Es gab mal Zeiten, als man Schülern das kritische Denken gelehrt hat. Denken läßt sich schulen und sogar disziplinieren, dabei sowohl das eigene, kreative Denken steigern und Klarheit des Denkens herstellen. Formell klingt es mechanistisch. These, Antithese, Synthese. Eigentlich verbirgt sich hinter den drei Wörtern die Erkenntnistheorie. Konkurrierende Thesen aufstellen, diese bis in Details formulieren und nach befürwortenden und ausschließenden Faktoren betrachten, das ist Grundlage jedes rationalen, wissenschaftlichen Arbeitens. Dabei zu einem Urteil kommen, eine These ausschließen, eine zur (vorläufig) richtigen erklären, dies erläutern oder zu einem neuen Ergebnis kommen, ist das Ergebnis. Im nicht eindeutigen Bereich wird das interessant., da ist Raum für Kreativität. Selbst dort gibt es bewährte Mechanismen, bekannt unter dem Begriff Brainstorming. Einerseits streng logisches Denken, andererseits Raum für jede Form der (undisziplinierten) Phantasie. Dem Artikel nach kennen selbst populäre Dozenten das nicht mehr. Bei Sherlock hieß das noch: “Wenn man alle falschen Theorien ausschließt, muß die verbleibende, so phantastisch sie auch erscheint, die richtige sein.” Auch der war ziemlich eindimensional. Das klassische wissenschaftliche Beispiel ist der Streit der Vulkanisten mit den Neptunisten. “Alle Gesteine sind im Meer” - “aus Vulkanen entstanden” Tja wir wissen’s heute besser. Die himmlischen Heerscharen haben allen Müll auf die Erde geworfen und anschließend diversen Leichtgläubigen eingeredet, das hätte etwas mit “Geologie” zu tun.
Will man eine humane Gesellschaft, muss man diese an den bekannten Eigenschaften, den Fähigkeiten und Bedürfnissen des Menschen ausrichten. Das ist eigentlich alles. Wobei das einfacher gesagt als getan ist, denn in einem Punkt haben die Christen absolut recht: Bei der Erbsünde. Menschen sind von Natur aus hinterhältig, verlogen und brutal. Als Kinder sind sie das üblicherweise noch nicht. Aber wenn sie durch die Pubertät durch sind und sich im gesellschaftlichen Kampf um die Ressourcen durchsetzen müssen, werden sie das irgendwann automatisch. Es sei denn, man erzieht alle Kinder von klein auf zu sportlicher Fairness. Was in einem Fußballspiel funktioniert, funktioniert auch in der gesamten Gesellschaft. Das ist der Trick bei allem. Wenn die Fairness fehlt, wird aus freiem Wettbewerb Mord und Totschlag. Was wiederum zu restriktiven Systemen führt, die im Nachgang die mangelnde Erziehung durch extreme Strafen wieder ausgleichen soll. Einen Gott oder einen Kaiser, vor dem alle in Ehrfurcht einknicken, bräuchte es dann gar nicht. Nicht jeder Mensch besitzt die Fähigkeit zur Empathie. Aber Fairness kann man antrainieren. Das geht. Muss man nur durchgehend machen.
@Thomas Szabó: Meine Aufsätze waren bei meinen Deutschlehrern in der Oberstufe nicht besonders beliebt: zu kurz, girlandenfrei, zu klar strukturiert – These, Antithese, Synthese. Ein einziger Lehrer gab mir dafür Einsen. Auch bei meinen Achse-Kommentaren bemühe ich mich um Klarheit. Klischees gibt’s bei mir nicht (?), Plagiate auch nicht. Wenn ich zitiere, nenne ich stets die Quellen, wenn irgend möglich zurück bis an den Ort, wo sie entspringen. Nie habe ich den Wunsch gehabt, Schriftstellerin zu werden, aber geschrieben habe ich schon immer gern. Einst waren es Briefe, von denen manche allerdings für ihre Kürze (Prägnanz?) berüchtigt waren. Böse Zungen behaupteten, ich könne doch auch Postkarten verwenden, das spare Porto.
