Im Folgenden geben wir einen Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und dem Bestseller-Krimi-Autor Gregg Hurwitz über politisch korrekte Sprache wieder. Hurwitz schreibt außerdem Drehbücher, lebt in L.A. und ist ein ehemaliger Harvard-Student von Jordan B. Peterson. Nachdem Donald Trump gewählt wurde, beschäftigten ihn die Defizite der Demokraten sowie das Versagen seines eigenen Umfelds. Er produzierte daraufhin 200 Werbe-Videos zur Unterstützung der Demokraten, die millionenfach gesehen wurden. Die entstandenen Clips wurden von diesen jedoch nie autorisiert.
Gregg Hurwitz: Es ist einfach nicht möglich, ein „perfektes“ Gespräch über Rasse, Klasse und Geschlecht in Amerika zu führen, das jeden miteinbezieht und eine reibungslose Sprache benutzt. Wenn entweder die Linken oder die Rechten Sprache zu sehr einschnüren, geht es im Grunde darum, den Bereich des Sagbaren dahingehend einzugrenzen, dass eine fruchtbare Diskussion gar nicht erst entstehen kann. Es geht darum, Gespräche zu verhindern, die eigentlich geführt werden müssten.
Jordan B. Peterson: Aber warum gibt es Deiner Meinung nach keinen größeren Widerstand gegen diese Entwicklung?
Gregg Hurwitz: Ich werde es jetzt einmal verallgemeinert ausdrücken. Rechts außen sehen wir Korruption und Versteinerung rund um die Person von Donald Trump und alles, wofür er steht. Doch die Leute reagierten so stark auf das, was er sagte, weil es ihnen selber verboten ist, sich derartig zu äußern. Ich habe verschiedenste Theorien über die Republikaner, aber ich gehe jetzt einmal von mir aus und komme zu den Linken. Bei der Sprachpolizei der Linken geht es im Grunde darum, den Status quo beizubehalten.
Jordan B. Peterson: Welchen Status quo und zu wessen Vorteil?
Gregg Hurwitz: Stellen wir uns mal die reiche Hollywood-Elite vor. Also im Grunde Leute wie mich (lacht). Wenn man in Besitz der Regeln der Sprache ist, genau die Verbots-Strukturen kennt, sich Konstruktionen wie „Latinx“ anstelle von „Latino“ ausdenkt, sorgt man dafür, dass weniger „unordentliche“ Gespräche, also Unterhaltungen mit dem Potenzial, Veränderungen herbeizuführen, stattfinden. Man kann seinen Status, sein Geld und seine Position behalten.
Jordan B. Peterson: Man kann auf diese Weise davon ausgehen, dass wenn irgendeine Lösung vorgeschlagen wird, man Teil der Lösung und nicht Teil des Problems ist. Man signalisiert dies über die Sprache.
Gregg Hurwitz: Ich gebe Dir mal ein Beispiel. Ich hatte von vornherein eine totale Aversion gegen Chaos-Bestrebungen seitens der Demokraten. Ich glaube, Konservativen geht in erster Linie alles, was einen chaotischen Anschein hat, gegen den Strich. Und das ist aus meiner Sicht absolut legitim. Man denke nur an die polizeifreien Zonen, die in Seattle und Portland ausgerufen wurden. Ich konnte mit diesem Begriff der „Sanctuary Cities“ („Zufluchtsstädte“) noch nie etwas anfangen. Man stelle sich nur vor, dass bei den nächsten Wahlen das Wahlrecht in beispielsweise Birmingham, Alabama einfach nicht angewandt wird, weil es zur „Sanctuary City“ erklärt wird. Das wäre eine mögliche Form der Steigerung, die man bedenken sollte.
Ich habe ein paar Werbevideos produziert, in denen wichtige Figuren der schwarzen Community zu einem Gewaltverzicht bei den Black-Lives-Matter-Protesten aufriefen. Keisha Lance Bottom, die Bürgermeisterin der Stadt Alabama, hat zum Zeitpunkt als Atlanta in Schutt und Asche gelegt wurde (nach dem Mord an George Floyd, Anm. d. Red.) eine Rede gehalten, die meiner Ansicht nach die durchschlagendste moralische Autorität besaß, die ich je vonseiten einer öffentlichen Person gehört habe.
Ich bezog mich in den Videos noch auf andere Protagonisten. Die einzige Ablehnung, die ich für diese Arbeit erhielt, kam ausgerechnet vonseiten wohlhabender Vertreter der „Ostküsten-Elite“ („coastal elite“). Wie ich es denn wagen könne, die Gewaltaufrufe der Afroamerikaner angesichts eines Mordes zu diskreditieren. Das sei doch der Inbegriff des weißen Privilegs.
Ich habe lange Zeit geglaubt, dass Trump über Projektion funktionieren würde. Ich hatte immer gedacht, dass viele der Ansprüche, die er im Namen anderer erhebt, über Projektion laufen würden. In zunehmendem Maße konnte ich solches jedoch in Teilen der Linken beobachten. Ich habe mich irgendwann gefragt: Wie weit entfernt von Auswirkungen von Gewalt muss man sein, um nicht besorgt zu sein? Zu wie vielen Häusern, Villen und Gated Communitys muss man Zutritt haben, um sich angesichts gewalttätiger Ausschreitungen keine Sorgen zu machen? Egal, ob es sich um eine schwarze Community oder ein weißes Arbeiterviertel handelt – jeder hat das Recht, gegen Gewalt in seiner Nachbarschaft zu sein. Wie kann man es wagen, dies zu verurteilen, wenn man reich genug ist, um nicht in solchen Vierteln leben zu müssen? Nachdem die Protest-Touristen mit ihren Randalen fertig warwen, musste die einheimische schwarze Bevölkerung mit den Trümmern ihres Viertels zurrecht kommen.
Im Grunde lautet die Botschaft dieser Elite: Die Leute sollen so laut protestieren wie sie können, denn meine Familie, mein Haus und ich selbst werden niemals davon betroffen sein. Ich werde aber die richtige Sprache benutzen, um mir all das erhalten zu können.
(...)
Es gäbe genug konkrete Probleme der afro-amerikanischen Community, die angegangen werden sollten, aber solange ich nur irgendwelche Slogans plappere, muss ich mich mit echten Lösungen gar nicht befassen.
Jordan B. Peterson: Man kann auf diese Weise den vermeintlichen Status einer Person einnehmen, die tatsächlich etwas zur Problemlösung beiträgt. Ich denke, vieles der politisch korrekten Sprache – also Sprache, die mit einer bestimmten Doktrin überein stimmt – ist ein Versuch, sich die moralischen Tugenden dieser Doktrin anzueigen, ohne notwendigerweise Verantwortung für Handlungen in Zusammenhang mit dieser Doktrin oder ihre Konsequenzen übernehmen zu müssen.
Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und Gregg Hurwitz. Hier geht's zum Auszug und hier zum gesamten Gespräch.