112-Peterson: Der schizophrene Anspruch der Oberschicht

Während meiner Zeit als Dozent an der Elite-Uni Harvard konnte ich beobachten, dass die Studenten zwar sehr froh waren, es überhaupt dorthin geschafft zu haben, gleichzeitig tobte aber ein erbitterter Konkurrenzkampf. Zumindest unterschwellig. Das liegt selbstverständlich in der Natur der Sache, schließlich kommt nur nach Harvard, wer begabt und ehrgeizig genug ist.

Nun war es aber so, dass viele der Studenten dort, wo sie herkamen, als herausragend galten. Sie waren Klassenbeste und hatten zumeist noch ein oder zwei weitere Talente, denen sie erfolgreich nachgingen. In dem Moment, wo sie jedoch Teil der handverlesenen Studentenschaft Harvards wurden, mutierten sie gewissermaßen zum Durchschnitt. In vielen Fällen wurden sie sogar unterdurchschnittlich, denn egal wie klug man ist: Die Wahrscheinlichkeit, der Beste seines Jahrgangs in Harvard zu sein, ist einfach verdammt gering. Unterm Strich gerieten also alle diese Begabten in Konkurrenz zueinander, weil sie sich mit ihrer unmittelbaren Umgebung und nicht mit der ganzen Welt verglichen.

Hinsichtlich der Glaubenssätze dieser Studenten fiel mir jedoch eines auf: Diese vermeintlich progressiven Kreisen der Oberschicht – oder angehenden Oberschicht, denn wenn sie es noch nicht sind, dann sind diese Studenten spätestens mit 30 oder 40 reich – wollen beides haben: Sie wollen Mitglieder der privilegiertesten Klasse sein, aber gleichzeitig für ihre Allianz mit den Unterdrückten gerühmt werden. Sie stellen sich also vor, reich und privilegiert und zugleich Freunde der Unterdrückten zu sein. Mir schien dieser Anspruch stets mehr ein Symptom von Gier als von Mitgefühl zu sein.

Schließlich erfordert die Form von Wohltätigkeit, die sich diese Leute vorstellen, wenig Selbstaufgabe. Mir fällt dazu folgender Satz ein, dessen Erfinder ich leider vergessen habe: Wenn die Oberschicht eine Erkältung bekommt, kriegt die Unterschicht eine Lungenentzündung.

Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson mit Rob Henderson. Hier geht's zum Auszug und hier zum gesamten Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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Volker Kleinophorst / 10.11.2021

Die Gesellschaft scheint bipolar geworden zu sein. Man kann auch nicht Gleich und Divers sein. Zur Erheiterung zu diesem traurigen Thema: “Auf der Borderline Nachts Um Halb Eins” von Joachim Lottmann.

Marc Greiner / 10.11.2021

@S.Buch:“Der hohe Wohlstand des einen, beruht zwangsläufig auf dem geringem Wohlstand des anderen.” Dies ist imminent falsch. Nie wurde Wohlstand geschaffen indem man anderen etwas wegnahm. Bestes Bsp. die UdSSR. Wie lange reichte dort der enteignete Reichtum? Dieser antikapitalistische Allgemeinplatz gebührt zu den Meisterstücken der Linken und zu den Tiefpunkten der Rechten, diesen zugelassen zu haben. Wohlstand schafft man in dem man den Kuchen grösser macht, nicht indem man einem anderen seinen Teil streitig macht. Der heutige moderne Mensch hat Dank dem Kapitalismus mehr Reichtum als irgendein König vor 200 Jahren.

Werner Arning / 10.11.2021

Beachtlich ist, dass Arbeiter, Handwerker, Facharbeiter, Mittelständler dem Sozialismus in der Regel skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen und Akademiker diesen hingegen häufig äußerst positiv bewerten. Und noch selten meinen die Akademiker, doch viel besser als die Arbeiter und Handwerker beurteilen zu können, was gut für die Arbeiter und Handwerker ist.

