112-Peterson: Die Wahrheit ist das größte Abenteuer

Die Wahrheit zu sagen, ist das Abenteuerlichste, das man tun kann. All die politischen Bewegungen wie „Black Lives Matter“, die Antifa und ebenso rechte Identitäre bieten das romantische Abenteuer an, sich einer revolutionären Gruppe anschließen und aus dem profanen Alltagsleben zu entfliehen. Davon geht eine starke Anziehungskraft aus, und es ist schwer für durchschnittliche politische Ideen, sich damit zu messen.

Aber vor allem junge Leute brauchen nun einmal Abenteuer. Und ich denke, es gibt kein intensiveres Abenteuer, als das zu sagen, was man für die Wahrheit hält. Weil man nämlich die Kontrolle über das, was als nächstes kommt, abgeben muss.

Es kommt natürlich auf die Art und Weise an. Wenn man zum Beispiel insgeheim genervt ist, weil die eigene Mutter ständig anruft und um Hilfe bittet, sich gleichzeitig aber schlecht deswegen fühlt, könnte man genau das in einem Gespräch thematisieren. Nach dem Motto: Das, was du tust, stört mich, aber es könnte auch daran liegen, dass ich einfach blöd bin. Also entweder bist du nervig oder ich bin blöd. Lass es uns herausfinden! Denn, wenn du nervig bist, möchte ich, dass du damit aufhörst, weil ich nicht von dir genervt sein möchte. Aber wenn ich mich dumm verhalte, solltest du mir das sagen, weil ich mich nicht so verhalten möchte.

Man kann die Wahrheit sagen, ohne den Anspruch einer Allgemeingültigkeit zu erheben, weil es ja einfach um das geht, was wir denken. Und jeder Mensch mit Verstand würde im Zweifel korrigiert werden wollen, wenn er sich im Unrecht befindet, anstatt seine Dummheit weiter mit sich herumzuschleppen. Obwohl es natürlich schmerzhaft ist, sich damit zu konfrontieren. Aber ganz bestimmt nicht so schmerzvoll, wie auf ewig dumm sein zu müssen. Das wäre absolut nicht empfehlenswert, es sei denn, man hält es für vorteilhaft. Allerdings ist Dummheit per Definition von Nachteil. Denn man bezeichnet damit, wiederholt etwas Unvorteilhaftes zu tun.

Antwort auf zwei Ebenen

Wenn es zum Beispiel darum geht, den Auftritt eines Freundes zu beurteilen, der einen nach der eigenen Meinung fragt und man von seiner Darbietung nicht gerade beeindruckt war, kann es helfen, sich zunächst zu vergewissern, was er mit der Frage eigentlich herausfinden möchte. Wenn er sich nach einem Schulterklopfen sehnt und man sensibel genug ist, das zu erkennen, wird einem schon etwas einfalllen, für das man ihn loben kann. Aber wenn es ihm wirklich um die Beurteilung seiner künstlerischen Darbietung geht ...

Kommunikation ist etwas Zweischneidiges, und nicht immer ist sofort klar, worum man eigentlich gebeten wird. Wenn einen die Partnerin fragt, wie einem ihr Kleid gefällt, will sie vielleicht in Wahrheit wissen, ob man sie liebt. Und wenn man dann sagt, das Kleid würde sie dick machen, versteht sie vielleicht, dass man sie nicht liebt. Das macht natürlich die ganze Geschichte mit der Wahrheit sehr anspruchsvoll.

In solchen Fällen kommen oft sogenannte Notlügen zum Einsatz. Eine Notlüge ist besser als eine Lüge, aber nicht so gut wie die Wahrheit. Selbst wenn man sich also in solchen Momenten befindet, ist es besser etwas zu sagen, das nicht einerseits wahr ist und andererseits nicht. Natürlich ist es alles andere als leicht, so etwas aus dem Handgelenk zu schütteln, weil man letztlich um Antwort auf zwei Ebenen gebeten wird.

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson und Andrew Schulz. Hier geht's zum Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Volker Kleinophorst / 28.09.2022

@ H.P. Dollhopf Lesen Sie sich eigentlich gelegentlich so durch, was Sie schreiben? Wenn jedenfalls einer begründen kann, dass die Erde eine Scheibe ist, dann Sie.

Thomas Taterka / 28.09.2022

” Kein Mensch kann für längere Zeit sich selbst das eine und der Menge ein anderes Gesicht zeigen , ohne am Ende in Verwirrung zu geraten, welches das echte ist . ” Nathaniel Hawthorne - Meisterhaft knapp , - das absolute Gegenteil von Peterson , der alles , aber auch wirklich alles breit ausführt . Er liegt gedanklich sozusagen ständig in den Wehen. Das ” Abenteuer ” Peterson . Ein Kreißsaal . Bieten sonst nur Erweckungsprediger.

