112-Peterson: Ohne Grenzen ist das Leben nicht echt

Die Tatsache, dass Sie Grenzen haben, bedeutet, dass der Plot Ihres Lebens sich um die Überwindung dieser Grenzen dreht.

Es gibt eine Reihe von Dingen an Ihnen, die nicht ausreichend entwickelt sind. Sie haben es vermieden, an diesen Dingen zu arbeiten, weil es Dinge gibt, die Sie nicht anschauen. Sie wollen diese Dinge nicht anschauen.

Es gibt Teile von Ihnen, die Sie vermieden haben zu entwickeln, weil das eben schwierig ist. So ist es fast zwangsläufig so, dass das, was Sie brauchen, dort ist, wo Sie nicht hinschauen wollen. Deshalb gibt es für jeden eine empfindliche Stelle, einen Ort der Ort der Aufklärung und des Schreckens gleichermaßen. Bei Ihnen wird dieser spezielle Ort nicht derselbe sein wie bei mir, aber bei uns beiden sind es Orte der Aufklärung und des Schreckens, also sind sie auf einer Ebene der Analyse gleichwertig und auf einer anderen unterschiedlich.

Der Superman-Gott

In der Literatur gibt es diesen schmalen Grat, auf dem man die Figur zu mehr als nur einem Menschen machen muss, aber nicht zu einem Gott. Das ist mit Superman in den 1980er Jahren passiert. Am Anfang konnte Superman nur über Gebäude springen und vielleicht eine Lokomotive stoppen. Später – in den 1980er Jahren – konnte er mit Planeten jonglieren und Wasserstoffbomben schlucken. Die Leute hörten auf, die Superman-Comics zu kaufen, weil Superman immer mit allem fertig wurde. Es war langweilig. Immer wenn irgendetwas Schreckliches passierte, konnte Superman damit fertigwerden. Er war im Grunde der allwissende, allgegenwärtige, allmächtige Gott. Der Gott, der immer wieder gewinnt. Das wurde langweilig. 

Also musste er geschwächt werden.  Grünes Kryptonit machte ihn krank und rotes Kryptonit ließ ihn mutieren. Es mussten Schwächen in seine Figur eingebaut werden, damit es Handlung geben konnte. In dieser Geschichte liegt eine tiefe existenzielle Lektion.

Da Ihr Wesen begrenzt, fehlerhaft und zerbrechlich ist, sind Sie wie der Flaschengeist, der ein Genie in einer winzigen Lampe ist. Er hat ein immenses Potenzial, das aber in diesem winzigen Lebensraum eingesperrt ist. Die Tatsache, dass Sie Grenzen haben, bedeutet, dass der Plot Ihres Lebens sich um die Überwindung dieser Grenzen dreht. Wenn Sie keine Grenzen hätten, dann gäbe es keine Handlung und vielleicht auch kein richtiges Leben. Darum solten Sie die Tatsache akzeptieren, dass Sie fehlerhaft und unzureichend sind und es als eine Voraussetzung für Ihre Existenz betrachten.

Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson.

 

Jordan B. Peterson (* 12. Juni 1962) ist ein kanadischer klinischer Psychologe, Sachbuchautor und emeritierter Professor. In seinen Vorlesungen und Vorträgen vertritt er konservative Positionen und kritisiert insbesondere den Einfluss der Political correctness und die Genderpolitik. Sein 2018 erschienes Buch 12 Rules for Life war internationaler Bestseller.

Foto: Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America - Jordan Peterson, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Lutz Liebezeit / 28.08.2024

Ich bin der Ansicht, daß die erste Lehre darin besteht, seine Fehler und Schwächen nicht herumzuposaunen, das führt zum Gegenteil, sondern sie zu akzeptieren. Gesprächskreise sind nur eine Form der Betonierung des inneren Konflikts. Je mehr man sich verrät und drüber jammert, desto schlimmer wird der Konflikt. Den meisten wird sowieos nur eingeredet, jetzt seien sie kerngesund. / Man sollte sich seine Produktionsfehler eingestehen, damit man seine Grenzen kennt. So weit. Es ist ja oft so, daß der Stotterer Partylöwe werden will. Das ist nicht gut. Wenn man seine Grenzen kennt, wird man vielleicht feststellen, daß sich das Gewünschte von selber einstellt. / Grenzen zu überschreiten, ist ja heute populär. Meist trampelt man dabei im Privatgebiet anderer Leute herum. Ich denke, wir würden besser fahren, wenn wir wieder lernten, Autoritäten zu zuhören und Grenzen zu respektieren. Darum geht’s doch hier auch, oder? Klimawandel?

