Der Mensch hat sich in seiner irren Selbstüberschätzung von Gott losgesagt. Das institutionalisierte Christentum wollte und konnte dieses nicht verhindern. Im Gegenteil, es leistet und leistet womöglich schon immer diesem Prozess Vorschub. Das Ergebnis ist Orientierungslosigkeit und hysterische Suche nach Ersatz. Der Mensch fühlt sich allein, doch das Alleinsein ist selbstverschuldet. Gott ist nicht wirklich tot. Der Mensch kann ihn nicht töten. Doch kann er sich selber töten. Indem er Gott versucht zu töten, tötet er sich. Legt er Hand an seine Seele. Zurück bleibt Leere. Wenn jemand etwa eine Person tötet, von welcher er geliebt wurde, kommt diese Tat einer Selbstvernichtung gleich. Man würde die Liebe getötet haben und Schlimmeres gibt es kaum. Zurück bleibt eine Art Zombie. Er hat das Heiligste getötet. Sühnefeiern und heilige Spiele werden die Tat nicht wieder gutmachen. Sie sind nur magerer Ersatz. Und selbst werden wir nicht zu Göttern werden, um uns auf diesem Wege der Größe der schrecklichen Tat würdig zu erweisen.
Die Botschaft, die Nietzsche in dem angeführten Zitat meiner Auffassung nach vermitteln möchte, ist die Notwendigkeit eines Schrittes, den die Menschheit gehen muss, wenn Religionen obsolet werden. Der Schritt besteht darin, die Menschenwürde als universellen Grundsatz an die Stelle der Gottesverehrung zu setzen. Er scheint das mit dieser rhetorischen Frage zu postulieren: “Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen?” Nun haben wir seit 70 Jahren ein Grundgesetz, in dem die Menschenwürde unantastbar und die Glaubensfreiheit unverletzlich ist. Gott muss sich die Richterkompetenz laut Präambel mit den Menschen teilen. Es bleiben viele Fragen offen.
Einem Atheisten wie Gregor Gysi wird angst und bange bei der Vorstellung, wie barbarisch sich eine Gesellschaft ohne den in seinen Augen positiven Einfluss des Christentums entwickeln wird. Recht hat er. Der real existierende Staatsatheismus in China, Nord-Korea, der ehemalige Ostblock.usw sollten uns doch als abschreckende Anschauungsbeispiele genügen. Wieviel Blutvergießen hat der Atheismus über die Menschheit gebracht! Selbst ein fundamentalistischer Atheist wie R. Dawkins rudert mittlerweile von seiner unsäglich dummradikalen Kritik am Christentum zurück - ihm schwant mittlerweile, dass dann ein weitaus größerer Schrecken auf uns wartet. Noch ein Gedanke an die vielen evolutionsgläubigen Leser dieses Blogs: Ist es wirklich vernünftig, die ungeheure Komplexität selbst einer einzigen Zelle, geschweige denn höherer Organismen bis hin zum Menschen einer ziellosen, zufälligen und völlig zwecklosen Evolution zuzuschreiben? Selbst hinter dem primitivsten Teelöffel steht planende,zielgerichtete Intelligenz. Widerspricht die Evolution nicht allen unseren Erfahrungen und sollte man hinter der Vielfalt des Lebens nicht viel eher planende Intelligenz vermuten? Ist Schöpfung nicht sehr viel wahrscheinlicher als die Evolutionstheorie? Glauben wir, Konformitätsdruck gibt es nur bei den Klimawissenschaftlern, die den Klimawandel entgegen aller berechtigten Skepsis als alleinige Wahrheit verkaufen und nicht auch bei Evolutionsbiologen? Ist nicht gerade dieser Blog skeptisch, wenn etwas als alternativlos verkauft wird? Es gibt durchaus denkbare Alternativen zur Evolution - sie werden allerdings vom wissenschaftlichen Mainstream bekämpft und, wo immer es geht, lächerlich gemacht und verschwiegen. Auch in der Evolutionsforschung gibt es Tabus und Angst vor dem Verlassen der eigenen Blase.
