Es geht um die Zahl 7. Es gibt ein Leben nach dem sex.
Dazu fällt mir eine Begebenheit ein, die der Indianermissionar James Evans in Nordamerika erlebt und berichtet hat. Er veranstaltete ein mehrwöchiges Kanuwettrennen entlang eines größeren Flusses in Kanada. Auf dieser Route wurden Proviant flussaufwärts und Felle flussabwärts transportiert. Die Kanus waren gleich stark besetzt und beladen. Eine Gruppe machte Sonntags Pause, die andere nicht. Die Gruppe, die Sonntags ruhte, gewann das Rennen. Sie waren insgesamt viel motivierter und weniger erschöpft, als sie das Ziel erreichten.
Irritierend ist, dass es Menschen gibt, die ein unglaubliches Pensum schaffen und trotzdem entspannt bleiben. Ein Beispiel ist Manfred Spitzer. Er ist Professor mit zwei Doktortiteln, Leiter einer psychiatrischen Klinik und eines Instituts für Gehirnforschung, hat sechs Kinder grossgezogen und etwa 18 Bücher geschrieben. Eine Zeit lang hatte er seine eigene Fernsehsendung und tingelte auch noch mit Vorträgen durchs Land. Trotzdem ist er immer locker drauf. Wie schafft man sowas?
Gotteswahn. Goddelusion galore.
Es war nicht Gott, der den Sonntag geschaffen hat, - sondern Django Reinhardt oder ein raffinierter Konditor oder Automobilhersteller, möglicherweise ein Fabrikant von bequemen Schuhen, einer guten Kamera oder ein Maler des schönen Wetters in ländlicher Umgebung; vielleicht steckt aber auch eine lächelnde katzengeschmeidige Frau mit Sonnenbrille dahinter, mit dem Herz eines unverdorbenen Kindes und einem unbeirrbarem Verstand, der weiß, daß alles endlich ist und man nur lebt, wenn man seine Tage auf Erden genießt, - weil irgendjemand sie schon abgezählt hat . Gott vielleicht ? Wer kann das wissen ?- Latcho Drom 1999 : ” La vie en rose ” - Das Leben ist eine Frau. Soviel habe ich herausfinden können. Das reicht für die ersten 100 Jahre. Jedenfalls mir.
Ja, warum steht das da in der Bibel? Die Sache mit dem freien Tag zum Ruhen? Man kann davon ausgehen, dass dieses dort nicht zufällig steht. Aktivität darf kein Selbstzweck sein. Mindestens ebensoviel Aktivität, wenn nicht mehr, kann während des Ruhezustandes vor sich gehen. Kommt das eine zu kurz, fehlt etwas Wesentliches. Ruhen muss nicht Zerstreuung bedeuten. Gemeint ist wohl die innere Begegnung mit sich, mit Gott, aber auch etwa mit Freunden und Familienmitgliedern. Die Juden wach(t)en sehr streng über den Sabbat. Diese strengen Regeln sollten wohl der Umgehung des Gebotes zur Ruhe vorbeugen. Es sollte keine Ausreden geben. Viele Asiaten „gönnen“ sich ihr Zusichkommen mithilfe regelmäßiger Meditation. Das (christliche) Gebet hat in der westlichen Welt wahrscheinlich eher Ausnahmecharakter. Ein regelmäßiges Spazierengehen an stillen Orten, möglicherweise Musik, Lesen kann auch den Zweck des Beisichseins erfüllen. Es geht auch darum, nicht vor sich „davonzulaufen“, was beim Workaholic nicht selten vorkommt. Wer nicht stoppen kann, verpasst sich. Dann lebt er und hat einen Teil dieses Lebens gar nicht mitbekommen. Manche haben auch Angst vor der Begegnung mit sich selbst und vermeiden diese mithilfe ständiger Aktivität. Sie möchten ihre Angst nicht „hochkommen“ lassen. Haben einfach immer viel um die Ohren. Dabei sollten sie lernen, zuzuhören. Selbst in früheren Zeiten als das Leben „einfacher Leute“ höchst arbeitsintensiv war, wurde zurecht auf den freien Tag wertgelegt. Dieses wurde seinerzeit zwar häufig noch religiös begründet, doch steht die Religion ja im Dienste des Menschen. Oft sind „ihre“ Anweisungen vernünftig. Das Ruhen kann zunächst befremdlich erscheinen, gar bedrohlich und Unruhe erzeugen. Diese jedoch gilt es jedoch, zunächst auszuhalten, die wirren Gedanken zu „bändigen“. Und das geschieht, indem man sie zulässt und betrachtet. Bald „beruhigen sie sich“ von selbst. Doch bin ich hierin kein Profi. Ich gehe gern spazieren.
Vielleicht sei noch der Hinweis erlaubt, dass Gott/JHWH in der Bibel explizit den Sabbat (=Ruhe), in anderen Sprachen Samstag, Sabbado etc. als den 7. Tag definierte. Auch von Jesus sind das Befolgen des Gesetzes bzw. der Thora und regelmäßige Besuche der Synagogen am Sabbat neutestamentlich belegt, wie z.B.: Lk. 4,16: “Am Sabbat ging er wie gewohnt in die Synagoge.” Mt. 5,17: “Meint nur nicht, ich sei gekommen, das Gesetz und die Worte der Propheten aufzuheben. Ich werde vielmehr beides bekräftigen und erfüllen.” Auch die Christenheit hat dieses Ruhegebot am 7. Tag der Woche bis zum 4.Jhdt. unter Kaiser Konstantin befolgt, erst danach folgte die Verlegung auf den 1. Tag / Sonntag als Ruhetag. Der Kaufpreis für diese Abkehr vom Text des 4. Gebots war damals die Anerkennung als staatlicherseits akzeptierte Religion innerhalb des Römischen Reichs und das Ende der (meisten) Christenverfolgungen. Unsere alttestamentlichen Glaubensbrüder im Judentum bezeugen die ursprüngliche (biblische / göttliche) Ordnung seit Jahrtausenden…
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