112-Peterson: Dominanz und Hierarchien

Dominanz wird nicht durch rohe Macht erzeugt.

Hummer haben Dominanzhierarchien, sie haben aber kaum ein Nervensystem, was zum Teil der Grund dafür ist, dass sie sehr intensiv erforscht werden. Sie haben eine soziale Ordnung. Das würden Sie verstehen, wenn Sie selbst ein Hummer wären und mit einem anderen Hummer kämpfen müssten.

Falls Sie verlieren, würden alle anderen Hummer in Ihrem Gebiet das wissen. Der stärkste Hummer bekommt den besten Platz und das beste Essen. Die Frage der Dominanz ist also eine kulturelle Frage.

Die Tatsache, dass wir in einer Gemeinschaft leben, ist viel tiefgründiger, als sich Menschen normalerweise klarmachen. Sie wissen, dass natürliche Selektion die Evolution hervorbringt – zufällige Mutation mit natürlicher Selektion. 

Ein großes Netzwerk von Freunden

Hier ist etwas, worüber man ebenfalls nachdenken sollte und was Darwin bereits wusste. Biologen, die in seine Fußstapfen traten, haben bis heute nur einen Bruchteil von dem erweitert, was er zu sagen hatte. Er hat sich sehr viel mit sexueller Selektion beschäftigt. Eines der Dinge über Menschen, die einzigartig sind, ist, dass menschliche Weibchen wählerisch sind. Und sie sind auch raffiniert, weil man nicht sagen kann, wann sie ihren Eisprung haben. Sie neigen dazu, Männer zu wählen, die in der Dominanzhierarchie erfolgreicher sind. Wenn sie die Wahl haben und jemanden wählen, der in der Kompetenzhierarchie ganz unten steht, dann wird das wahrscheinlich nicht gut für sie ausgehen. Und da Frauen die Last der Fortpflanzung tragen, ist es völlig vernünftig für sie, jemanden zu suchen, der hilfreich ist, also produktiv, fair und großzügig.

Wenn Sie an einen dominanten Schimpansen denken, denken Sie vielleicht, dass es der starke, der aggressive Kerl ist, der an die Spitze der Dominanzhierarchie aufsteigt, aber das stimmt nicht. Es stimmt nicht einmal unter Schimpansen. Die Schimpansen, die dazu neigen, ihre Dominanz über lange Zeiträume aufrechtzuerhalten, haben ein ziemlich großes Netzwerk von Freunden, mit denen sie sich in wechselseitige Interaktionen einlassen, wie z.B. das gegenseitige Putzen.

Und sie schenken den weiblichen Schimpansen, die übrigens ihre eigene Hierarchie haben, und ihrem Nachwuchs eine Menge positiver Aufmerksamkeit. Sie sind also so etwas wie babyküssende Politiker, und die Vorstellung, dass rohe Macht Dominanz erzeugt, ist einfach falsch. Tyrann zu sein ist eine unsichere Angelegenheit. Es gibt viele Leute, die Sie töten wollen und über die Sie trotzdem herrschen müssen.

Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson.

 

Jordan B. Peterson (* 12. Juni 1962) ist ein kanadischer klinischer Psychologe, Sachbuchautor und emeritierter Professor. In seinen Vorlesungen und Vorträgen vertritt er konservative Positionen und kritisiert insbesondere den Einfluss der Political correctness und die Genderpolitik. Sein 2018 erschienes Buch 12 Rules for Life war internationaler Bestseller.

Foto: jordanbpeterson.com

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Rolf Menzen / 14.08.2024

Es gibt auch Kulturen, in denen menschliche Weibchen keine Wahl haben. Und manchmal werden sie sogar mit schwarzen Dreimannzelten verhüllt.

