112-Peterson: Die meisten Ideen sind falsch

Fast alle Ideen sind falsch. Es spielt keine Rolle, ob es die eigenen oder die Ideen von jemand anders sind, sie sind wahrscheinlich falsch. Selbst wenn sie uns mit ganzer Kraft treffen, ist es unsere Aufgabe, zuerst anzunehmen, dass sie wahrscheinlich falsch sind, und sie dann mit allem, was wir auf Lager haben, anzugreifen. Und herauszufinden, ob sie dem widerstehen können.

Beim Lesen des Kommunistischen Manifests musste ich an etwas denken, das Carl Gustav Jung geäußert hat. Er beschrieb das typische Denken und zwar dergestalt, dass es sich dabei um das Denken von Menschen handelt, die nicht im Denken geschult sind. Er sagte, dass wenn der typische Denker einen Gedanken hat, wird ihm dieser gewahr, wie ein Objekt in einem Raum. Der Gedanke erscheint und er akzeptiert ihn einfach als wahr. Er macht nicht den zweiten Schritt, der darin bestünde, über das Denken nachzudenken, das eigentliche Wesen des kritischen Denkens.

Das ist das, was man versucht, den Studenten an der Universität beizubringen, nämlich, einen Text zu lesen und kritisch darüber nachzudenken. Nicht um den Nutzen des Textes zu zerstören, sondern um die Spreu vom Weizen zu trennen.

Dies ist ein Auszug aus einem Streitgespräch zwischen Jordan B. Peterson und Slavoj Zizek. Hier geht's zum Auszug und hier zur gesamten Diskussion.

Foto: jordanbpeterson.com

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Gabriele Klein / 19.02.2020

@Dietzel.  “Wir haben es in der Schule gelernt, ja, in der DDR gab es in den Ende 50igern und 60igern richtig gute Lehrer. ....”  “Und uns hat man vor allem nicht erst an der Universität beigebracht, einen Text kritisch zu hinterfragen”  Frage: Haben Sie eigentlich auch die “Dialektik” der Berliner Mauer in der Schule oder wenigstens etwas später an der Uni kritisch hinterfragt? .

Donald Adolf Murmelstein von der Böse / 19.02.2020

“Geben sie mir eine Tasse Kaffe und ich mache Phänomenologie daraus. ” (Husserl)

Peter Holschke / 19.02.2020

@dialektiker Dialektik ist ein kommunistisches Zauberwort, mit denen Widersprüche in der reinen Lehre weggelogen wurden, durch obskure höhere Einsichten. Durch unüberprüfbare Metawahrheiten. Eine vernünftige Auseinandersetzung mit Widersprüchen ist etwas völlig anderes. Das ist der Trick jedes ideologischen Systems, dass Theoriewidersprüche eingebaut sind. Das lenkt die mentale Beschäftigung auf die permanente Auseinandersetzung mit dem widersprüchlichen Inhalten, statt mit der verlogenen Form. Das sind Gesetzmäßigkeiten organisierter Wahnsysteme, welche Ordnungssysteme sind und einen Bedarf an Funktionäre, besserwissenden Parteioberen und pseudoreligösen Theoretikern erzeugen und geeigneten Leuten Platz bieten. Es ist somit ein Schmarozersystem. Muss man dazu was sagen? Das man nicht gleichzeitig sowjetischer Arbeitssklave und Fabrikbesitzer sein kann? Das eine Partei nicht demokratisch sein kann, welche auf Wink und nach den Launen des Parteiführers agiert? Das kann man nur dialektisch betrachten, wenn es ein Bindemittel gibt, nämlich, dass einem jemand ins Gehirn geschissen hat. Solche Systeme basieren auf Lügen. Sie funktionieren sogar, wenn niemand an den Kern der Ideologie glaubt, sondern nur an die Ordnungsfunktion der Ideologie selbst, also wenn alle nur so tun. Es heißt ja, die Partei hat immer recht, und nicht, die Partei hat immer recht mit dem was sie sagt. Tatsächlich könnte man das so ausformulieren, die Partei hat die Macht jeden widersprüchlichen Mist zu behaupten und alle tun so, als ob das nicht so wäre. Diese Art des Denkens ermöglicht einen hohen Grad an Selbstdressur.  Am Ende haben sich völlig Verblendete noch vor dem Erschießungskommando bei Stalin für ihre Erschießung bedankt. WTF.

Gudrun Dietzel / 19.02.2020

@H.Roth, nein, Sie habe ich nicht gemeint, aber dennoch danke. Dialektik als Denkmethode ist doch einfach nur Denken in Widersprüchen. Nichts anderes meint Peterson, wenn er fordert, nach dem ERSTEN Schritt des Denkens auch den ZWEITEN noch zu gehen, nämlich über das Denken nachzudenken, es kritisch zu hinterfragen. Das ist ja erst die eigentliche Arbeit. @Rudhart M.H., seien Sie optimistischer! Lächeln Sie! Von mir aus auch nachsichtig. Wir sind doch WER.

Rudhart M. H. / 19.02.2020

Frau Dietzel, hundert Punkte von 100 möglichen ! Ich habe schon längst festgestellt, daß ein wenig dialektisches Denken auch dem Durchschnittswessi gut zu Gesicht stünde. Leider weiß er mit dem Begriff nichts anzufangen und hält ihn von vornherein für “kommunistisch belastet”, dank seiner allumfassenden Allgemeinbildung ! Die Namenshüpfer ! Und wenn ich die Schwemme von “Politik-Wissenschaftlern” sehe, die 2 Stunden vor einem Ereignis absolut keine Ahnung dank ihrer “wissenscaftlichen Erkenntnisse” von dem haben, was da gerade kommt, da wird es mir einfach nur schlecht, um nicht zu sagen zum K. ... !Und das wird dann noch breitgetreten und wiederholt bis zum Erbrechen . Einfach widerlich ! Keine Ahnung von absolut nichts, aber die große Fresse bis zum geht nicht mehr ! Stundenlang in den Nachrichten der ÖR, in diversen Talkrunden , die schon von der Besetzung her zum größten Teil befangen sind und dann noch das sog. Publikum , das an Stellen klatscht , wo man lieber BUH rufen möchte ... ! Was soll’s , es ist halt so !

