112-Peterson: Widerstreit zwischen links und rechts

Nur solange die selbstverständlichen Wahrheiten selbstverständlich bleiben, kann man sich so etwas wie linken Individualismus leisten. Das geht aber nur in einem konservativen Rahmen.

Im Folgenden geben wir einen Auszug aus einem Gespräch zwischen Jordan B. Peterson und dem amerikanischen politischen Kommentator und YouTuber Dave Rubin wieder:

Jordan B. Peterson: Als ich in den Fokus der Öffentlichkeit geriet, habe ich mich im Wesentlichen als klassischen britischen Liberalen betrachtet. Aber ich habe in den letzten acht Jahren etwas verstanden, was mir zunächst nicht klar war: Nämlich dass linker beziehungsweise liberaler Individualismus nur dann funktioniert, wenn das Kollektiv so gut etabliert ist, dass man es als selbstverständlich betrachten kann. Solange also die selbstverständlichen Wahrheiten selbstverständlich bleiben, kann man sich so etwas wie linken Individualismus leisten.

Dave Rubin: Im Grunde heißt das also: Solange die Konservativen den Barbaren die Tür aufhalten, können die Linken links sein. So sollte eine intakte Gesellschaft im Grunde genommen funktionieren.

Jordan B. Peterson: In der Geschichte vom Hobbit und dem Herrn der Ringe ist das Auenland voll von, naja, nennen wir sie Linken. Gemeint sind die Hobbits.

Dave Rubin: Die irgendein Zeug rauchen.

Jordan B. Peterson: Genau, die Hobbits, die alle ihr eigenes Ding verfolgen und denken, ihr kleines Königreich sei alles. Aber die Grenzen werden von den Waldläufern geschützt. Aragon ist einer von ihnen, und es stellt sich heraus, dass er ein Nachfahre der alten Könige ist. Und das ist auch richtig so. Solange die Grenzen von den Nachkommen der alten Könige verteidigt werden, kann es innerhalb der Mauern Freiheit geben.

Ich bin dafür kritisiert worden, dass ich mich in meinen Büchern für das Selbstverständliche einsetze. Aber wir sind an einem Punkt angelangt, an dem das Selbstverständliche nicht mehr selbstverständlich ist und erklärt und verteidigt werden muss. Das hat mich letztlich zu einem Konservativen gemacht. All die Dinge, die selbstverständlich sind, müssen neu formuliert und auch erklärt werden.

Dave Rubin: Das stimmt. Sie hätten ihr Buch „12 Rules for Life. Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt“ nicht schreiben müssen, wenn das System richtig funktionieren würde.

Das ist der Punkt. Wenn zu dem Zeitpunkt, als Sie es geschrieben haben – 2016, 2017 –, die Welt tatsächlich so funktioniert hätte, wie sie es mit all den Fortschritten der Menschheit hätte tun sollen, wäre es nicht notwendig gewesen, derartige Dinge zu formulieren.

(…)

Ich glaube, den Linken ist folgendes passiert: Sie sahen das Chaos und anstatt sich dem zu stellen, wie die Konservativen – natürlich könnten wir an dieser Stelle auch die Schwachstellen der Konservativen abklopfen –, aber anstatt sich dem zu stellen, was vor sich geht, haben die Linken beschlossen, einfach die Verrückten weiter herumlaufen zu lassen.

Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson.

 

Jordan B. Peterson (* 12. Juni 1962) ist ein kanadischer klinischer Psychologe, Sachbuchautor und emeritierter Professor. In seinen Vorlesungen und Vorträgen vertritt er konservative Positionen und kritisiert insbesondere den Einfluss der Political correctness und die Genderpolitik. Sein 2018 erschienes Buch 12 Rules for Life war internationaler Bestseller.

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Foto: WikiHistorica.com

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Hermine Mut / 05.02.2025

@ Lutz Liebezeit , ich bin Ihnen für Ihre Ausführungen sehr dankbar ! Auch @ A. Nölle.

Lutz Liebezeit / 05.02.2025

Um den Gedanken noch mal eben unterzubringen: interessant ist ja, in welchem Verhältnis SPD und Grüne den Komplex Ausländergewalt, Ausländerkriminalität, illegale Einwanderung, Messermorde, Serienmorde, Massenmorde zur Homophobie stellen? Die grassierenden Messermorde darf man öffentlich relativieren und den Kritiker mit dem Totschlagargument “rechts” verunglimpfen, die Homophobie zu verteidigen dagegen ist ein Todesurteil. Wer sagt, Frauen können nicht autofahren, dem werden die Konten gesperrt, dem droht der Existenzverlust.

