112-Peterson: Warum sind Männer Rudeltiere?

Eigentlich ist es doch ein Paradox: Männer konkurrieren um den Status bei Frauen, sind aber gleichzeitig bereit, die Vorherrschaft eines Alphas zu akzeptieren. Ich habe eine Theorie, warum das so ist.

Männer wissen sehr gut, dass ihr Erfolg bei Frauen im Verhältnis zu ihrer Attraktivität steht. Das Spiel des Wettbewerbs ist Teil ihrer Motivation. Ich habe 15 Jahre lang renommierte Anwaltskanzleien beraten und in diesem Zuge sowohl mit Anwälten als auch mit Anwältinnen gearbeitet. Die Männer betrachteten die Boni, die sie am Ende des Jahres für herausragende Leistungen erhielten, nicht so sehr unter dem reinen Geldwert, sondern hinsichtlich dessen, was dieser Geldwert für sie unter dem Gesichtspunkt des Wettbewerbes bedeutete. Wettbewerb worum? Nennen wir es nicht Wettstreit um Status, sondern um den Ruf.

Die Konsequenz eines tadellosen Rufes ist, dass solche Männer viel erfolgreicher bei Frauen sind. Nun könnte man sagen, dass es dem weiblichen Geschlecht nur ums Geld geht, aber ich halte das für Quatsch, und es wird auch meiner Meinung nach von der relevanten Evolutionsbiologie widerlegt. Es zeigt vielmehr, dass Frauen Wohlstand als Kennzeichen für Attraktivität nutzen, weil sie Wohlstand als Zeichen für Kompetenz werten. Vor allem suchen sie bei Männern nach der Fähigkeit, Wohlstand zu generieren. Und diesen natürlich großzügig zu teilen. Sowohl Produktivität als auch Großzügigkeit sind gefragt.

Und ein sehr gutes Zeichen dafür, dass ein Mann in der Lage ist, Wohlstand zu generieren, ist – Wohlstand. Auch wenn es gewiss nicht das einzige Kriterium ist. Frauen suchen also nach Wohlstand. Und Männer messen sich untereinander um einen kompetenzbasierten Ruf. Und hier geschieht etwas Seltsames.

Dem besten Mann folgen

Man stelle sich eine typische Filmszene vor: Der Quarterback des Football-Teams sorgt für den Sieg bei einer wichtigen Meisterschaft, seine Mannschafts-Kollegen tragen ihn auf den Schultern aus dem Stadion, und er schläft in dieser Nacht natürlich mit einer Cheerleaderin. Und nun muss man sich fragen: Warum schließen sich die anderen Mannschaftsmitglieder zusammen, um dem Sieger zu diesem Status zu verhelfen? Wenn es unterm Strich heißt, dass dieser eine sich erfolgreich fortpflanzt?

Ich habe folgende Theorie: Männer lernten wahrscheinlich im Zuge des Jagens, Kompetenz wertzuschätzen. Ein jeder einzelne Jäger scheitert aber bei den meisten Jagden, egal, wie gut er ist. Wenn sich Männer aber zum Jagen verbünden, ist der kollektive Erfolg viel größer. Wenn man sich als Jäger nun einer solchen Jagdgemeinschaft anschließt, sind die eigenen Jagdfähigkeiten entscheidend, aber die zwischenmenschlichen Kompetenzen, also wie gut man verhandeln und Beziehungen zu den anderen Jägern aufbauen kann, eigentlich noch wichtiger.

Wenn man zur Zeit der Jäger und Sammler also ein Tier erlegte, oblag es dem Jäger, den eigenen Beitrag herunterzuspielen und die besten Fleischstücke an andere zu verteilen. Das tat man einerseits, um den eigenen Ruf als großzügige Person zu manifestieren. Und andererseits, um im Zuge verschiedener Jagden den gegenseitigen Austausch erlegter Beute am Laufen zu halten. Wenn nun die Gruppe der Jäger den erfolgreichsten Jäger auf die höchste Position erhob, geschah das meiner Meinung nach, weil es sowohl in ihrem kollektiven als auch individuellen Interesse lag, dem besten Mann zu folgen.

Denn dies war wiederum für die eigene Fortpflanzungsfähigkeit wichtig. Denn dieser Erfolg hing davon ab, wie gut die Nahrungsversorgung durch Jagden klappte. Dafür wurde dann auch einem erfolgreicheren Mann zu Fortpflanzungsvorteilen verholfen, indem er an die Spitze der Hierachie gestellt wurde. Dieser Blickwinkel ist bei Jagden interessant, aber auch bei Schlachten: Wenn man sich den erfolreichsten Krieger auf die Schultern setzt, verschafft man ihm ebenfalls einen evolutionären Vorsprung.