Frances Johnson / 19.02.2020

Ich kenne das. Meine Gedanken, die ich meistens brillant finde, werden sofort von meinen kritischen Kindern auseinandergenommen. Das schmerzt. Nachdem ich Jordan Peterson gelesen habe, muss ich mir dringend angewöhnen, zuerst selbst meine Gedanken zu hinterfragen als Vorbeugung gegen den Schmerz.

H.Roth / 19.02.2020

@ Frau Dietzel, ich kann mir durchaus vorstellen, dass Sie auf meinen Kommentar Bezug nehmen. ;-) Sollte es so sein, möchte ich zumindest erklären, daß nach meiner Auffassung ein fester Bezugspunkt Dialektisches Denken keineswegs ausschließt, sondern erst recht ermöglicht. Selbst Kolumbus hatte einen Kompass an Bord. Wer ohne Orientierungshilfe unterwegs ist, merkt nicht einmal, dass er im Kreis herum irrt. Mathematisch gesehen,  muss man gewisse Grundlagen kennen, um ein Ergebnis als richtig oder falsch erkennen zu können. Der Humanist klammert eine moralische Deutungshoheit, die außerhalb des Menschen liegt, von vornherein aus, der Christ stellt diese dagegen allem voran. Es ist letztendlich das Vorzeichen, das vor der Klammer steht, dass über das Ergebnis entscheidet. Ich gehe natürlich davon aus, dass es sich beim Dialektischen Denken nicht nur um einen Ping-Pong-Zeitvertreib handelt, sondern um zielorientiertes Denken, das Menschen weiter bringt.

E Ekat / 19.02.2020

Da die meisten Ideen falsch sind, man eine Gesellschaft aber dennoch irgendwie lenken muß ist Demokratie eine zwar schwerfällige, letztlich jedoch die einzige Möglichkeit, diesem Lenkungs-erfordernis bei allen Irrtümern erfolgreich nachkommen zu können. Dies geschieht also nicht dadurch, daß man der richtigen Idee zur Macht verhilft, denn das ist - wie gesagt - unmöglich.  Es vollzieht sich dadurch, daß man durch Wahlen wechselnde Mehrheiten ermöglicht welche,  an der Macht, die falschen Ideen und Zielsetzungen korrigieren können.  Nur so geht Demokratie !  Sie funktioniert also nicht, wenn Teile einer Gesellschaft andere Teile von der Macht ausschließen. Dann ist Korrektur durch Wahl nicht mehr möglich. Die Herrschaft falscher Ideen werden somit zum unabwendbaren Schicksal.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Jordan B. Peterson, Gastautor / 17.04.2024 / 11:30 / 6

112-Peterson: Die Tiefen des Unterbewussten

Uns ist eine ganze Menge unbekannt hinsichtlich der Struktur von Erfahrungen und der Realität. Wir haben unsere artikulierten Repräsentationen der Welt, doch außerhalb davon gibt…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 10.04.2024 / 11:00 / 15

112-Peterson: So könnten Konservative gewinnen

Die jungen Leute, mit denen ich bislang auf der ganzen Welt gesprochen habe, sehnen sich danach, eine vernünftige Geschichte über Identität zu hören. Diese könnten…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 27.03.2024 / 11:00 / 26

112-Peterson: Mitgefühl als Waffe

Die bösartigsten Menschen nehmen das höchste Gut und verkehren es ins Gegenteil. Zum Beispiel durch den Missbrauch der Barmherzigkeit. Das Böse überkommt uns am Effektivsten…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 20.03.2024 / 10:00 / 42

112-Peterson: Was ist Glaube?

Ich hasse die Frage, ob ich an Gott glaube. Denn die meisten Leute wissen nicht, was sie eigentlich damit meinen. Vor allem von Christen werde…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 13.03.2024 / 11:00 / 19

112-Peterson: Finger weg von meinem Auto!

Im Westen werden Autos immer mehr bekämpft. Unter anderem duch die "C40-Agenda". Deren Pläne lesen sich wie der Alptraum eines Verschwörungstheoretikers. Ich habe mit wachsender…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 06.03.2024 / 11:00 / 5

112-Peterson: „15-Minuten“-Stadt als digitales Gefängnis

Die Idee der „15-Minuten-Städte“ wurde in kürzester Zeit von moralisierenden Utopisten in ein digitales Gefängnis verwandelt. Als die Idee der „15-Minuten-Städte“ aufkam, fand ich es…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 21.02.2024 / 10:00 / 38

112-Peterson: Verliere ich meine Berufserlaubnis?

Jordan B. Peterson läuft Gefahr, seine Berufserlaubnis zu verlieren. Grund ist unter anderem ein Tweet gegen die kanadische Regierung. Jordan B. Peterson läuft Gefahr, seine…/ mehr

Jordan B. Peterson, Gastautor / 14.02.2024 / 10:00 / 7

112-Peterson: Im Zweifel für den Angeklagten

Die Unschuldsvermutung ist das zentrale Element einer freien Gesellschaft. Es gibt einen Grund dafür, dass wir in unserem Rechtssystem von der Unschuldsvermutung ausgehen. Tyranneien setzen…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com