112-Peterson: Kenne deine Misserfolge

Eines der Dinge, derer man sich im Leben sicher sein kann, ist dieses:  Man bekommt nichts, was man sich nicht als Ziel gesetzt hat. Merkwürdig dabei ist die allgegenwärtige Neigung, Ziele unscharf zu formulieren. Beschreibt man sie nämlich punktgenau, dann definiert man dadurch gleichzeitig auch Misserfolg und Scheitern. Ist jedoch das Ziel unscharf, erkennt man auch nicht so genau das Scheitern. Man kann sich, so man will, ein wenig anschwindeln. Auch wenn das Scheitern nicht zu leugnen wäre, kann es ein wenig neblig und unbestimmt gehalten werden.     

Definiert man das Ziel glasklar und konturenreich, dann weiß man genau, wohin die Reise geht. Das Gehirn ist so beschaffen, dass es die mentale Abbildung der Welt auf dieses Ziel bezogen umorganisieren kann. Das ist keineswegs metaphorisch gemeint. Wir sehen recht wenig von der Welt (auch wenn es darin eine ganze Menge mehr zu sehen gibt). Wir sehen das, was wir uns als Ziel des Sehens gesetzt haben. Wahrnehmung ist zielgerichtet.  

Ein Beispiel: Große Menschenaffen haben keine so ausgedehnte Lederhaut in ihren Augen wie Menschen. Menschen können ihre Augen in alle Richtungen bewegen, um zu sehen, wohin die anderen ihre Blicke richten. Kann ein Lebewesen nicht sehen, wohin das andere schaut, kann es nicht erkennen, was es vorhat. Das führt leicht zu Auseinandersetzungen und die Wahrscheinlichkeit eines gewaltsamen Todes für eines der beiden Lebewesen wächst. 

Ein großes Ziel in kleinere Teilziele herunterbrechen

Wir können unsere visuell auffälligen Augen in alle Richtungen bewegen. Sieht man jemandem in die Augen, erkennt man, wohin sie gerichtet sind. Das erlaubt Schlüsse auf das, was dieser Mensch vorhat. Wir sind Jäger, hinter einem beweglichen Ziel her, damit wir seine Bewegungen verfolgen können.   

Zurück zur Definition von Zielen. Es gibt mehr als nur ein Ziel. Das höchste Ziel kann etwa sein, ein guter Mensch zu sein. Ein viel komplexeres Ziel ist zum Beispiel das Vorhaben, das Böse zurückdrängen und menschliches Leid verringern zu wollen. Ein solches Ziel muss in kleinere Teilziele heruntergebrochen und in unsere täglichen Aufgaben hineingetragen, „übersetzt“ werden, damit zwischen den kleinen alltäglichen Verrichtungen und dem übergeordneten Ziel ein sinnvoller Zusammenhang entsteht. Das wird dem, was wir täglich tun, eine gewisse Würde verleihen.

Dieser Beitrag ist ein Ausschnitt aus „Why You Need to Identify your Failures in Order to Succeed“. Hiergeht’s zum Original-Vortrag auf dem YouTube-Kanal von Jordan B. Peterson.

Foto: jordanbpeterson.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com