112-Peterson: Man kann alles politisieren, doch nicht alles ist politisch

Es ist kaum möglich über etwas zu diskutieren, ohne dass die Berichterstattung politisiert wird. Ich glaube, das liegt größtenteils an der Funktionsweise der klassischen Medien, weil diese darauf geeicht sind, alles durch eine politische Brille zu betrachten. Dieses konsequente Beharren darauf, dass alles politisch sei kommt meiner Ansicht nach vor allem vonseiten der radikalen Linken. Aber dem kann ich einfach nicht zustimmen. 

Man kann sagen, dass alles einen politischen Aspekt besitzt. Aber das ist eine ganz andere Behauptung, als dass alles politisch ist, was eine totalisierende Behauptung ist. Als Sozialwissenschaftler lehne ich totalisierende Behauptungen ab. Denn das meiste ist multivariat komplex (statistische Verfahren, bei denen mehrere Variablen eine Rolle spielen, Anm.d.Red.).

 

Dies ist ein Ausschnitt aus einem Interview von Jordan B. Peterson. Hier geht's zum Ausschnitt und hier zum gesamten Interview.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Werner Arning / 14.04.2021

Das Wetter ist heute politisch. Gesundheit ist hochpolitisch. Das Essen ist politisch. Die Luft ist politisch. Etwas zu entsorgen, ist politisch. Autofahren ist politisch. Fahrradfahren ist politisch. Tiere sind politisch. Bäume sind politisch. Sterben ist politisch.

Kurt Müller / 14.04.2021

Das sehe ich auch so. Die Politisierung überhaupt jeglicher Frage führt vor allem zu Politik- und Gesellschaftsverdrossenheit, mithin dem Rückzug der Menschen in die innere Emigration (bin selber davon betroffen), in Ostdeutscholand wegen 1989 sicherlich noch eher als in Westdeutschland. In England ist das schon weiter vorangeschritten und wird dort “Cocooning” in Anspielung auf das Einspinnen von Schmetterlingsraupen genannt. Es gibt Lebensbereiche, die sind einfach nicht dafür geeignet, politisert oder mit Philosophie “beglückt” zu werden, weil dann alles mit diesen besonders gründlichen deutschen Moralwerten verknüpft wird und man sich durch die Überlast philosphischer, moralischer, ethischer, gesetzlicher und sprachlicher Vorgaben irgendwann - sofern man bestrebt ist dies ernst zu nehmen weil man “integer” sein möchte - - vor innerer Erschöpfung aufgibt und für pragmatische Lösungen, die eine komplexe Wirklichkeit nun mal erfordert, keinen Antrieb mehr hat. Ein Beispiel hierfür ist “Gender” - - ich gehe ja soweit mit, anzuerkennen, daß Sprache abwertend eingesetzt werden kann und es sicherlich auch wird. Aber die Einzelfallprüfung ist gegenüber der verallgemeinerten Verdächtigung (“Strukturen”) gerechter und muss immer Vorrang haben. Eine ausreichende Vorgehensweise wäre es, für eine gewaltfreie Kommunikation z. B. nach Marhsall Rosenberg zu werben, und nicht die ganze Sprache durch Umdefinition und Umschreiben aller Bücher und Gedichte komplett auf den Kopf zu stellen und dann auch noch stolz auf die Vernichtung von Kultur zu sein (z. B. kein Eszett mehr schreiben, obwohl die Zischlaute ein Spezifikum der deutschen Sprache sind, und der DUDEN vor zwei Jahren das große Eszett eingeführt hat). So sehr ich ein Verfechter deutscher Kultur bin, aber dieses gründliche deutsche Politiseren, Aufräumen, Verbieten, Mießmachen, Durcharbeiten und emotionale Quälen von Menschen von links wirkt auf lebenslustige Menschen doch sehr verbiestert, verkrampft und abstoßend.

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