@Sabine Schönfeld: In der Forschung wurde zahlreich belegt, dass die politische Einstellung maßgeblich von den Persönlichkeitsmerkmalen beeinflusst wird. Persönlichkeitsmerkmale wiederum sind zu einem guten Teil genetisch beeinflusst. Ergo kann man durchaus sagen, dass es biologische Unterschiede zwischen verschiedenen Wählergruppen gibt, das ist keine Glaubensfrage, sondern Tatsache. Nun gibt es natürlich zahlreiche weitere Faktoren für das Wahlverhalten und auch genetischer Einfluss bedeutet natürlich nicht, dass jeder der Klon seiner Mutter ist. Von einem kurzen Interviewausschnitt kann man nun leider aber keine abschließende Darstellung des Themas erwarten.
Ich würde sehr gerne wissen, welche “biologischen” Unterschiede Linke und Rechte denn haben sollten, denn in meiner Familie gab es schon von jeher konservative und linke Meinungen und die Auseinandersetzung darüber war unser täglich Abendbrot. Und mehr biologische Nähe als in der Kernfamilie kann man wohl kaum mehr haben? Zudem bin ich als Altlinke von aktuellen politischen Entwicklungen und deren Spiegel in der Presse in meinen Ansichten plötzlich zur Neokonservativen befördert worden, da ich die Entwicklung der Neolinken schlichtweg ignorant, abstrus bis hin zu dumm finde, insbesondere ihre Vorstellungen, alle Kulturen seien gleich gut und wir könnten die gesamte Dritte Welt in Deutschland ernähren. Trotzdem würde ich mich eigentlich als “links” definieren, da mir die Zukunft der Menschen hier im Land stark am Herzen liegt und ich der Meinung bin, mit dem entsprechenden Schwerpunkt auf Bildung und einem guten sozialen Netz könnte man Armut weitgehend vermeiden. Ich bin gegen Neoliberale und gegen Globalisierung in der aktuellen Form, aber da finde ich mich z.T. auch in Gesellschaft vieler Konservativer. Auch das Klimatheater lehne ich ab, sehe ich doch keine wissenschaftlichen Grundlagen für die Befürchtung, die Erde würde demnächst verglühen, weil CO2 freigesetzt wird, das früher bereits in der Atmosphäre war und weil sich die Erde zudem nach der letzten kleinen Eiszeit wieder etwas erwärmt hat. Und ich glaube aber auch nicht an die Zukunft einer gefährlichen Technologie wie die der Atomkraft. Insgesamt bin ich also der Meinung, wir sollten aufhören in dieser Weise zu polarisieren und uns eher auf die einzelnen Themen konzentrieren und wieder lernen, diese sachlich zu diskutieren. An eine Biologie der politischen Ausrichtung glaube ich jedenfalls wirklich nicht.
Ist es mittlerweile so außergewöhnlich geworden, über den eigenen Tellerrand zu blicken, dass solche Artikel notwendig ist? Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit. So wie es selbstverständlich für mich ist, Sorgen und Freuden jeglichen Alters, Geschlechts und Bildungsgrad (vom Säugling bis zum Greis) ernst zu nehmen und auch zu teilen. Jeder hat das Recht auf sein eigenes Denk- und Angstmuster. Erschreckend ist für mich, dass solche Dinge wie Egomanie und Beliebigkeit zunehmen. Was durchaus nicht heißt, dass ich mich selbst verliere und aufgebe. Meinen Kindern habe ich beigebracht (bzw. tue es zum Teil noch), dass sie Fakten immer hinterfragen sollen. Selbst, wenn ich als Mutter es sage ...
Es gab eine Zeit, während derer ich die Welt durch eine linke Brille betrachtete. Deshalb kenne ich auch die Denkweise der Linken recht gut. Ich kann mich in ihre Haut versetzen und ich sehe sie nicht als im Vergleich zu mir völlig verschiedenartig an. Ich halte mich ganz bestimmt nicht für „biologisch anders“. Für mich sind sie weder bewusst „bösartig“ noch grundsätzlich „verschieden“. Ihre Thesen, Herr Peterson, halte ich für nicht haltbar. Wenn es Ihnen darum geht, dem Dialog und der Auseinandersetzung das Wort zu reden, ja, dann bin ich bei Ihnen. In meinem Fall lag ein Entwicklungsprozess vor, der mich vom Linken möglicherweise zum Liberal-Konservativen machte. Obwohl ich mit derartigen Definitionen nicht sehr viel anfangen kann, weil sie die Person auf eine bestimmte politische Richtung festlegen. Vielleicht bin ich auch noch ein Linker, vielleicht bin ich aber auch ein Populist, wer weiß. Jedenfalls meine ich, die Realität etwas besser zu durchschauen, als ich es früher tat. Ich habe mich in gewisser Weise gewandelt. Gewandelt durch Erfahrung, durch „Erkennen“. Und dieses spricht gegen Ihren „biologischen Ansatz“. Man unterliegt verschiedenen Einflüssen, doch man IST nicht verschieden. Der Mensch ist lernfähig. Der Dialog (und da gebe ich Ihnen recht) kann dabei äußerst hilfreich sein.
Ich denke es ist ein Zeichen geistiger Reife erkennen zu können, bei welchen Menschen sich die Auseinandersetzung lohnt und bei welchen nicht. Stalin und Hitler, als bekanntere Beispiele, konnte man stundenlang zuhören, aber will man so etwas lernen? Läßt sich ein Bekloppter davon überzeugen, daß er bekloppt ist? Notwendig und richtig ist sicherlich der Anspruch jedem Menschen die Gelegenheit zur Meinungsäußerung zu garantieren. Jeder Mensch ist verschieden, das hat Vor -und Nachteile? Ganz was Neues. Noch’n Tipp: nicht stundenlang zuhören, sondern schauen was der andere t u t!
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