112-Peterson: Mit Groll zur Erlösung

Groll kann ein guter Weg sein, um seine dunkle Seite zu integrieren, seinen Schatten, wie Jung es formuliert hat. Wenn man das Gefühl hat, schikaniert und schlecht behandelt zu werden, sollte man sich sehr genau die Wut ansehen, die man unweigerlich darüber entwickelt. Vor allem die Fantasien, die aus dem Groll heraus entstehen. Diese werden von uns gerne missachtet, weil sie so brutal sein können. Wenn uns jemand unterdrückt und wir nicht für uns einstehen, entwickeln wir automatisch kompensierende Fantasien.

Vor einigen Jahren renovierten wir unser Haus, was ziemlich lange dauerte, weil es total herunter gekommen und seit 1927 nichts daran gemacht worden war. Es hatte noch Gasanschlüsse im Obergeschoss und musste komplett entkernt werden. Zur selben Zeit wurde meine Tochter sehr krank, wodurch alles noch stressiger und schwieriger wurde.

Die Nachbarn hatten nichts besseres zu tun, als die Stadtverwaltung auf uns zu hetzen und alles noch schlimmer für uns zu machen. Und das obwohl sie gewissermaßen von uns abhingen, da unsere Häuser aneinander grenzten. Sie wollten ihr Haus verkaufen und da wir die baufällige Ruine nebenan renovierten, gewann ihr Haus ungefähr 25.000 Dollar an Wert.

Als wir gerade fertig wurden, besuchten uns meine Schwester und ihr Mann. Ich kochte uns Tee und schloss dabei eine Schranktür, was natürlich ein Geräusch verursachte. Unsere Nachbarn hämmerten daraufhin gegen die Wand. In der Nacht konnte ich nicht schlafen, denn diese Leute brachten mich an meine Grenze. Ich stellte mir vor, wie ich alles abfackeln würde. Und da dachte ich mir: Wenn ich anfange mir vorzustellen, wie ich Häuser niederbrenne, sollte ich vielleicht lieber rübergehen und mal ein ernstes Wort mit ihnen sprechen.

Ihr wollt ein böses Spiel spielen? Könnt ihr haben!

Um 6 Uhr morgens klopfte ich also im Morgenmantel an ihre Tür. Ich sagte: „Gestern Abend habe ich Tee für meine Schwester gekocht und unsere Schranktür geschlossen. Sie hätten wirklich nicht gegen die Wand hämmern müssen, weil sie das gehört haben. Wenn Sie mich weiterhin nerven, werde ich Ihnen so viel Ärger bereiten, wie Sie es sich nicht vorstellen können.“

Ich meinte das genauso wie ich es sagte, denn in mir brodelte es. Wenn sie Krieg wollten, würden sie ihn bekommen. Zwei Stunden später kamen sie bei uns vorbei, um sich zu entschuldigen und damit war die Sache erledigt.

Wir hatten den Fehler gemacht, immer zu tun, was sie wollten. Jedes Mal, wenn sie sich beschwerten, kamen wir ihnen entgegen, weil wir glaubten, es mit vernünftigen Leuten zu tun zu haben. Doch dem war nicht so. Daher war eine Machtdemonstration die einzige Möglichkeit, sie aufzuhalten. Frei nach dem Motto: Ihr wollt ein böses Spiel spielen? Könnt ihr haben!

Wenn sie also von Hassfantasien gegenüber Leuten gequält werden, die Sie ungerecht behandelt haben, stellen Sie sich ihrem Problem, anstatt in Versuchung zu geraten, etwas Dummes zu tun.

 

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson und Robert Greene. Hier geht's zum gesamten Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Klaus Keller / 30.03.2022

Wenn sie also von Hassfantasien gegenüber Leuten gequält werden…. Wieso gequält? Betrachten sie sich mal was in der Ukraine gerade passiert. Dort laufen Leute voller Stolz mit ihrem Hass herum und nutzen ihn. Die Idee das Hass etwas quälendes sein könnte ist die Folge einer suboptimalen Erziehung in zivilisierten Gesellschaften. Man sollte nur darauf achten das man sich dabei nicht selber schadet. Mord ist im Rahmen der Psychohygiene z.B. besser als ein Suizid. Staatsanwälte sehe das nur anders weil sie dann mehr Arbeit haben.

