112-Peterson: Hier ist dein Maschinengewehr

Kritisches Denken vermittelt man Studenten am besten, indem man ihnen beibringt, zu schreiben. Dabei ist es sehr anspruchsvoll und zeitintensiv, das Schreiben zu unterrichten. Einen guten Aufsatz zu korrigieren, ist einfach: alles richtig gemacht, Note 1, fertig. Bei einem schlechten Aufsatz ist es hingegen eine ausufernde Angelegenheit: Die Worte sind falsch, die Sätze stimmen nicht, die Bedeutung hakt, die Absätze sind falsch gegliedert und nicht kohärent; das Ganze ergibt keinen Sinn. Man müsste dem Autor dann sagen, dass alles an seinem Aufsatz falsch ist. Aber das ist nicht hilfreich. Also muss man konkrete Punkte ausfindig machen, anhand derer er aus seinen Fehlern lernen kann. Und das ist aufwändig. 

Dennoch: Das Beste, was man Studenten vermitteln kann, ist das Schreiben. Wer schreiben kann, kann auch denken! Umso unfasslicher ist es, dass die Studenten an den Universitäten nicht zum Schreiben angehalten werden. Eher hören sie: Wozu schreiben? Du musst Aufgaben lösen, denn du brauchst die Noten.

Falsch! Du musst lernen, zu denken. Mit deinem Denken wirst du im Leben wirkungsvoll handeln können. Mit dem Denken wirst du deine Kämpfe gewinnen, auch die Kämpfe für eine gute Sache. Wenn du denken und sprechen und schreiben kannst, bist du absolut unschlagbar. Nichts kann sich dir in den Weg stellen. Deshalb: Lerne zu schreiben! 

Hier ist dein Maschinengewehr

Das Denken ist die schärfste Waffe, die man jemandem an die Hand geben kann. Man sieht es an besonders erfolgreichen Leuten. Man lege sich lieber nicht mit ihnen an, wenn man nicht Gefahr laufen will, zerlegt zu werden. Beim Austausch von Argumenten mit ihnen sollte man sehr gut vorbereitet sein, denn sonst steht man schnell da wie der letzte Idiot und macht keinen Stich.

Wer Argumente schlüssig formulieren und gut vortragen kann, wer mit Leuten sprechen und einen Vorschlag präsentieren kann – dem steht die Welt offen. Man wird ihm Geld geben und Chancen eröffnen, er wird Einfluss haben. Wer gelernt hat, sich zu artikulieren, hat die beste Waffe fürs Leben in der Hand. Schreiben zu lernen heißt: Hier ist dein Schwert, hier dein Maschinengewehr, hier deine kugelsichere Weste. Lerne, sie zu nutzen!

Genau dafür geht man eigentlich auf eine Universität. Es ist ein unlösbares Rätsel für mich, dass dies nicht längst eine Selbstverständlichkeit ist. Als gäbe es eine Absprache, die Leute im Bildungssystem vor allem zu schwächen. Vermutlich soll das die Konkurrenz klein halten. Denn wenn die Studenten dumm bleiben, können sie die Professoren nicht herausfordern.

Dieser Beitrag ist ein Ausschnitt aus dem Vortrag „Maps of Meaning 6: Story and Metastory (Part 2)“. Hier geht’s zum Original-Vortrag auf dem Youtube-Kanal von Jordan B. Peterson.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Dieter Kief / 30.05.2018

1) - -  Was Peterson zum Schreiben sagt, ist, denke ich, sehr richtig. Ich geb das mal an ein paar Lehrerinnen weiter, mal sehen, was die sagen, ichbin gespannt. 2) - - “12 Rules for Life” - Petersons Lebensratgeber für junge Männer, gibt’s wenn auch erst auf englisch, auch in deutschen Buchhandlungen. Ich kenne einiges daraus, und denke, das Buch ist zurecht sehr sehr erfolgreich. Obwohl die New York Times es anfangs nicht in ihrer Besteller-Liste führte (ein Schelm, wer nun an den Spiegel und rolf Peter sieferles Finis Germania denkt, hehe). 3) - - Noch was: Am 6. Juni tritt Peterson mit dem Wissenschaftsjournalisten Sam Harris und dem Islam- und Zuwanderungskritiker Douglas Murray zusammen in London in der 02-Arena (!!) vor (geschätzt) 7000+ Leuten auf. - Die Achse sollte da jemand hinschicken - das ist der Anfang von etwas noch nicht dagewesenen, nämlich dem liberalen Intellektuellen als massenkompatible Figur. - Selbstverständlich wird in deutschen Normalo-Medien nix über nix gesagt in dieser doch höcht erstaunlichen Sache, weil es die drei allesamt eigentlich gar nicht geben darf. - Alle drei argumentieren strikt als Aufklärerer und sind anelsächsische Liberale, und zwei sind zugleich der Ansicht, dass Thilo Sarrazins wissenschftliche Hauptquelle in Sachen IQ, nämlich Murray/Herrnsteins “The Bell Curve”, vollkommen ok - ja überragend ist! Außerem völlig zu unrecht verfemt! Tja und der dritte im Bunde hat das brillante islamkritische Buch “Der Selbstmord Europas” verfasst. - So eine Art “Europa schafft sich ab” - also Douglas Murray (nicht verschwägert oder verwandt mit Charles Murray von “The Bell Curve”) wandelt eigentlich auch in den Fußstapfen von Achse-Autor und Erklärung 2018-Mitunterzueichner Thilo Sarrazin. Skandal! Skandal! - rufen die Mainstream-Medien,  allein: Das aufgeklärte Publikum weltweit läuft ihnen in hellen Scharen davon. (- “Merkwürdisch wo/ so mancher Haas’ langlööpt.”)

