Erbsünde könnte meinen, den Verlust der Gemeinschaft mit Gott. Diese könnte es gelten, zurückzugewinnen. Erst das, was verstanden, erarbeitet, verdient, gesucht wurde, ist Teil der sich bemühenden Person geworden. Das Geschenkte, Dargebotene, schon Vorhandene wird selten wertgeschätzt. Ein übermäßig verwöhntes Kind geht häufig ohne Bedacht durchs Leben. Es schätzt die erhaltenen Gaben nicht wert. Jener, der seine Energie in die Erlangung dieser Gaben steckt, weiß um ihren Wert. So ist „Sünde“ möglicherweise nicht als ein Vergehen zu verstehen, nicht als eine schlimme Tat. Vielleicht handelt es sich eher um eine Abkehr. Die Abkehr nimmt Form in einer Lüge. Die Lüge ist möglicherweise das Element, welches hilft, die sogenannte Erbsünde weiterbestehen zu lassen. Sich ihr zu unterwerfen, entfacht das Höllenfeuer, gibt diesem den notwendigen Sauerstoff. Wir alle haben Seiten an uns, auf die wir nicht stolz sind. Wir mögen einigen Unrat in uns entdecken. Sich dessen bewusst zu sein, sich diesem Unrat jedoch nicht auszuliefern, ihn keine Überhand über uns gewinnen zu lassen, dazu braucht es häufig ein gewisses Maß an Erkenntnis. Erkenntnis unserer selbst. Dabei hilft absolute Ehrlichkeit gegenüber sich selbst. Die dabei entdeckte Person, mag uns nicht immer sympathisch sein. Dieser Person keine absolute Macht über „uns“ zu gewähren, sie nicht mit dem „ich“ der Seele zu verwechseln, kann hilfreich sein. Zu schützen gilt es, dieses „wirkliche Ich“. Sich ihm zu nähern, kann eine Lebensaufgabe sein. Sich mit der „Person“ zufrieden zugeben, kann auf eine falsche Fährte locken.
“Die wirklich wichtigen Dinge lernen wir nie, ohne dass der Vorgang einen sehr destabilisierenden Effekt auf uns hat, in dem Moment, wo wir uns darüber klar werden.”—- Das ist leider so nicht wahr, sondern die Wahnvorstellung eines Menschen, der im orthodoxen Denken gefangen ist. Nicht die Dinge, die wir aus Fehlern lernen, sind wichtig, sondern wir selbst speichern die Informationen und Erkenntnisse in unserem Körper biochemisch ab, und nennen sie dann später Erfahrung. Wir sind eben nicht nur “äußerlich hochentwickelte Schimpansen”, sondern Computer, deren Software die DNA ist, sonst wären wir biologisch nicht als Mensch entstanden, sondern als Schimpansen. Und diese Software in unserem Körper verarbeitet die Informationen aus unserem Leben, die wir Neugier, Fehler, Lernprozesse und schließlich Erfahrung nennen.
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