Gerd Maar / 28.08.2024

Übersetzungsfehler. “Genie” hat im Englischen eine andere Bedeutung als im Deutschen.

Ralf Pöhling / 28.08.2024

Und noch einen hinterher, damit keine Missverständnisse aufkommen: Wenn man eine Operation braucht, geht man zum Chirurgen, nicht zum Wissenschaftler oder Psychologen. Zwischen einem Chirurgen und einem Metzger wie Dr. Frankenstein besteht ein entscheidender Unterschied. Wenn der “Mad Scientist” dem Chirurgen andauernd bei der OP ins Handwerk pfuscht, wird der Patient nicht gesund, sondern stirbt. Und das werden wir nicht zulassen. Das ist eine ernst gemeinte Warnung. Hört mit den verdammten Spielchen auf, sonst wird das böse zurückschlagen. Und zwar in eure eigene Richtung. Ich habe diesbezüglich schon mal gewarnt. Anscheinend ist das nicht verstanden worden. Dies ist die letzte Warnung. Die allerletzte.

Ralf Pöhling / 28.08.2024

Einspruch. Die unnatürliche Ziehung von Grenzen bei der Lösung von Problemen führt nur zu einem: Zu unnützer Gewalt. Das einzige, was einer schnellen Lösung der Probleme im Wege steht, sind Bremsen, die die jetzige politische Weltlage als spannende Simulation eines großen Ereignisses im Reagenzglas missverstehen. Hier läuft kein Spiel. Die Sache wird zwar künstlich forciert, ist aber keine bloße Simulation und damit auch kein Spaß. Die Sache ist ernst. Todernst. Es sind bereits etliche Menschen dabei draufgegangen, auch wenn der interessierte Normalbürger in seiner Matrix das nicht glauben mag und nur für eine harmlose Simulation hält, in der er die Parameter verschieben kann, um sich dann an den sich ändernden Ergebnissen zu erfreuen. Nein, hier läuft eine Operation am lebenden Objekt. Das ist kein Experiment im Labor. Wenn das nicht endlich verstanden wird, wird das Löcher in die Menschheit schlagen, wie ein rollender Mähdrescher mit einem blinden Fahrer durch eine Herde Rehe. Nehmt das ernst und hört mit den Spielchen auf. Sonst wird der blinde Fahrer nämlich vom Mähdrescher heruntergeschossen um schlimmeres zu verhindern. Ich wiederhole: Hört mit den Spielchen auf. Die Sache ist komplex genug und braucht keine Intervention von Akteuren, die gar nicht begreifen, was hier wirklich läuft.

Fred Burig / 28.08.2024

“Wenn Sie keine Grenzen hätten, dann gäbe es keine Handlung und vielleicht auch kein richtiges Leben. ” ........ Ich könnte die Darstellungen des Autors auch etwas sinnentfremdet auslegen. Damit käme ich - am Beispiel offener Landesgrenzen - zu einem entgegengesetzten Schluss! In Richtung Deutschland gibt es seit 2015 für Menschen unterschiedlichster Herkunft, Interessen und Absichten quasi keine Grenzen mehr! Und seitdem ist gerade richtig viel “Handlung” und richtig viel “richtiges Leben” - vor allem in den Ballungsgebieten - zu verzeichnen. Und das mit allem Drum und Dran! Meine „staatlich verordnete Begeisterung“ über diese ungezügelte und „grenzenlose Zuwanderung“ ist - wegen der stetig steigenden Ausländerkriminalität gegen schon länger hier Lebende und der fremdländischen Übervölkerung - eher von Angst und Ablehnung überschattet! Aus dieser Perspektive kommen mir die Worte von Herrn Peterson dann doch wieder logisch vor! Denn nur wenn Grenzen wieder ihren Zweck erfüllen “dürfen” und eine Ausweisung der unberechtigt hier “Handelnden und Wandelnden” erfolgt ist, kann ich mir ein “richtiges Leben” wieder vorstellen ....... MfG

L. Luhmann / 28.08.2024

Ich kenne seit einigen Jahrzehnten Supermanns Geheimnis - ich kenne die bittere Wahrheit über Supermann!: Supermann ist der weltweit größte Kryptonit-Junkie, den es im gesamten Universum jemals gegeben hat! Und er hat es geschafft, dass seine Feinde ihm seine Droge - das Kryptonit! -  frei Haus liefern, indem er der Menschheit weisgemacht hat, dass man ihn mit Kryptonit würde töten können. - Jetzt habt Ihr durch mich die Wahrheit über Supermann erfahren ... “Seltsam? Aber so steht es hier geschrieben ...!”

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