Boris Kotchoubey / 10.11.2021

Alle Menschen wollen gut leben. Diese absolut triviale Tatsache verdeckt einen sehr wichtigen Unterschied: Es gibt Menschen (die Mehrheit), die einfach “gut leben” wollen, d.h. sie wollen Dinge haben, die sie genießen können. Und es gibt vollkommen andere Menschen, die nicht “gut”, sondern unbedingt “besser als andere” leben wollen. Sie wollen NICHT die Dinge, die sie genießen, sondern die, die anderen demonstrieren, wer hier der Boss ist. Ein Sultan MUSSTE sogar mehr Frauen haben als jeder seiner Untertanen, auch wenn er altersbedingt keine Frau mehr wollte. Das Leben dieser Menschen (dazu gehören v.a. Politiker, Oligarchen u.v.a.) ist eine Hölle, weil sie immer weniger haben als sie haben wollen. Denn wenn sie in ihrem Umkreis ihr Ziel erreichen und besser leben als die anderen, dann steigen sie in eine höhere Klasse auf, in der sie wiederum NICHT besser leben als die anderen, usw. Ihr Ziel ist daher nur dann erreichen, wenn sie nicht mehr daran denken, sich weter hochzuziehen, sondern wenn sie andere unterdrücken und kleinhalten. Genau das ist, was die von Petersen beschriebene Kaste von hochintellektuellen Psychopathen (ja, das sind sie) heute unternehmen. Sie versuchen ihre perverse Befriedigung darin zu finden, dass sie Milliarden von Menschen unterdrücken, auch symbolisch (zB Masken tragen).

Thomas Schmied / 10.11.2021

Oberschicht: “Unterschicht, lass uns in Ruhe, wir lassen auch die Mittelschicht für euch bezahlen!”

Jakob Mendel / 10.11.2021

Der vermeintliche Widerspruch „Sie wollen Mitglieder der privilegiertesten Klasse sein, aber gleichzeitig für ihre Allianz mit den Unterdrückten gerühmt werden.“ läßt sich ohne weiteres auflösen: Die „vermeintlich progressiven Kreise der Oberschicht“ erfinden stets neue Opfergruppen, für die sie „sich einsetzen“. Wichtig sind dabei vier Dinge: Erstens sind Opfergruppe selektiv festzulegen („Es kann keinen Rassismus gegen Weiße geben.“). Zweitens ist ein Angehöriger einer Opfergruppe ausschließlich über diese Gruppe zu definieren, darf seinem Opfer-Dasein nie entkommen und auf keinen Fall als Individuum (gar als für sich selbst verantwortliches Individuum) angesehen werden (sehr gut beschrieben in Sandra Kostner et al. [Hrsg.], „Identitätslinke Läuterungsagenda“, Stuttgart : ibidem, 2019). Drittens sind anfallende Kosten vollständig auf die Allgemeinheit (also die Steuerzahler) umzulegen. Viertens sind abweichende Standpunkte und Leute, die sie vertreten, in bekannter linker Manier aus der Diskussion auszuschließen. – So können sich „die Guten“ ihr ideologisches Wohlbefinden vom Rest der Bevölkerung finanzieren lassen. Genau das ist die Definition von „Bonze“.

Thomas Taterka / 10.11.2021

” There ‘s no such thing as a lousy job, - only lousy men who don’ t care for it. “ Dieser zynische Satz von Ayn Rand könnte auch von jemand stammen , der mit ‘nem goldenen Löffel im Arsch geboren wurde und in Harvard das ” #MeToo gendert “. - Mach’ dich klein und lern’ ihre Sprachen , so lernst du das Herz der Menschen kennen . Aber ... trage nie die besseren Anzüge , das nehmen sie dir übel als lässige Arroganz. Spaß verstehen sie nicht . Nicht wirklich. Wenn’s zu eng wird .

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