Wenn man es jedoch in die Gruppe dieser erfolgreichsten Jäger oder Krieger schaffte, profitierte man wiederum von ihnen. Dieser Handel ist eigentlich etwas sehr Bemerkenswertes und ich weiß nicht, inwiefern Evolutionsbiologen sich dessen bislang angenommen haben.

Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson.

Foto: Gage Skidmore CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

netiquette:

Peter Bernhardt / 03.01.2024

@inn waidjuk “Noch eine Erkenntnis, wahrhaft”  Der erfahrene Oscar Wilde kann helfen:  Wer eine gute, verständige und schöne Frau sucht, sucht nicht eine, sondern drei.

Marta Geist / 03.01.2024

Ich finde Peterson s Thesen interessant.  Warum unterwerfen sich Männer - und Frauen - “Alphas”? - weil jeder Mensch auch defizitär, begrenzt, vulnerabel , bedürftig ist ?  Warum ist Dominanz, Macht ,Status so viel wichtiger, als Kooperation und Partnerschaft ? wo doch die Verteilung der Geschlechter, wie auch die Verteilung von (relativer ) Schönheit, Geist , Seele,  Gemüt etc. so sein dürfte, dass Jeder und Jede einen Gefährten finden könnte ?  - Würde hierzu gerne mehr seiner Überlegungen hören.

Sabine Heinrich / 03.01.2024

@Sehr geschätzter Herr Taterka, ich beziehe mich auf Ihren jüngsten Kommentar, die verschreckte Gymnasiallehrerin betreffend. Schade, dass Sie mein breites Grinsen (“Lächeln” wäre untertrieben) nicht sehen können! :-) -Danke für den Hinweis auf Nathaniel Wests “Miss Lonelyhearts”! Werde ich unbedingt lesen! - Die anderen Autoren, die Sie in Ihrem ersten Kommentar genannt haben, waren mir unbekannt - aber ich werde mich schlau (noch schlauer) machen! - Herzliche Grüße von einem romantischen, katzenähnlichen Wesen, das es bisher aus ihrem gemütlichen Gehäuse heraus vermieden hat, Männern zu schaden bzw. sie zu behandeln wie eine Weihnachtsgans! Sie wissen, was ich meine?! - Alles Gute für die nächsten ca. 360 Tage wünscht Ihnen ein Nordlicht!

Sam Lowry / 03.01.2024

Quintessenz: Also, hätte der Mann in der Steinzeit bereits eine gute Pizza-Salami gemacht…

Sam Lowry / 03.01.2024

Ins Unreine gedacht: Meine Theorie ist, dass man Wurst- oder Käse-Scheiben in den verschiedenen Brotform-Größen anbieten sollte. Kleine für die Endstücke, große für das Mittelteil. Und darunter wieder immer kleiner werdende für den Rest des Schützenfes…. äh, Brotes. Entweder hängen die Ecken des Käses über oder die Wurstscheibe erreicht nicht alle Bereiche des Brotes und man isst erstmal nur Brot und Butter. Vielleicht könnten sich auch Wurst- und Käsefabrikanten mit den Schnittbrotherstellern kurz schließen und exakt passende Scheiben herstellen. Nervt schon seit 50 Jahren. Mit Nutella und Marmelade hat man diese Probleme zwar nicht, aber ich kann beides wegen meiner schlechten Verfassung nicht essen. Also: Macht hinne, ihr Luschen…

Fred Burig / 03.01.2024

@A. Ostrovsky:”....  Mr. Peterson, ich bin ein Mann, aber ich ordne mich keinem Alphatier unter, weil ....” Immer diese Analphatieriker ” ! ” und .... Mr. Peterson, ich bin ein Mann,.... Oder muss ich mich ändern? Wenn es gar nicht anders geht - einfach Geschlecht wechseln - ist heute leichter als früher Kohlen aus dem Keller holen zu müssen! MfG

Thomas Taterka / 03.01.2024

Ach so , schon wieder das Thema ” verfehlt ” . - Ich bin KEIN Rudeltier , denn die Wahl liegt immer bei den Frauen . Liebe kann man nicht durch Rang erzwingen . Siehe ” DieWikinger “, Richard Fleischer ( Sie wissen schon , ” Soylent Green ” ) , USA1958 . Ein Schmachtfetzen der inszenatorischen Extraklasse . Kirk Douglas , TonyCurtis , Janet Leigh , Ernest Borgnine mit einem spektakulären Showdown .

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