Hans Meier / 30.03.2022

Richtig, es kommt auf die Strategie an, wenn man nicht untergehen will. Da zählt zu Anfang eine präzise Analyse der Schwächen und Stärken der Gegner, um sie zur Räson zu bringen. Ich kenne den Fall, wo ein rüder Makler, eine Kaskade von Drohungen am Telefon ausstieß. Auf die Antwort, keine Zeit zu haben noch länger zuzuhören, seine Sekretärin das doch bitte in schriftlicher Ausführung zu senden, ist der Depp prompt eingestiegen. Dann hat der Rechtsanwalt diesen Schriftsatz ansich genommen und gemeint der sei so bis 5.000 DM wert, weil jetzt der zuständige Anwaltsverein einschreite, und dem Großmaul ohne Anwaltszulassung, unzulässige Rechtsberatung in Rechnung stellen werde. Wie man sieht, was zählt sind Lösungen zu finden.

Thomas Taterka / 30.03.2022

Wie idyllisch . Da , wo ich lebe ( Berlin ) , werden Nachbarschaftsstreitigkeiten wie 30jährige Vertreibungskriege zur Gleichschaltung der Hausbewohner geführt und die beliebstete Waffe beim Flächenbombardement ist der exzessive Kinderlärm . Ganze Stadtviertel wurden so erobert , von Rot -Grün und Ahmed - Grün. Da ist nix mit Reden . Geh fort oder “stirb langsam” , wenn Du kein Volksgenosse sein willst .

S. Wietzke / 30.03.2022

@Ludwig Luhmann Passt. Werde wohl nie verstehen warum Peterson hier so gehypt wird. Zumindest die auf der Achse veröffentlichten Texte sind intellektuell echt unterirdisch. Das ist noch nicht mal Kindergartenniveau.

S.Buch / 30.03.2022

Gut beobachtet - adäquate Lösung. Alles eine Frage der “Deutungshoheit”, oder etwas schlichter: der Machtverhältnisse. In diesem Sinne hätte wahrscheinlich sogar schneller geholfen, sogleich mit einem energischen Klopfen zu antworten. Frei nach dem altbewährten Motto “Wie es in den Wald hineinschallt, so schallt es auch wieder hinaus”.

Regina Lange / 30.03.2022

Ich würde mich ja gern stellen und über meinen Ärger diskutieren. Nur die da oben, die für meinen Ärger und meinen Groll verantwortlich sind, haben da wenig bis keine Interesse dran. Für die bin ich ein steuerzahlendes Nichts. Groll ist für das, was ich für die Obrigkeit in mir habe ein zu schwaches Wort. Groll gegen meine direkten Mitmenschen pflege ich nicht zu haben. Da ist ein Austausch immer gegeben.

Ilona Grimm / 30.03.2022

Die Geschichte erinnert mich an eine bösartige (neidische) alleinstehende Wohnungsnachbarin, die mich tatsächlich dazu gebracht hatte, in Strümpfen durchs Treppenhaus zu schleichen, wenn ich abends nach 22.00 Uhr nach Hause kam. Sobald ich morgens den Briefkasten öffnete, ging ihr Schlafzimmerfenster auf und sie schrie mich an, das gefälligst leiser zu machen; ich würde sie jeden Morgen wecken. Damals kamen meine Aufträge noch per Post zu mir, die früh geliefert wurde (ja, das waren noch Zeiten!!), ich musste also an den Briefkasten ran. Tausenderlei andere Schikanen waren an der Tagesordnung. Irgendwann kriegte sie mit, dass ich ein Faxgerät hatte, und daraufhin beschwerte sie sich, dass mein Fax zu laut sei! Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen und mich zum Reagieren gebracht hat: Ich habe am nächsten Tag auf dem Weg zum Briefkasten an ihre Tür gehämmert. Als sie erschien, habe ich sie aufgefordert, mit mir vor die Haustür zu treten. Dort (in der Gewissheit, keine Zeugen zu haben) habe ich ihr unmissverständlich klar gemacht, dass ich jedes Mal gegen ihre Wohnungstür treten würde, wenn ich dort vorbei müsste, auch gern des Nachts – sofern sie ihre Schikanen nicht sofort einstellen würde. Das hat gewirkt. Wir sind zwar keine Freundinnen geworden, aber sie hat mich von da an in Ruhe gelassen.

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