112-Peterson: Die Attraktivität von Donald Trump

Im Folgenden geben wir einen Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson mit dem Psychologie-Doktoranden und Autor Rob Henderson wieder.

Jordan B. Peterson: Letzes Jahr ist mir in Florida ein Hut mit der Aufschrift begegnet „Trump 2020. Because fuck you again“ (in etwa: „Trump 2020. Denn wir sagen noch einmal Fuck You“). Und ich dachte mir: „Ja, da ist was dran.“ Denn innerhalb der Arbeiterklasse gibt es die Vorstellung, vor allem unter den Männern, vielleicht sogar besonders unter den weißen Männern, dass die progressiven Typen, die von sich behaupten, für die Unterdrückten einzustehen, im Grunde nichts als Verachtung für die unteren Schichten übrig haben. Und der Reiz von Trump lag unter anderem in dieser „Ich geb euch Saures“-Attitüde.

Rob Henderson: Dieses Gefühl bekomme ich jedes Mal, wenn ich wieder in meiner Heimatstadt Red Bluff in Kalifornien bin und mit Leuten ins Gespräch komme. Ich bin dort aufgewachsen, und oft begegnen mir Menschen, die ich von früher her kenne, und natürlich fragen sie mich, was ich heute so mache. Und dann erzähle ich wahrheitsgemäß, dass ich die Elite-Uni Yale besucht habe und gerade in Cambridge promoviere. Ich beeile mich dann immer, schnell hinzuzufügen, dass ich vorher beim Militär war und das rettet mich dann. Denn sobald ich den Namen „Yale“ erwähne, entsteht ein merkwürdiges Schweigen und ich bemerke, dass ich bei meinem Gegenüber in der Achtung sinke. Die Erwähnung meiner Militär-Zeit fängt das Ganze auf.

Ich erinnere mich, wie ich vor einigen Jahren Karten in einem Casino in Corning spielte, einer noch kleineren und noch ärmeren Stadt in Nord-Kalifornien. Meine Schwester erzählte dem Croupier, dass ich Student in Yale sei, woraufhin mich dieser fragte, was ich in diesem Casino wolle? Er klang nicht besonders erfreut darüber, dass ich da war. Ich sagte daraufhin, dass ich auch beim Militär sei und einfach nur etwas Kartenspielen wolle und damit hatte es sich dann erledigt.

Aber ja: Ich denke definitiv, dass die Arbeiterschicht glaubt, dass die Eliten auf sie herabblicken, indem sie ihnen ständig suggerieren, sie seien dumm, hinterwäldlerisch, böse oder rassistisch. Und das ist ja wohl absolut nicht wahr. Diese Geringschätzung seitens der Eliten verstärkt die Spaltung, und ich versuche, den Eliten genau das vorzuhalten.

Jordan B. Peterson: In der Psychologie ist die Rolle der Angst bei der Durchsetzung von Glaubenssätzen stark betont worden. Ich glaube jedoch, dass Verachtung, Geringschätzung und Ekel als spaltende Motivationsfaktoren unterschätzt werden. Wenn jemand Angst vor Ihnen hat, ist das ja als solches keine Beleidigung. Vielleicht betrachten Sie es als Unglück, aber trotzdem steckt ja darin auch etwas von implizitem Respekt, wenn Sie jemand fürchtet. Wenn Sie aber in jemandem Ekel hervorrufen oder dieser abschätzig auf Sie herabblickt, dann heißt das unterm Strich nichts anderes, als dass er Sie in die Kategorie „verachtenswert und keimig“ gesteckt hat. Das trifft uns alle natürlich viel mehr, als wenn es nur um Furcht ginge. Wollen Sie lieber abgewehrt oder lieber belächelt werden?

