schein einer Taschenlampe auf dem feuchten Asphalt einer nächtlichen Bundesstraße ins Nirgendwo kommentieren, welches bei einem Wildunfall angefahren wurde? Das ist zwar tragisch, aber im Sinne Darwins unvermeidlich.

Marc Greiner / 23.02.2022

“Wir werden nicht über direkte Demokratie regiert, weil das idiotisch wäre.” Ich gehe mal davon aus, das Hr. Peterson nicht das Schweizer Modell gemeint hat, sondern ein impulsives, tägliches Plebiszit. Sonst wäre ich doch sehr enttäuscht. Es ist das beste System in einer unvollkommenen Welt.

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