Teilen zu können, ist auch eine Frage des Charakters. Geizige Menschen werfen lieber etwas weg, als es unentgeltlich abzugeben. Teilen kann man Kindern angewöhnen. Entscheidend dabei, ist das Beispiel, welches ich ihnen gebe. Das, was ich ihnen vorlebe. Daran werden sie sich orientieren. Kinder beobachten uns Erwachsene sehr genau. Und diese Beobachtungen sind viel prägender als etwa die angewandte „Erziehungsmethode“. Beobachtet das Kind, dass wir gerne teilen, gerne geben, gerne schenken, wird es später diese Großzügigkeit sehr wahrscheinlich auch an den Tag legen. Allerdings können wir Kinder auch leicht zu egoistischen, geizigen und nur auf sich selbst und den eigenen Vorteil bezogene Menschen „erziehen“. Meistens steht der „Ertrag“ dieser „Erziehung“ im Verhältnis zu dem „Beliebtheitsgrad“ der Kinder/Erwachsenen. Geizige Menschen haben meist weniger Freunde und soziale Kontakte als großzügige Menschen. Sie sind häufig einsamer. Alles hängt vom Vorbild ab.
Ich halte es für nützlich, wenn sich der Wille zum Teilen bei jedem Menschen aus sich heraus entwickeln darf. Der Zwang, zu teilen, damit man das Teilen lernt, verhindert meiner Ansicht nach diese Entwicklung. Kinder sollten sich das freiwillige Teilen von den Mitmenschen abschauen dürfen ohne ständig mit der Nase darauf gestoßen zu werden, dass man teilen (können) sollte. Mein Eindruck ist auch, dass dieses Teilungsgeschäft eine gewisse Anspruchshaltung und manchmal auch Neid befördert. Am liebsten teile ich mit Menschen, die bescheiden und frei von einer Anspruchshaltung sind. Es macht mir auch Freude, Menschen einen Einkauf zu bezahlen oder ihnen ein Frühstück bei einer Bäckerei auszugeben wenn diese mich einfach nur nach ein paar Groschen fragen damit sie sich anschließend etwas zu essen kaufen können. Ich weiß nun nicht, ob es egoistisch von mir ist, weil ich ja damit auch eine gewisse Befriedigung empfinde - nämlich die Freude meinerseits einem Bedürftigen eine Freude gemacht zu haben - aber warum sollte man denn nicht das angenehme mit dem nützlichen verbinden? In den Zeiten der Not haben viele Menschen miteinander geteilt, scheint also eine in dem Menschen angelegte Verhaltensweise zu sein. Teilungsersuchen oder Teilungsangebote aus Berechnung finde ich widerrum nicht gut weil es auch durchschaubar sein kann, es ergeben sich von selbst Gelegenheiten, wo man den Nachbarn um eine Büchsenmilch oder 5 Eßlöffel Zucker oder einem Paketklebeband, oder auch um einen Rat etc. fragen muss.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.