Lutz Liebezeit / 05.02.2025

Der Gedanke von Peterson ist richtig. Ich würde die allerdings nicht als Linke bezeichnen, sondern als idealistische Subkultur, welcher die Härten des Lebens fremd sind. Die Subkultur ist solange für Jugendliche interessant, wie sie eine Randerscheinung bleibt. Das ist nicht “links”, in dem Alter sind das Spinnereien und weit entfernt von Lenin, den Bolschewiken, der Roten Armee, Stalin, Pol Pot und Mao. Der DDR ist eine blutige Revolution voraus gegangen mit Millionen Toten. Die mündete in Enteignung und Gulags. Stalin hat die Zwangsarbeit zur Volkswirtschaft gemacht. Jeder 6. Sovjetbürger hat völlig rechtlos oft für Jahrzehnte und ohne Verurteilung in einem Gulag Zwangsarbeit leisten müssen, nur aufgrund fadenscheiniger Behauptungen. Die Gulags waren gar nicht so verschiedenen zu den Arbeitslagern und der Zwangsarbeit bei den I.G. Farben und den KZs von Auschwitz. Arbeitslager, Rechtlosigkeit, Willkür des Lagerkommandanten über Leben und Tod,  daß da jemand lieber im Gulag arbeiten wollte als in Auschwitz, das glaube ich nicht? Der Gulag war kein Ayurveda. / Wenn die Subkultur politisch gefördert wird wie bei uns, dann wird sie zur Hauptkultur.  „Das bürgerliche Zeitalter ist abgeschlossen.“ Das könnte von der Antifa kommen, den 68ern, der SPD, den Grünen und der NeoSED. Aber es ist ein Zitat Adolf Hitlers. Hitler hat das Bürgertum gehaßt, das zu bekämpfen, war sein Motor. Ich glaube, die meisten benutzen Wörter wie “Bürger” und “Bürgertum”, ohne die Bedeutung zu kennen. Während der Plandemie konnte man mit dem Logo der Antifa lesen: Gegen die besorgten Bürger! Das sind Parolen, die Unsicherheit schüren sollen, die kommen aus Think Tanks. Die denkt sich die Straße nicht aus. Zudem werden die in Millionenauflage gedruckt und verteilt. / Die Besatzer erfinden ständig Probleme, Homophobie, Feminismus, Transen, Rassismus, Nazis, besorgte Bürger, die einzig dazu dienen, die Gesellschaft zu verunsichern und zu spalten. Die Konflikte sind mit der Agitation entstanden.

A. Nölle / 05.02.2025

Ich habe Herrn Peterson so verstanden: Individuelle Freiheit kann sich nur in einer sicheren Umgebung entfalten. Sensibilität und Empathie sind wunderbare Eigenschaften, aber sie müssen gepaart sein mit der Fähigkeit, sich abzugrenzen. Diese Eigenschaften sind ungleich unter den Menschen verteilt, ebenso wie Mut, Entschlossenheit und Durchsetzungskraft. Eine funktionierende Gesellschaft braucht sowohl die Lauten und Entschlusskräftigen als auch die Stillen und Nachdenklichen. Aktuelle Debatten zeigen jedoch, dass viele, die sich von extremen Ideologien wie dem Nationalsozialismus abgrenzen wollen, in die Falle tappen, ihre eigenen negativen Stereotype zu entwickeln. “Der Herr der Ringe” bietet eine wunderbare Gelegenheit, über sich selbst nachzudenken und sich von den störenden medialen Nebengeräuschen zu lösen. Das kann uns helfen, der geistigen Kurzatmigkeit der sozialen Medien zu entgehen.

Frauke Postelt / 05.02.2025

Was ist der Sinn von Sprache? Dem (oder den) anderen möglichst eindeutig mitzuteilen, was man mein, glaubt oder weiß. Bei diesem wie anderen Texten oder “Gesprächen” von Peterson kann ich nichts eindeutiges erkennen. Liegt es an meiner Beschränktheit?

Thomas Taterka / 05.02.2025

Besonders in den letzten 25 Jahren habe ich durch eigene Erfahrung gelernt , daß man sich selbstdefinierten Individualismus sogar leisten MUß . Schließlich kann man nicht ewig warten , bis die eitel versabbeltenTransusen des konservativen “Wünschelrutenmitläufertums” endlich aus den Pantoffeln kommen . Nur mit Sonntagsreden ist das kostbare Leben einfach zu schnell um , ein wenig , gerne aber auch mehr, Mut zum Absetzen braucht es da schon . Denn ... aus Feigheit , Heuchelei und Berechnung altklug in der Geborgenheit von neuen tumben Horden wiedergeboren zu werden , das kann’s ja wohl nicht sein, wofür man ins Rennen geschickt wurde . Man muß schon den Schneid aufbringen , Irrtümer zu begehen , die einen persönlich etwas kosten könnten . Sonst verdient es nicht die Bezeichnung “Eigenes Leben” .  Ganz spät Gewendete ( wenn es nichts mehr kostet ) sind die widerlichsten überhaupt .  - Alles kapiert soweit ? Na , da bin ich aber “erleichtert” .

EEkat / 05.02.2025

Was wäre, wenn einigen wenigen Vordenker-Linken dies durchaus bekannt ist ? Und diese Kenntnis als Hebel zu Erreichung größtmöglichem Chaos einsetzen? Sich in einer konservativen Abzäunung zu bewegen wird denen nicht gefallen. Tatsächlich geht e wohl eher um die Grenze zwischen Rationalität und Emotionalität. Den meisten Menschen ist erstere Ebene wesensfremd, sie verfügen über diese, nutzen sie aber nicht, finden keinen Zugang zu ihr. Sind diejenigen, die dann durch rational angelegte Fremdsteuerung gelenkt werden, von den wenigen, die Zgang zu Rationalität haben und sich Rationalität zunutze machen können. Das ist wohl, was Peterson meinen könnte, und womit er sich in den Kreis begibt, den er als konservativ bezeichnet

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