Rainer Niersberger / 28.09.2022

Das Problem ist, das, was wie Wahrheit oder besser Wahrhaftigkeit nennen, kollidiert nicht selten massiv mit unserer eigentlichen Leitzentrale, dem limbiscgen System oder genauer dem physiologisch determinierten Belohnungssystem, immer und in jedem Bereich. Die “Erfindung” , mit der nicht seltenen Dissonanz einigermaßen schadlos klarzukommen, ist die rationalisierende (Selbst) taeuschung. Man macht sich selbst und auch anderen etwas vor.  Nun gibt es seit einigen Jahrzehnten eine gesellschaftlich/ kulturelle Entwicklung,” von bestimmten” Wissenscgaften” und deren “Experten” massiv unterstützt, die dieses im Homo angelegte Verhalten salonfähig gemacht hat, die Hominiden quasi dazu aufforderte, ihrem limbischen System zu folgen. Nur so sei das allgemein eingeforderte Gluecksempfinden garantiert. Dass diese Stimulanz gewisse Risiken und Nebenwirkungen hat, nur immer kurz an haelt und permanent gesteigert bzw kompensiert werden muss, um den schmerzhaften Entzug zu vermeiden, ist unvermeidlich. Ebenso unvermeidlich ist es, den naturgemaess als schmerzhaft empfundenen Kontakt mit der Wirklichkeit resp Wahrheit zu vermeiden bzw sich (und anderen) etwas vorzumachen, von den einschlägigen Operationen und dem Problem des sich steigernden Ueberbietungswettbewerbs ganz abgesehen. Die Frage ist also, wie kriegt man eine Gesellschaft und ihre Individuen wieder “zurueck” auf den letztlich alternativlosen Weg der Wahrheit, rational betrachtet. Wie holt man sie vom “Dopamintrip” herunter, ein Trip, der natuerlich, der Drogenabhaengigkeit nicht unaehnlich, fuer diverse “Anbieter” aus Politik, Wirtschaft und Entertainment viele Optionen eröffnet?Wie schafft “man” es, die Abhängigkeiten, an denen letztlich auch jede Freiheit scheitert, auszuräumen?  Der aktuelle Weg geht in die andere Richtung und mit rationalen, sachlich richtigen Hinweisen ist, auch wegen der feindl. Apologeten nichts zu erreichen, denn das Problem der drei K ‘s liegt tiefer.  Vielleicht regeln es die Umstaende.

ricardo sanchis / 28.09.2022

” Und jeder Mensch mit Verstand würde im Zweifel korrigiert werden wollen, wenn er sich im Unrecht befindet, anstatt seine Dummheit weiter mit sich herumzuschleppen.” Das lieber Autor ist ein großer Irrtum. Im kapitalistischen Denken geht es um das Gewinnen und dieses wird zum obersten Erfolgsziel erklärt. Deshalb geht es im Diskurs in kapitalistisch geprägten Gesellschaften ( und in einer solchen leben wir schon etwas länger ) auch selten um das was richtig ist sondern um das Recht haben,- das Gewinnen. Da gibt es sogar Rechthaberkurse in Volkshochschulen und Universitäten mit vermeintlichen Anlehnungen an antike Philosophie auf die man sich gerne - zu unrecht -beruft.( Sophisten, Dialektik… ) Das “der Gewinner” in seiner Verblödung verharrt merkt er nicht.Er hat ja gewonnen und nur darum geht es ihm. Schlimmer noch er erhält Applaus sowie Mit - und Nachläufer. Das es aber klüger und besser wäre, wenn es so wäre wie der Autor meint, da stimme ich ihn voll und ganz zu, - nicht allerdings ohne ihn etwas weltfremd zu nennen.

R. Reiger / 28.09.2022

Die meisten lesen das, was ihre Meinung bestätigt. Sie lesen gleich gar nicht andere Meinungen oder verdammen sie nach den ersten Sätzen. Geht man immer nur von sich aus, dann muss man (jeder) aufpassen, dass man nicht von ganz persönlichen Affekten wie Profilneurosen oder Neid ausgeht. Viele Kamera geile „Aktivisten“ fallen da darunter. Des weiteren sind viele für Maßnahmen (nur mal z.B. für Steuererhöhungen für Reiche) die andere mehr betreffen als sie selbst. Befragungen mit nachträglichen Überprüfungen haben gezeigt, dass viele für Steuererhöhungen sind, die über ihrem eigenen Gehalt ansetzten. Manche waren sogar für Maßnahmen bereit, wenn es dabei andere mehr erwischt als sie selbst, a la ich bin dafür bereit, mich erwischt es auch, aber du fällst von weiter oben, also tiefer. Sie verwenden nicht eine gewisse Dialektik (übrigens in der Mathematik oder den Naturwissenschaften keine mögliche Methode), versuchen nicht andere Meinungen zu verstehen oder gar die Gegensätze und versuchen eine Aufhebung dieser Gegensätze. Und sieht man Diskussionen im Fernsehen, dann werden persönliche Auslöser wie Neurosen oder Neid nie thematisiert; es werden immer nur Ersatzargumente diskutiert, wie die Welt zu retten. Diese Ersatzargumente mögen sogar eine gewisse Berechtigung haben, aber sie sind es nicht allen. Und so kommt man nie auf den Grund. Das definiert mit den „Gutmenschen“.