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson mit Rob Henderson. Hier geht’s zum Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Gerhard Hotz / 24.11.2021

Oberschicht-Amerikaner können ganz schön penetrant sein, wenn sie anderen Leuten ihren sozialen Status mitteilen wollen. Ungefähr so wie in folgendem Witz ausgedrückt: “Der eine zum anderen: ‘Wenn du mit einem Harvard-Absolventen sprichst, weisst du, wie lange es dauert, bis du erfährst, dass er in Harvard studiert hat?’ Der andere verneint. Wieder der eine: ‘Dreissig Sekunden, bis dann sagt er es dir.’”

John Smith III / 24.11.2021

Die Präsidenten Obama und Trump kamen ins Amt, weil sie nicht Hillary Clinton waren.  Dies war jeweils das ausschlaggebende Kriterium.  Obama, ein unbekannter Hinterbänkler, setzte sich auf dem Nominierungsparteitag 2008 gegen Hillary Clinton durch, er war die einzige Alternative . Trump, nicht mal Politiker, war seinerzeit ebenfalls die einzige Alternative zur unvermeidlichen Hillary.

Gabriele Klein / 24.11.2021

zum Thema: In die Kategorie “verachtenswert” gesteckt werden trifft uns mehr. als die Einschüchterung. ´´Danke dass Sie diesen Punkt ansprechen. Die AGITPROP unterschätzt die Verachtung, Geringschätzung, “andersgläubiger” sicherlich nicht sondern lebt, im Gegensatz zur Psychologie buchstäblich genau davon, ohne die Arbeit mit der Angst zu vernachlässigen.  Allerdings ist es so: Die Verachtung durch eine Instanz die man selbst zutiefst verachtet dürfte einem am Allerwertesten vorbeigehen ja, sogar als Kompliment gereichen, auch als lone ranger.  Ja und da wäre noch das Sprichwort: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. ” Aber da müssen unsere AGITPROP Tanten aus der DDR noch ein wenig lernen. Gar mancher ihrer Zielgruppe wird halt trotzdem spätestens wenn sich die Lügen als solche bei jedem Kinde entlarven irgendwann “erwachsen” und u. zwar ganz schnell…...

Harald Unger / 24.11.2021

Wir lieben das Märchen ‘Des Kaisers neue Kleider’. Wer etwas auf sich hält, zitiert es dann & wann. Doch merkwürdig, angesichts des närrischen, von lebenslanger Korruption gezeichneten Greis, der von “81 Millionen Amerikanern” gewählt worden sein soll, ist man im Tal der Ahnungslosen fka Deutschland, trotz erdrückender Beweislage, mit ganzen Tomatenplantagen vor den Augen geschlagen. - - - Auf der Achse findet dieses größte politische Verbrechen der Bürgerlichen Epoche, kaum statt. Bis jetzt hat noch keiner der Achse-Autoren und Foristen, die sich von der entfesselten Trump Dämonisierungs-Propaganda haben anstecken lassen, eingestanden, getäuscht worden zu sein. Gewiss, etwas derartiges, wie der global orchestrierte Denunzierungs-Feldzug gegen Trump, mit seiner 24/7 Maximal-Skandalisierung, hat es bis dato auf der Welt nicht gegeben. Der Erfolg war und ist bis heute durchschlagend. Weshalb auch der Betrug, mit dem der närrische Greis ins Amt geputscht wurde, unerwähnt bleibt. Obwohl es unser aller Schicksal besiegelt.

Petra Wilhelmi / 24.11.2021

Nein, keiner hat ANGST vor einen Yale-Abkömmling. Man weiß einfach aus Erfahrung, dass die in einer anderen Welt leben und auf die einfachen Leute schxxxen. Es ist eine wie-du-mir-so-ich dir-Situation und mit recht. Man höre/lese nur, was heute aus diesen - vormals renommierten Unis - geworden ist.

