Kant: “Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Auf unmittelbare Kritik reagierte Kant mit einem Anwendungsbeispiel in dem Aufsatz “Über ein vermeintes Recht, aus Menschenliebe zu lügen”. (Wiki) besonders der Aufsatz passt ja super zur Zeit.
„Höflichkeit ist eine Bildung des Herzens“. J.W. von Goethe
“...dass Linke empathischer und verträglicher sind”. Soll das ein Scherz sein?
“Dabei zeigte sich, dass Konservative im Schnitt höflicher und Linke empathischer und vertäglicher sind.” Würde Höflichkeit nicht mit Obrigkeitshörigkeit verbinden. Mein Chef wird mich in einem Kündigungsschreiben ja auch höflich mit “Sehr geehrter Herr” anreden. Höflichkeit ist eher eine Repektsform, die Distanz zu einem anderen Individuum schafft, ihm damit Freiheit einräumt und es gleichzeitig wertschätzend anerkennt. Man lässt dem Gegenüber seinen Raum. Linke neigen eher dazu, in den Raum des Anderen einzudringen. Wer höflich ist, erwartet zudem auch Höflichkeit und wird eher unverträglich, wenn jemand der Erwartung nicht gerecht wird. Unhöflichkeit wird von Linken eher toleriert, was sie dann “verträglicher” macht. Linke wirken zwar oft “individualistischer”, “bunter”, das ist jedoch nur Äußerlichkeit. Ihr Ideal ist das sozialistische Kollektiv, das vor das Individuum gestellt wird, gestellt werden muß, damit es funktioniert und deshalb systemimmanent unfrei ist. “Gewissenhaftigkeit” muß auch erst genau definiert werden. Man kann “gewissenhaft” einen mörderischen Befehl ausführen und “gewissenhaft” seinen eigenen, individuellen Prinzipien und Erkenntnissen folgen - und den Befehl nicht ausführen. Kollektivismus contra Aufklärung. Das ist das eigentliche Schlachtfeld.
Höflichkeit gibt es in den unterschiedlichsten Formen. Es gibt beispielsweise die Kassiererinnen-Höflichkeit : „Schönen Tag noch“, und dann gibt es die echte Höflichkeit, die aus dem Herzen kommt. Sie könnte man daher eher Zuwendung, Verbindlichkeit oder Herzlichkeit nennen. Die Bezeichnung „Höflichkeit“ wirkt für diese Formen als zu kalt. Sie ist an dem Blick erkennbar, den der höfliche Mensch seinem Gegenüber schenkt. Nimmt er die andere Person wahr? Sieht er ihr in die Augen, schenkt er ihr gar ein Lächeln? Es gibt Gegenden in Deutschland, da „passiert“ dieses häufiger als in anderen. Dort erlebt man sogar noch das Grüßen eines entgegenkommenden Unbekannten auf der Straße. Teilweise sogar mit wohlwollendem Augenkontakt. Und wenn das so ist, freue ich mich, es erfrischt mein Herz, ich gebe freundlich zurück und beide haben etwas gewonnen. Welche Partei der Grüßende wählt und welche Bücher er liest, ist mir dabei egal.
Eine große Rolle scheint in diesem Zusammenhang das Dopamin zu spielen. Ein sehr erhellendes und gut zu lesendes Buch dazu von Daniel Z. Lieberman u. Michael E. Long: „Ein Hormon regiert die Welt. Wie Dopamin unser Verhalten steuert – und das Schicksal der Menschheit bestimmt“.
Lt. wiki bedeutet Verträglichkeit nicht wettbewerbsorientiert, kooperativ, mitfühlend (aber nicht emotional). “Ein zentrales Merkmal von Personen mit hohen Verträglichkeitswerten ist ihr Altruismus. Sie begegnen anderen mit Verständnis, Wohlwollen und Mitgefühl, sie sind bemüht, anderen zu helfen, und überzeugt, dass diese sich ebenso hilfsbereit verhalten werden. Sie neigen zu zwischenmenschlichem Vertrauen, zur Kooperativität und zur Nachgiebigkeit.” Hört sich das nach Linken an? Jedenfalls nicht nach den politischen und aktivistischen Linken, die in der Öffentlichkeit sichtbar sind. Da scheint Verträglichkeit nur innerhalb des Rudels zu herrschen. Daher müssten vielleicht erstmal die Begriffe “Konservativer” und “Linker” definiert werden.
Für mich gehört Höflichkeit zur Verträglichkeit und zu Respekt, aber nicht vor Autorität, sondern vor dem Mitmenschen.
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