. “Denn was ist der Mensch ohne Ideale?2 WELCHE Ideale ? Die der Kirche ? Die der Politik? Der Glaube und die Kirche sind für mich zweierlei Schuhe, wenn es einen Gott gibt, dann war er weit VOR der Kirche da, sie hat sich ihn nur zunutze gemacht. Um zu Glauben brauche ich keine Kirche. Was sind IDEALE eigentlich ? Ein streben nach höchster Vollkommenheit? WER an so etwas glaubt, ist für mich kein Idealist, sondern höflich ausgedrückt NAIV !! “Auch unsere Forschung zeigt ziemlich deutlich, dass es lohnenswert ist, Menschen dazuzubringen, ein ausgewogenes Ideal für sich zu konzipieren. Was wünschen wir uns für unsere Familie? Was wünschen wir uns für unsere Karriere? Was wünschen wir uns für unsere Bildung? Was wünschen wir uns für unsere Charakterentwicklung? Wie wollen wir unsere Freizeit nutzen? Wie gehen wir mit unserem Alkohol- und Drogenkonsum um? Wie können wir vermeiden, in ein Loch zu fallen?” IN DEM wir uns BODENHAFTUNG bewahren und keinen hochfliegenden Idealen hinterherlaufen, die Illusion sind. Maß halten, in allem, ist für mich erstrebenswerter als ein STREBEN nach HÖCHSTER VOLLKOMMENHEIT. Ein ausgewogenes Ideal gibt es für mich nicht, das ist wie ein liberaler Islam, den es nach dem Koran gar nicht gegen darf.
Mir ist der aggressive Atheismus schon immer zuwider gewesen. Ich selbst sehe mich als Agnostiker, der sehr gerne glauben würde. Es wäre tröstlich, wenn ein gutes Leben eine Belohnung erhält, bösartige Taten eher das Gegenteil. Auch ein Leben nach dem Tod, das verstorbene Mitmenschen und Tiere noch irgendwie “im Himmel” existieren, das wäre doch so schön. Ich neige eher dazu, dass es keinen Gott gibt und er nur ein Produkt unserer Psyche ist. Gewohnheitsmäßig bete ich dennoch gelegentlich, wenn mir die Dinge entgleiten und ich voller Angst und Verzweiflung bin. Es gibt sehr sympathische Atheisten und solche, die mit geradezu missionarischem Eifer einen Kreuzzug “für die Vernunft” führen. Damit sind sie zwar bei weitem nicht so fanatisch wie manche Glaubenskrieger, ihre Denkweise aber in Grundzügen deckungsgleich. Man kann und sollte positive moralische Werte als Gläubiger oder Ungläubiger haben. Warum sich dann über den anderen oft mehr als nur mokieren. Was leider zu oft der Fall ist.
Insgesamt stimme ich Herrn Peterson darin zu, dass eine Gesellschaft ohne Werte, Normen und „große Erzählungen“ nicht existieren kann. Warum er dann zu dem intellektuellen Kurzschluß auf das Christentum kommt, erschließt sich mir nicht. Immerhin handelt es sich dabei um ursprünglich komplett kulturfremde, orientalische Mythen und Vorstellungen, die mit dem Werden und Wachsen europäischer Zivilisationen in den Hochzeiten der vorchristlichen Antike - die die wesentliche Grundlage für die westliche Zivilisation bildet - nichts zu tun haben (z.B. eine geradezu manische Verachtung alles Körperlichen, das verschwiemelte Barmherzigkeitsgeschwurbel und ein orientalisch-repressives Frauenbild) und die MIT GEWALT in Europa installiert wurden, was mit der Vernichtung unschätzbarer und unersetzlicher Kultur- und Wissensschätze einherging, in deren Zerstörungswut das Christentum seinem kleinen, bösartigen und gewalttätigen Bruder in nichts nachsteht. Die Europäer haben es dann im Laufen von mehr als anderthalb Jahrtausenden einigermaßen kulturkompatibel gemacht, aber man sieht ja in jüngster Zeit, dass das nicht dauerhaft gelungen ist. Ich halte Peterson einfach für maßlos überschätzt.
Es gibt Gottes Wort. Da steht das gesammelte Wissen, wie und warum Volksgemeinschaften aufstiegen, abstiegen, jahrelang in der Wüste umherirrten, etc.pp. Kurz: Eine Gebrauchsanleitung/Informationsquelle für fähige Zivilisationen. Diese Gebrauchsanleitung zu mißachten und deren Interpretation ausschließlich in die Hände von Pöstchenschiebern und dem Garanten für eine Karriere des Familienidioten (Sherlock ;) zu überlassen wird dann eben der Untergang dieser Zivilisation. Oder, um mich selbst zu zitieren: Es ist des Menschen größte Sünde, das Wort Gottes mit Religionen zu beschmutzen.
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