„Chaos vor Klischees“, »Meistens bestehend aus dem, wovon er glaubt, dass wir es hören wollen oder vielleicht sogar, wovon er glaubt, dass er es selbst hören will oder uns anbieten sollte.« Kürzlich schrieb mir jemand eine E-Mail an die Adresse, die ich vor Jahren mal bei achgut genannt hatte. Er/sie lobte einen Kommentar von mir (Dachte er/sie, ich müsse das haben?), nannte aber seinen/ihren Namen nicht, obwohl meiner über all meinen Kommentaren steht. Der Absender blieb für mich also anonym. Das halte ich nicht nur für unhöflich, sondern auch für verschlagen; ich fühle mich hereingelegt. Auf diese Weise kommt keine Kommunikation zustande, obwohl ich mich darüber gefreut hätte. Was treibt Menschen an, mir anonym zu e-mailen oder auch anonym Geschenke zu schicken? (Ich werfe alles in die Mülltonne, was keinen Absender trägt.) Ja, Menschen sind kompliziert. Den besten und nützlichsten Leitfaden für das Leben und das menschliche Miteinander bietet die Bibel – seit 3.000 Jahren. Sie fördert auch Denk-, Sprach- und Ausdrucksvermögen. Allerdings muss man sie regelmäßig lesen und das, ich gebe es offen zu, ist durchaus herausfordernd.
“es gibt einen Raum für das Heilige und einen Raum für das Politische”. Da weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Zwischen dem “Heiligen” und dem Politischen gibt es keinen Unterschied! Das “Heilige” ist, wie alle Gedankengebilde, nur Machwerk der Menschen. Mir scheint Peterson viel zu verkopft. Ich würde ihm mal die Auseinandersetzung mit den Gedanken von Vera F. Birkenbihl (leider schon verstorben) empfehlen, da würde er sehr schnell geholfen. Würde übrigens jeden weiter bringen.
Habe ich bei Herrn Peterson studiert? Nein, aber er beschreibt exakt meine Schüleraufsätze: “...Chaos von Klischees, zweitklassigen Gedanken und halben Plagiaten ... die echte, tatsächliche Intelligenz des Studenten kurz inmitten all des Mülls aufploppte…” Im Unterschied zu seinen Studenten scheute ich mich nie davor zurück meine echten, authentischen Gedanken zu offenbaren. Mein junger Geist, ein leeres zu beschreibendes weißes Blatt Papier, hielt die Klischees, Plagiate, Banalitäten für meine echten Gedanken; was auf die Banalitäten tatsächlich zutrifft. Mein Vater machte mich auf meinen Mist aufmerksam. “Der Lehrer der all das lesen muss tut mir leid.” Ich nahm die Kritik dankbar an und ich übe mich seitdem darin mich einfach, klar, verständlich, geradlinig, logisch, sachlich auszudrücken. Nie ein überflüssiges Wort zu schreiben, klar zwischen meinen eigenen Gedanken und fremden Gedanken zu differenzieren. Die späte Krönung meiner schreibenden Karriere erfolgte als “Leserkommentar der Woche” bei der Achse des Guten. Die frühe Krönung erfolgte als ich auf Dating Plattformen kurze, pointierte, witzige, spritzige, bissige Texte zu allen möglichen sexuellen & beziehungsdramatischen Themen schrieb. 25 Jahre später schrieb mich wer darauf an und erinnerte sich sogar an meinen User-Namen, der mir inzwischen selber entfallen war. Das tat mir wohl. Im Gegensatz zu meinen Schüleraufsätzen waren diese Texte kurz und auf Wort, Punkt & Komma genau berechnet. Ich habe sie noch und ich finde sie gut. Zwar nicht völlig frei von Klischees, Plagiaten, Banalitäten, aber zu 95% authentisch. Auf meinem Grabstein steht mal: “Hat ein paar gute Leserkommentare geschrieben.” (Gut, jaja, das war jetzt ein Plagiat.) Ich empfehle Herrn Peterson diesen Artikel seinen Schülern vorzulesen.
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