Hans-Peter Dollhopf / 28.09.2022

Volker Kleinophorst: “Wahrheit orientiert sich an Fakten nicht an Wünschen.” - - - - Vermutlich flapsig formuliert, denn Wahrheit orientiert sich nicht! Und ein Fakt ist empirisch. Beispiel:  “Die Sonne geht auf!” Damit lässt sich auch begründen, dass die Erde eine Scheibe sei.

Werner Arning / 28.09.2022

Es kann durchaus von großem Vorteil für jemanden sein, an der Unwahrheit, wider besseren Wissens, unbedingt festzuhalten. Dieses gilt für jeden Manipulator oder jeden Propagandisten oder jeden vorsätzlichen Lügner schlechthin. Die Frage nach der Wahrheit allerdings, wird beim Verhör von Jesus seitens Pontius Pilatus zum Thema. Jesus sagt, er sei gekommen, um die Wahrheit zu verkünden. Worauf ihm Pilatus etwas ironisch antwortet : Was ist (schon) Wahrheit? Hier prallt Unglaube und Glaube aufeinander. Der Ungläubige geht davon aus, dass Wahrheit relativ, subjektiv ist. Der Gläubige glaubt an an die Existenz einer absoluten Wahrheit. Für den Ungläubigen handelt es sich bei „Wahrheit“ um belegbare (materielle) Fakten. Für den Gläubigen ist Wahrheit, die Welt mit Hilfe des Heiligen Geistes zu „schauen“. Die zweite Haltung schließt jedoch die erste nicht aus, geht allerdings weit darüber hinaus.

Martin Ruehle / 28.09.2022

Das aufgezeichnete “Gespräch” Petersons mit A. Schulz ist nur zu ertragen, wenn man den infantilen Paradiesvogel im Hawai-Outfit überspringt. Bewundernswert, wie Jordan B. Peterson stringent beim Thema bleibt und seine Gedanken messerscharf vorträgt. Ich hätte das Gespräch abgebrochen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Jordan B. Peterson, Gastautor / 17.04.2024 / 11:30 / 6

112-Peterson: Die Tiefen des Unterbewussten

Uns ist eine ganze Menge unbekannt hinsichtlich der Struktur von Erfahrungen und der Realität. Wir haben unsere artikulierten Repräsentationen der Welt, doch außerhalb davon gibt…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 10.04.2024 / 11:00 / 15

112-Peterson: So könnten Konservative gewinnen

Die jungen Leute, mit denen ich bislang auf der ganzen Welt gesprochen habe, sehnen sich danach, eine vernünftige Geschichte über Identität zu hören. Diese könnten…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 27.03.2024 / 11:00 / 26

112-Peterson: Mitgefühl als Waffe

Die bösartigsten Menschen nehmen das höchste Gut und verkehren es ins Gegenteil. Zum Beispiel durch den Missbrauch der Barmherzigkeit. Das Böse überkommt uns am Effektivsten…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 20.03.2024 / 10:00 / 42

112-Peterson: Was ist Glaube?

Ich hasse die Frage, ob ich an Gott glaube. Denn die meisten Leute wissen nicht, was sie eigentlich damit meinen. Vor allem von Christen werde…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 13.03.2024 / 11:00 / 19

112-Peterson: Finger weg von meinem Auto!

Im Westen werden Autos immer mehr bekämpft. Unter anderem duch die "C40-Agenda". Deren Pläne lesen sich wie der Alptraum eines Verschwörungstheoretikers. Ich habe mit wachsender…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 06.03.2024 / 11:00 / 5

112-Peterson: „15-Minuten“-Stadt als digitales Gefängnis

Die Idee der „15-Minuten-Städte“ wurde in kürzester Zeit von moralisierenden Utopisten in ein digitales Gefängnis verwandelt. Als die Idee der „15-Minuten-Städte“ aufkam, fand ich es…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 28.02.2024 / 10:00 / 14

112-Peterson: Was ist geistige Gesundheit?

Im Laufe der Zeit ist mir klar geworden, dass unsere links-protestantische Definition von Vernunft oder geistiger Gesundheit falsch ist. Wir haben die Tendenz zu glauben,…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 21.02.2024 / 10:00 / 38

112-Peterson: Verliere ich meine Berufserlaubnis?

Jordan B. Peterson läuft Gefahr, seine Berufserlaubnis zu verlieren. Grund ist unter anderem ein Tweet gegen die kanadische Regierung. Jordan B. Peterson läuft Gefahr, seine…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com