Frank von Bröckel / 24.11.2021

Im Gegensatz zu der Frau Wagenknecht benutze ich nicht den Begriff “Lifestyle Linke”, sondern den sehr viel älteren Begriff “Snob”! Ein Snob duldet als klassenbewusster Mensch auch durchaus Ausländer in seinen eigenen Reihen, soweit diese zumeist gebildeten Leute auch durchaus ihrer eigenen Klasse angehören! Und der sogenannte “white trash” ist als weiße Unterschicht aus dem einfachen Grund ja OHNEHIN ein absolut hoffnungsloser Fall, weil diese Leute halt selbst der minderwertigen weissen “Cockney Rasse” angehören! Im Gegensatz zu Großbritannien hat man in den USA keinen Erbadel, sondern stattdessen einen erblichen politischen Geldadel, der eigentlich seit altersher fast die gesamte Macht in Amerika hat!

Stephan Bender / 24.11.2021

Rolf Mainz: “Wer heutzutage noch von ‘Arbeiterklasse’ spricht, beweist lediglich, dass er von Arbeitern keine Ahnung hat.”—- Einspruch! ... Versuchen Sie mal einem einfachen, durchschnittlich gebildeten Menschen zu erklären, dass all das, was er zunächst als “Künstler” erfindet, schafft und tut, in einer höheren Form der der kommenden Kultur aufgeht und so automatisch zu einem “klassischen Arbeitsprozess der Gesellschaft” wird, und der Künstler also automatisch früher oder später zum Arbeiter wird, der sich in der “Arbeiterklasse” organisiert. ... Beispiel: Als Lehrer für Netzwerktechnik habe ich um 2002 herum meinen damals höchst qualifizierten Fachinformatikern, (alle mit Abitur und hochbegabt am Rechner), mal eröffnet, dass sie früher oder später zur “Arbeiterklasse der Digitalgesellschaft” zählen werden. Die Hälfte der Klasse war empört, denn sie sahen sich als “Digitalkünstler” wie Steve Jobs, die sich niemals zu einer gewerkschaftlich organisierten Klasse zählen wollten. Die andere Hälfte der Informatiker-Klasse war höchst erfreut, denn sie waren mit ihrer (damaligen) Sonderstellung als “Fachinformatiker” völlig überfordert, hatten wenig soziale Kontakte und fühlten sich ausgebeutet: Sie hatten überhaupt kein Problem damit, gesellschaftlich abzusteigen, sich zu organisieren und so besser geschützt zu werden. ... -> Die “Arbeiterklasse” gibt es immer noch, die Arbeiter sehen nur heute anders aus, haben alle eine gute Ausbildung und sind trotzdem keine Intellektuellen. (Die völlig überforderten Aufsteiger Jens Spahn, Christian Lindner, Robert Habeck und Annalena Baerbock sind typische Beispiele für die “neue, nichtintellektuelle Arbeiterklasse”: Sie haben eigentlich keine Ahnung von ihrem Job, repräsentieren aber eine große Klasse der Bevölkerung, die ebenfalls den Überblick über das Große und Ganze verloren hat und sich eigentlich für die Weltenläufte nicht verantwortlich fühlt. Also muss diese Klasse in der Politik repräsentiert werden…)

Jörg Themlitz / 24.11.2021

Vor echten Eliten hat die Mehrheit immer Achtung gehabt und hat diese immer noch. Es liegt wohl eher an den vielen kruden Sachen, die die an den Elite Unis als Wissenschaft verkaufen. Mit denen der Normalbürger nichts anfangen kann, anfangen will. Auf meiner Suche nach dem Zeitpunkt der Umbenennung von KPDÖ (Kommunistische Partei Deutsch Österreich) in KPÖ (nur noch Österreich) las ich einen aktuellen Artikel aus diesem Umfeld. Da stand “Arbeiter_innenklasse”. (Das schlägt meine bisherigen Spitzenreiter, Krankenschwester_innen und Hebammen_innen, um Längen.) Mal abgesehen davon, dass im weiterem Verlauf Bürgertum und nicht Bürger_innentum und Kriegsheimkehrer und nicht Kriegsheimkehrer_innen verwendet wurde, fragt der Normalbürger, die haben doch einen an der Klatsche oder? Das der Bürger, der Staatsbürger diese Zivilgesellschaft, welch ein Schwachsinnswort, ablehnt, ist logisch und vor allem richtig.

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