Wenn ein Afro American sagt er sei stolz ein Afro American zu sein, findet man es gut. Wenn ein Hispanic American sagt er sei stolz ein Hispanic American zu sein, findet man es gut. Wenn ein Native American sagt er sei stolz ein Native American zu sein, findet man es gut. Wenn ein White American sagt er sei stolz ein White American zu sein, findet man es rassistisch. Wenn einer stolz ist ein Schwarz Afrikaner, Chinese, Inder oder Araber zu sein, findet man es gut. Wenn einer stolz ist ein Weißer (allgemein) oder ein Deutscher (Biodeutscher) zu sein, findet man es rassistisch.
Stolz als eine der sieben Todsünden ist das die Argumentation des in diesen Dingen mild gelehrten Doktors tragende Paradoxon. Alles sehr alteuropäich, alles ok. Nichts dergleichen in den Überlieferungen der !kung oder der Yanomami oder der Aborigines oder der Piraha. Deshalb bin ich aber noch lange nicht nicht stolz, kein Aborigne oder kein !kung osä. zu sein! - Eh kloa - s. o. - : - Das die Argumentation des in solchen Dingen mild gelehrten Doktors Peterson tragende Paradox vom Stolz als einer der sieben Todsünden und ragenden Grundpfeiler unserer Kultur, ne!
Petersons Argumentation scheint mir etwas theoretisch zu sein. Stolz auf die eigene Gruppe ist etwas Natürliches, zumindest bei Männern. Er ist ein Grundbedürfnis und eine Grundlage des Zusammenhaltes. Können große Leistungen der Vorfahren für den Stolz herangezogen werden, ist man entspannter. Sind Völker stolz, aber die sichtbare Leistung bildet das nicht ab (z.B. im Islamgürtel), entwickelt sich ein Gefühl des Zukurzgekommen-Seins, das wiederum zu Haß und Gewalt führt. Wir Euros hingegen können ganz entspannt sein.
Wenn man die lange Antwort von J.B. Peterson für den europäischen Gebrauch zusammenfassen will: Wir sollen uns für unser europäisches Erbe nicht schämen. Es ist absolut nichts dagegen einzuwenden, dass wir dieses Erbe offensiv vertreten. Es hat viel Gutes bewirkt. – JBP wendet sich dagegen, dass sich jemand das großartige europäische Erbe als persönliches Verdienst zurechnet; eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Mein Großvater Ludwig L. .*1858 - 1926, Wagnermeister, war möglicherweise zur gleichen Zeit in der Wagnerinnung in Schorndorf, wie Gottlieb Daimler. Ich bin deutsch. In dieser Natur / Landschaft, Sprache, im hieraus resultierenden Lebensgefühl bin ich daheim . Auch in den überlieferten Formen des Zusammenlebens : Familie, Freundschaften, Feste im Jahreskreislauf, Literatur und Liturgie, und so vielem mehr. Dies alles macht - so meine ich - meine Identität aus. Deutschland - im Zentrum Europas - wurde immer gespeist von Hinzugekommenem aus allen Himmelsrichtungen, hat immer aufgenommen und auch wieder abgegeben, sich gemischt, verbunden und für Neues geöffnet. Aber kann Identität gefunden werden, wenn es nur noch / ausschließlich Offenheit gibt ? Kann das “Neue” verstanden, bejaht werden, wenn das “Eigene” keinen sicheren Stand hat ? Geht das : das “Eigene” haben und pflegen, bewahren, sowie, das “Fremde” verstehen, annehmen und sich von ihm befruchten lassen ? Identität scheint mir zutiefst dialektisch, 2-polig zu sein . Hier die stimmige Balance zu finden ist wohl die Hauptaufgabe. Soziokulturelles Selbstverständnis, Identität braucht Strukturen. Nicht rigide, starre, sondern vitale, elastische, auch tragfähige und belastbare. “Patriotismus” : die tiefe Freude über den Reichtum seiner kulturellen Wurzeln, des ererbten Schatzes… Es ist erlaubt, diesen bewahren, pflegen und erhalten zu wollen. Sinnerfülltes Leben eines - relativ ! - mündigen und freien Menschen , manchmal sogar in in seiner Herkunft zuhause…? Eine Farbe ,Stimme, ein Klang oder Duft unter vielen - weil ich die Vielfalt liebe, bin ich gerne - auch ( und trotz allem Bösen, das auch hier vorhanden ist) - gerne deutsch.
Ich verstehe das ganze Anliegen nicht. Warum soll ich nicht stolz sein, auf das, was in Europa und besonders in Deutschland geschaffen wurde? Wo ist der Teil, der aus dem mittleren Osten stammt? Natürlich hat es immer Einflüsse sogar aus China gegeben, aber die Kultur in Europa ist abgesehen von marginalen jüdischen und arabischen Beiträgen im Wesentlichen durch das alte Griechenland, durch das römische Reich und durch das Christentum geprägt. Zu all dem, was in diesem Kulturbereich geschaffen, wurde haben Generationen und Massen von Menschen, aber auch Einzelne, größere oder kleinere Werke geliefert oder sich für den Erhalt des Geschaffenen und der Kultur eingesetzt. Genauso wie es heute noch ein Teil der Gesellschaft tut. Und dieser Teil sollte stolz sein auf das Ererbte und den eigenen Beitrag dieses Erbe zu erhalten und zu erweitern. Diesen Stolz empfindet nur der Teil der Gesellschaft nicht, dem die europäische und die deutsche Kultur ein wirklich unverdientes Geschenk ist, das man verächtlich macht, selber ausplündert und zur Ausplünderung freigibt. Denen ist der verdiente Stolz ein Dorn im Auge. Für die ist Deutschland ein Stück - na, sie wissen ja.
Europa ist wie ein Mensch, der erwachsen geworden ist. Er musste eine Menge Erfahrungen sammeln, durch viele Irrtümer gehen, sich vieler Dinge bewusst werden und hat sich dabei recht gut aus der Affäre gezogen. Diese Errungenschaft, die mit viel Leid bezahlt wurden, gilt es, wertzuschätzen und zu verteidigen. Das ist es, was wir unseren Vorfahren und uns selbst schuldig sind. Wir dürfen diese Errungenschaften nicht für ein oberflächlich empfundenes Gefühl aufs Spiel setzen. Nicht jeder teilt diese Errungenschaften, nicht jedem bedeuten sie etwas. Doch gibt es einige, die sich einen feuchten Kehricht um die Errungenschaften sorgen und die diese gar gerne zerstört sehen würden. Seien wir ihnen gegenüber wehrhaft. Naivität ist gefährlich und hier fehl am Platze.
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