@Ilona Grimm: Kein Astrophysiker “versteht” den Kosmos, so wenig wie ein Quantenphysiker die submikroskopische Welt “versteht” - was er tut ist etwas sehr viel Bescheideneres: Er beschreibt, was er beobachtet und gießt das in eine Theorie, die so lange “richtig” bleibt, bis das jemand falsifiziert. “Richtig” auch nur in dem Sinne, dass alle Daten/Beobachtungen/Messungen da rein passen. Kein seriöser Naturwissewas “erklärt” die Welt dadurch, dass er sie beschreibt. Das meinen immer nur die Laien. Wir können die Bewegungen der Himmelskörper sehr gut beschreiben ohne zu wissen, was Gravitation eigentlich ist - eine Nahwirkung oder eine Fernwirkung? Die Evolutionstheorie ist eben auch nur eine Theorie, über die Darwin wohl selbst am meisten erstaunt war, Zeit seines Lebens. “Missing link”: Ein Skelett kann das niemals sein, es muss schon ein Fossil sein, eine Versteinerung. Den gemeinsamen Vorfahr von uns, allen Hominiden, allen Australopithecinen, allen Affen, vor allem Schimpanse und Bonobo wird es wohl geben, gefunden wurde er meines Wissens bisher nicht - ist auch reichlich unwahrscheinlich, ist einfach zu lange her. Der Mensch stammt nicht vom Affen ab, hat aber mit uns einen gemeinsamen Vorfahr. Die Schöpfungsgeschichte der Bibel ist eine wunderbare Geschichte, nicht mehr und nicht weniger. In gewisser Weise ein Mythos ähnlich dem “anthropischen Prinzip”. Das Gilgamesch-Epos als älteste erhaltene Geschichte ist ebenfalls atemberaubend - dort findet man fast mit gleichem Wortlaut wie in der Bibel auch die Geschichte mit der Sintflut - eben deutlich älter, in Keilschrift. Hauptthema des Epos: Das ewige Leben. Gegenwärtige Forschungen zur Lebensverlängerung heißen daher folgerichtig auch “Gilgamesch-Projekt”. Wir müssen uns mit dem begnügen was Dietrich Bonhoeffer sagte: “Einen Gott, den es gibt, den gibt es nicht”. Vielleicht meinte Nietzsche das auch so ähnlich, wer weiß das schon. Mir soll’s recht sein. Und: Der Tod geht uns Lebende nichts an, denn solange wir leb
@ Rafael Rasenberger / 13.11.2019: Das haben Sie sehr gut gesagt. Originalliteratur, das korrekte wissenschaftliche Arbeiten und Zitieren machen nur noch 5 Prozent aller Menschen, die an den Unis herumlaufen dürfen. Der Rest interessiert sich NICHT dafür. Ein Trauerspiel (vgl. Giffey, SPD, die nicht zurücktreten will!!). Sekundärliteratur ist der Tod jeder Möchtegern-Wissenschaft. Und erkenntnistheoretisch (das UNVERZICHTBARE Werkzeug eines jeden Kopfarbeiters) ist man noch schlimmer aufgestellt, noch törichter. Die Denkschule entscheidet ja, wie man Daten interpretieren soll (zuviele Daten, ein Menschenleben reicht niemals aus, zu wenig Zeit um zu denken), vor allem um in der Gruppe Anerkennung zu finden und die Karriere zu retten. Es gibt zig Denkschulen. Die wenigsten steigen dahinter, dass Denkschulen auch Schwächen haben, tödliche Schwächen. Jede nicht überprüfbare Fußnote ist purer Glaube. Das verstehen die meisten Studenten, Doktoren, Professoren heute nicht mehr. Man scheitert also an den eigenen Regeln, Anforderungen. Das Niveau wird weiter rapide sinken. Nietzsche starb ja auf eine Weise, die sich wenige wünschen. Das sollte vielen ein Wink mit dem Zaunpfahl sein. Und die Schwester von Nietzsche soll da einige Dinge “verändert” haben, ohne dass der Kerl das wußte. Oder so ähnlich.
@ Ilona Grimm / 13.11.2019: Es ist noch sehr, sehr viel schlimmer. Die Erkenntnistheorie überführt den Atheismus gnadenlos als Blender hoch Zehn. Denn, alle müssen immer mit dem gleichen Maß messen. Der Atheismus tat das nie. Das Kybernetische Gesetz, daß zur Analyse eines technischen Systems, also bspw. eines Computers, stets ein komplizierteres System vonnöten ist, stellt den Menschen unausweichlich vor die Frage: Wer hat den Menschen erschaffen? Der Zufall ist absolut sicher ausgeschlossen. Denn, der Atheismus lügt ja, so ist er definiert. @S. Schmitt lacht ja darüber, aber den Körper einer wunderschönen Frau findet auch er betörend. Wie soll der schwachsinnige Zufall jemals Schönheit ermöglichen? Dafür reichen keine 50 Milliarden Jahre. Der moderne Mensch weiß immer noch nicht was Leben ist. Auch was Zeit ist, weiß der moderne Mensch immer noch NICHT. Kein Mensch!! Die Idee einer Evolution ist sehr viel älter als Darwin. Man kann Dinge auf einen Tisch auf sehr vielerlei Arten ordnen und “erklären”. Das beweist gar nix. Erkenntnistheorie, der Eingang zu jeder Wissenschaft, ist nur noch 5 Prozent aller Wissenschaftler ein echter Begriff, mit stark fallender Tendenz. Der atheistische Rest “glaubt” heutzutage jeden Blödsinn. Dass die Grünen, die Linken den Koran nicht verurteilen, überführt diese Brut. Alle gegen die Juden und Christen. Über den Antisemitismus redet man ja noch. Über die Hetze gegen echte Christen gar nicht mehr. Etc.
Kegelmann, das ist menschzentriert. Raubtiere und Insekten finden den menschlichen Körper nur zum Verzehr gut. Ihre eigene Spezies dagegen sexuell attraktiv. Alles durch die Evolutionstheorie erklärt. Macht eben keinen Sinn, nichtkompatible Spezies sexuell attraktiv zu finden. Die Griechen fanden den männlichen Körper attraktiver als den weiblichen. Was die angebliche Perfektion des menschlichen Körpers und dem sämtlicher Arten angeht, ist vieles unperfekt. Warum hat der Mensch Wirbelsäulenprobleme, warum hat die Giraffe den Nervus laryngeus recurrens? Lesen sie Dawkins, wenn Sie sich trauen! Cogitare aude! MfG
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