Frieda Wagener / 30.05.2018

A proposal “aufwändig”: Diese überflüssige Neuerfindung des üblichen “aufwendig” gehört in die Tonne, und sein überflüssiger Erfinder auch.

Dr. Hans Wilhelm Meier / 30.05.2018

Um Denken zu lernen hat man bei uns in der regel 19 Jahre Zeit, bevor man eine Universität besucht. Wer nach 13 Jahren Schule immer noch nicht denken kann, lernt das auch auf keiner Uni. Er sollte sich ein anderes Umfeld suchen. Sonst blockiert er Menschen, die denken können, die Plätze .

Werner Arning / 30.05.2018

Schon in der Schule sollte die „Lust an der Sprache“ geweckt werden. Sprache ist schön, sie ist spannend, sie eröffnet den Zugang zu anderen Welten, sie ermöglicht den Zugang zu mir selber, sie macht sicher, sie macht unabhängig. Sie ist der Schlüssel für die Tür hinter der alles Denkbare versteckt ist. Und der Raum hinter der Tür ist voller Schatztruhen. Die Truhen warten darauf, geöffnet zu werden. Doch nur der, der das Wort liebt, erhält Zugang. Ein Lehrer sollte die Liebe zur Sprache vermitteln und alles daran setzen, sie nicht verkümmern zu lassen. Denn mit ihr würde das Denken verkümmern. Gegen die Aufgabe und die Vernachlässigung des Denkens müssen wir uns zur Wehr setzen. Und wir sollten versuchen unsere Begeisterung für die Sprache und für das Denken, weiterzugeben. Denn sonst versucht schon bald niemand mehr die Tür zu öffnen, zu dem Raum mit den Schatztruhen.

Gabriele Klein / 30.05.2018

“Hier ist dein Schwert, hier dein Maschinengewehr, hier deine kugelsichere Weste. Lerne, sie zu nutzen!” Also das mit der Weste glaube ich jetzt nicht…. sonst bräuchten diverse Achgut Autoren nicht den Polizeischutz ..... Aber beim Denken gebe ich ihnen Recht…... Es ist sicher kein Zufall dass manche Kreise den Gegner (und damit die Erinnerung an das eigene Hirnversagen) durch Enthauptung ausschalten wollen,... Der Djihad gilt unterm Strich auch dem menschlichen Verstand was durch Straßenjustiz mit Guillotine bekundet wird.  Denn,  Verstand hat auf der Straße nichts verloren…..zumindest in manchen Staaten sowie auch jenen Ländern wohin diese Staaten einwandern (pardon, fliehen).....

beat schaller / 30.05.2018

Danke Herr Peterson, Genau solche Gedanken und deren Präsentation helfen Menschen auf den Zug aufzuspringen. Ich mag die meisten Ihrer Ausführungen und geniesse sie auch. Sie haben etwas sehr tiefes an sich. Es gibt natürlich auch einige, auf die mir das “Aufspringen” nicht gelingt. Danke, das bringt auf jeden Fall wieder etwas Ruhe in den heutigen Tag. b.schaller

Helmut Driesel / 30.05.2018

Das wirft die Frage auf, ob Donald Trump schreiben kann? Die Art und Weise, wie er regelmäßig stolz seine Unterschrift auf sonst leeren A4-Büttenpapier den Medien präsentiert, erinnert mich an einen Legastheniker, den ich sehr gut kannte. Lesen hatte der gelernt, mit vierzig unter großer Anstrengung. Und während ich immer dachte, schreiben lernt man durch Lesen, blieb er mit dem Schreiben in den simpelsten Anfängen stecken. Ich kenne auch noch einen weiteren Legastheniker, der stolz ist, dass er in seinem langen Berufsleben, teils als Unternehmer, noch einigermaßen lesen und schreiben gelernt hat. Aber ich weiß, er tut es nicht gern, es fehlen ihm Spaß und Befriedigung dabei. Als ich ihn mit sechzig einmal im Einkaufsmarkt begegnete, hatte er einen Einkaufszettel in der Hand, da waren Bildchen von den Sachen drauf, die er einkaufen wollte. Es ging mich nichts an, doch ich war wirklich enttäuscht. Man muss aber keineswegs an der Universität das Denken oder Schreiben erlernen. Das halte ich für Unsinn. So faszinierend es ist, wenn intelligente Menschen ineinander verschachtelt auf verschiedenen Ebenen denken und sprechen können. Man kann auch Demagogie oder metaphysischen Quatsch auf diese Weise besser vermitteln. Man hat entweder eine psychische Konstellation, die das regelmäßige Schreiben braucht. Oder man hat sie nicht. Dann muss man sich nicht abgewertet fühlen, schon gar nicht wegen Jordan-P. Peterson, dessen Meinung hier ich in den meisten Fällen nicht teile.

Marcel Seiler / 30.05.2018

Ich habe mir diese Vortragsreihe angesehen. Es lohnt sich, nicht nur wegen des eigentlichen Inhalts, sondern wegen der vielen Exkurse des Vortragenden zu allen möglichen Themen des Lebens.

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