112-Peterson: Freiheit lohnt sich

Niemand kann wissen, welche Probleme uns in Zukunft beschäftigen werden. Nur wenn Menschen frei leben können, bringen sie die besten Lösungen hervor.

Im Folgenden geben wir einen Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und dem Republikaner und texanischen Abgeordneten Dan Crenshaw wieder:

Dan Crenshaw: Eine unserer Herausforderungen ist es, die Menschen davon zu überzeugen, dass Freiheit etwas Gutes ist. Ich meine damit keine libertäre Freizügigkeit, sondern geordnete Freiheit in einem moralischen Rahmen. Daher sehe ich mich als Konservativer und nicht als Linker. Jedenfalls ist es schwieriger als man glauben sollte, Menschen von der Freiheit zu überzeugen. Sie wissen wahrscheinlich, wovon ich rede, weil Sie solche Diskussionen häufiger führen.

Obwohl Freiheit riskant und chaotisch ist sowie manchmal dazu führt, dass man auf die Nase fällt und sie Leiden hervorruft, die man für ungerecht hält – verbessert sie unterm Strich alles. Aus einer Momentaufnahme heraus ist das jedoch schwer zu erkennen. Daher werden die Leute immer wieder von den falschen Versprechungen unmittelbarer Taten mitgerissen. Unmittelbarer Taten, um Dinge zu reparieren oder zu retten. Sie übernehmen die Sichtweise einer paternalistischen Regierung, die immer nur die kurzfristige Situation in Betracht zieht.

Wenn wir aber einen Schritt zurücktreten und wieder den Wald und nicht nur die Bäume sehen und dann noch einen Blick auf die Geschichte werfen, dann hat sich stets gezeigt, dass mehr Freiheit auf lange Sicht zu mehr Wohlstand führt. Weniger Freiheit mündet dementsprechend in weniger Wohlstand. Im schlimmsten Fall führt eine Einschränkung der Freiheit zu komplettem Verfall.

Jordan B. Peterson: Ich denke, dass die Diversity-Debatte eine merkwürdige, verzerrte Version dieser Freiheits-Diskussion ist. Denn aus wissenschaftlicher Sicht funktioniert Freiheit auch deshalb, weil wir eben nicht genau wissen, welche Probleme als nächstes über uns kommen werden. Denn die Dinge ändern sich auf unvorhergesehene Weise. Da kann man nur froh sein, dass wir immerhin ein paar Traditionen haben, die uns den Weg ebnen, denn sonst stünden uns weitere, endlose Entscheidungsprozesse bevor, die die Gesellschaft endgültig spalten würden. Und gerade das ist keine günstige Struktur, um sich auf unbekanntes Territorium zu wagen.

Wir kennen also noch nicht unsere zukünftigen Probleme und erst recht nicht die geeigneten Lösungen, denn so klug sind wir dann doch nicht. Also was tun? Biologisch gesehen hat sich folgendes etabliert:

Wir Menschen haben sehr unterschiedliche, individuelle Temperamente. Dies ist eindeutig ein Argument für die Diversity-Seite. Aber gemeint ist Vielfalt hinsichtlich der Gemüts-Veranlagung: Es gibt kreative und weniger kreative Menschen, introvertierte und extrovertierte Menschen, mitfühlende und hartgesottene Menschen sowie gewissenhafte und weniger gewissenhafte Menschen, denen ihre Pflichten den letzten Nerv rauben. Letztere finden ihre Erfüllung manchmal als Künstler.

Welche Veranlagung ist nun im Recht? Das ändert sich von Zeit zu Zeit. Wie geht man strukturell damit um? Nun, man lässt diese ganzen unterschiedlichen Leute frei sein, damit ihnen möglicherweise Ideen kommen, die das nächste große Problem lösen können. Dann lässt man sie sich darüber austauschen, darum ist die freie Rede so wichtig. Denn ohne sie hätten wir keinen Mechanismus, um Probleme zu lösen.

Das nennt man biologische Diversität. Auf diese Weise haben sich Organismen im Allgemeinen überhaupt nur an die Struktur der Realität anpassen können. Damit sollte man sich nicht anlegen. Schon gar nicht politisch.

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und dem Republikaner und texanischen Abgeordneten Dan Crenshaw. Hier geht's zum Auszug und hier zum gesamten Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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j. heini / 05.01.2022

M. E. haben die beiden recht. “geordnete Freiheit in einem moralischen Rahmen”    “Obwohl Freiheit ... chaotisch ist” Diese Aussagen allerdings sind ein misslungener Versuch, die Grenzen von Freiheit mal eben nebenbei aufzuzeigen.  

Rainer Hanisch / 05.01.2022

“Jedenfalls ist es schwieriger als man glauben sollte, Menschen von der Freiheit zu überzeugen.  ....  Sie (die Leute) übernehmen die Sichtweise einer paternalistischen Regierung, die immer nur die kurzfristige Situation in Betracht zieht.”  Freiheit sollte zunächst einmal konkret definiert werden. Bei den ganzen Diskussionen habe ich immer mehr den Eindruck, dass viele, sehr viele “Leute” den Begriff “Freiheit” total missverstehen! Letztendlich geht es denen nur um ihren persönlichen Egoismus: Ich will tun, was ich will. Was scheren mich andere? Bei den “Anderen” wird dagegen drauf geachtet, dass die sich an Regeln und Gesetze halten. Scheinheilig nenne ich das. Aber so ist das eben: die Alt-Bundesländler haben nie eine Zeit erlebt, wie sie beispielsweise die DDR-Bürger erlebten. Ihnen wurde 1945 insbesondere von den Amis eine Art “Demokratie” übergestülpt, für die sie keinen Finger krumm machen mussten. Deshalb wissen viele nicht zu schätzen, was es bedeutet, weitgehend “frei” in seinen Entscheidungen zu sein. Andererseits haben sie auch nie gelernt, auf andere Rücksicht zu nehmen und ihnen ebenfalls Freiheiten zuzugestehen! Unsere “Regierung” zeigt wieder einmal, dass es mit der Vreiheit sehr zum argen bestellt ist. Gutes Beispiel ist das “Entsetzen” der Esken über die Kernenergie als nachhaltige Technologie. Keine Ahnung von nichts, aber die Klappe aufreißen. Weil’s eben nicht in die grüne Religion passt! So kommt D nie mehr in den Bereich der fortschrittlichen Industrienationen; falls man das Wort “Nation” noch benutzen darf, ohne als Nazi diffamiert zu werden! Zeigt auch, wie es um die “Freiheit” im Buntland bestellt ist!

giesemann gerhard / 05.01.2022

Also geordnet soll sie sein und moralisch. Na, wenn die Amis das so meinen.

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