Schon wieder die Bibel. Und einen Gemeinplatz, den man als große Weisheit verkauft: Es gab schon immer Neider. Allmählich reicht mir das.
Nicht umsonst hat Thomas Mann die Geschichte von Josef und seinen Brüdern adaptiert und sie philosophisch vertieft. Warum der Autor auf die Rollkragenmetapher kommt, ist mir schleierhaft. Josef hat natürlich eine göttliche Bestimmung, auch wenn sie anfangs nicht artikuliert wird. Er erlebt Höhen und Tiefen in Ägypten, aber sein Gottvertrauen und seine Menschlichkeit machen ihn zum Retter Ägyptens. Und er vermag es, erfolgreich gegen den Hass anzugehen. Er versöhnt sich mit seinen Brüdern.
Die Artikel des Herrn Peterson finde ich schwach bis ärgerlich. Er geriert sich als großer Weiser, liegt aber dennoch daneben: Es gibt dieses beschriebene Modell der Ehe heutzutage kaum noch - siehe die hohe Scheidungsrate, Patchworkfamilien etc. Ich weiss auch, wovon ich spreche.
Gott bevorzugt Abel vor seinem Bruder und Jakob bevorzugt Josef vor seinen Brüdern. Besonders Josef zeignet sich durch seine Klugheit und seine Sensibilität aus. Eine vorbeiziehende Karawane rettet ihn aus der Zisterne, in die ihn seine Brüder geworfen hatten. Er gerät an den Hof des Pharao. Dessen Frau versucht ihn zu verführen. Er widersetzt sich. Kommt aufgrund ihrer Falschaussage ins Gefängnis und fällt dort durch seine Fähigkeit, Träume deuten zu können, auf. Worauf der Pharao ihn zu seinem Berater macht. In dieser Funktion bewährt sich Josef. Später, als er die Möglichkeit erhält, sich an seinen Brüdern zu rächen, unterlässt er dieses. Er begegnet ihnen, im Gegenteil, mit Liebe. Die Geschichte von Josef gehört zu den Schönsten des Alten Testamentes. Sie besagt, dass wenn Gott mit einem ist, es immer einen Ausweg gibt. Und sei die Situation noch so verfahren und dem Augenschein nach, aussichtslos. Aus großem Unglück kann großes Glück entstehen. Josef nimmt die jeweiligen Schicksalsschläge an. Er ist ein ausgesprochen guter Mensch. Sein Ansinnen ist frei von Bösartigkeit und Hinterlist. Trotz Niederlagen verzweifelt er nicht, sondern vertraut auf Gott. Dieser prüft ihn zwar, doch bleibt er ihm treu und an seiner Seite. Auch Abel hat diese, vielleicht naive Seite. Er gerät in den Hinterhalt seines Bruders und wird erschlagen. Letztlich liegt das Schicksal dieser Protagonisten in der Hand Gottes. Dessen Plan ist dem Menschen unbekannt. Deshalb sollte niemand vorgeben, er kenne den Willen Gottes. Und schon gar nicht sollte man menschliche Maßstäbe, etwa von Gerechtigkeit, anlegen.
Halt das normale Ehemodell.
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