Thomas Szabó / 14.08.2024

Der Intellektualismus der unintelligenten Menschen: Ich konnte nie nachvollziehen warum Herr Peterson so vehement angefeindet wird. Er sagt nie etwas radikales. Er beschreibt nur in klaren, unmissverständlichen Worten die Realität. Und genau deshalb wird er angefeindet! Es gibt heute ernsthafte Versuche die Wahrnehmung der Realität auszuhebeln. Wir kennen alle Voltaires Spruch: “qui est en droit de vous rendre absurde est en droit de vous rendre injuste” Eine recht freie aber treffende Interpretation: “Wer dich dazu bringt, Absurditäten zu glauben, bringt dich auch dazu, Ungeheuerlichkeiten zu tun.” ♦ Die Entkoppelung der Wahrnehmung von der Realität: “Wie viele Geschlechter sehen Sie Winston?” “Wenn die Partei sagt es gibt mehr als nur 2 Geschlechter, dann ist es so.” ♦ Erschwerend kommt hinzu, dass Herr Peterson ein höflicher, freundlicher, gebildeter, kultivierter aber mannhafter Gentleman ist. Also alles, was seine Gegner nicht sind! Es ist der Hass des “intellektuellen Prekariats, Pöbels” gegen alles Vornehme! Es gibt nämlich nicht nur einen intelligenten Intellektualismus, sondern auch einen dummen Intellektualismus, einen Intellektualismus der unintelligenten Menschen. Siehe: woke westliche Universitäten. Folgendes Wortpaar schenke ich Herrn Peterson: stupid intellectualism - intelligent intellectualism. ♦ Wir müssen uns ernsthaft mit dem Intellektualismus der dummen Menschen befassen! Heute lehren & studieren Massen von Menschen an Universitäten, die eigentlich nicht intelligent genug für eine Universität sind. Für die MINT-Fächer sind sie zu dumm. Sie füllen die “politischen Fächer”. Sie wollen uns allen ihre komplizierten, hochgestochenen, aufgeblasenen aber zugleich dummen, dogmatischen “Philosophien” aufnötigen. Siehe: Judith Butler.

Klara Altmann / 14.08.2024

“Tyrann zu sein ist eine unsichere Angelegenheit. Es gibt viele Leute, die Sie töten wollen und über die Sie trotzdem herrschen müssen.” Das sei der jetzigen Regierung ins Stammbuch geschrieben. Innerhalb dieser denkt man wohl offensichtlich tatsächlich, durch Einschüchterung der Bürger könnte man sich die Herrschaft langfristig sichern und die Menschen würden sich aus Angst beugen. Eine solche Macht ist auf Treibsand gebaut, sie ist tatsächlich nichts als gelebte Hilflosigkeit.

Volker Kleinophorst / 14.08.2024

@ Heinrich Von mir nicht. Ich würde es etwas unhöflicher formulieren, aber Kritik an den Autoren kommt ja @Achse nicht gut an, ob jetzt Bonhorst, Chesler, Osthold, Weißgerber oder eben Peterson. Was ich für wenig souverän halte. Wo bleibt das Positive? Frank, Binning, Lövenich, Meltzer, Meins, Casula.

Fred Burig / 14.08.2024

“Tyrann zu sein ist eine unsichere Angelegenheit.” ...... Im Grunde genommen ja, Herr Professor! Aber mit einer entsprechenden Ausstattung - charakterlich, geistig und materiell - halten sich manche Tyrannen dann schon mal über ganze Generationen hinweg an der Macht. Zudem werden sie ggf. nur von gleichgearteten Vertretern “abgelöst”. Jedenfalls ist es aber nicht einfach Tyrann unter Tyrannen zu sein! Obwohl angeblich eine Krähe der anderen kein Auge heraus hackt, liegt doch jeder Rivalität - im Sinne alleinigen Macht- und Herrschaftsanspruchs - ein brutales Verhalten zu Grunde! Im Überlebenskampf politischer Gegner scheint man sich - besonders aktuell im vereinten “Wahlkampf gegen die AfD” - oft in nichts von dem zu unterscheiden! MfG

Sabine Heinrich / 14.08.2024

Die Ausführungen von Prof. Peterson erscheinen mir immer seltsamer - und flacher. Das kann natürlich an mir liegen. Habe ich jetzt einen Sch..ßsturm zu erwarten?

Hans Buchner / 14.08.2024

Wow, da bin ich aber nun geflasht. Menschliche Weibchen sind wählerisch? Hätt ich nich gedacht. Da braucht es erst einen Peterson, der dieses Geheimnis lüftet, Respekt!

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