112-Peterson: Warum Kinder sozialisiert werden müssen

Wenn Ihr Kind ein „schreckliches Monster“ geworden ist, weil Sie Angst davor hatten, es zu disziplinieren oder nicht wissen, wie Sie das tun sollen, dann wird es nichts als Zurückweisung von anderen Kindern und ein falsches Lächeln von Erwachsenen erfahren.

Als Eltern hat man die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sein Kind bis zum Alter von vier Jahren sozial veträglich geworden ist. Das solllten sich wirklich alle hinter die Ohren schreiben. Eigentlich ist es logisch, wenn man einmal darüber nachdenkt. Stellen wir uns also ein dreijähriges Kind vor, das sich auf halbem Weg durch diese anfängliche Phase der Sozialisierung befindet. Wenn wir nun mit diesem Kind in die Öffentlichkeit gehen, was wünschen wir uns für das Kind? Wir wollen, dass es in der Lage ist, mit anderen Kindern und Erwachsenen zu interagieren. So, dass andere Kinder wohlwollend auf unseren Sprössling zukommen und mit ihm oder ihr spielen wollen. Und die Erwachsenen sich ebenfalls freuen, das Kind zu sehen und es freundlich behandeln.

Wenn Ihr Kind nun ein „schreckliches Monster“ geworden ist, weil Sie Angst davor haben es zu disziplinieren oder nicht wissen, wie Sie das tun sollen, dann wird es nichts als Zurückweisung von anderen Kindern und ein falsches Lächeln von anderen Eltern und Erwachsenen erfahren. Sie setzen Ihr Kind also einer Welt aus, in der jedes Gesicht, das ihm begegnet, feindselig oder falsch ist. Und das wird nicht gerade förderlich für die mentale Gesundheit oder das Wohlbefinden Ihres Kindes sein. Stattdessen könnte Ihr Kind ein paar einfache Verhaltensregeln lernen. Zum Beispiel: „Unterbrich nicht ständig Erwachsene, die sich unterhalten“, „Sei vorsichtig und wirf anderen Kindern nicht öfter Bauklötze an den Kopf als unbedingt nötig“ oder „Teile und spiele fair“.

Denn wenn es auf andere Kinder trifft, werden diese ein paar Spielroutinen mit ihm durchgehen und mit ihm weiterspielen, wenn sie sich verstehen. Auf diese Weise sozialisieren sich Kinder gegenseitig für den Rest ihres Lebens. Denn ab vier Jahren werden Kinder vor allem durch andere Kinder sozialisiert. Und wenn Kinder sich nicht früh darin üben, bewegen sie sich nicht in dieser Entwicklungsspirale nach oben und werden zurückgelassen. Und Sie können sich vorstellen, wie schrecklich das ist. Denn ein Vierjähriges wird nicht mit einem anderen Vierjährigen spielen, das sich verhält wie ein Zweijähriges. Und schon gar nicht wird ein Fünfjähriges mit einem Fünfjährigen spielen, das sich wie ein Zweijähriges verhält. Die Diskrepanz wird einfach immer größer.

Aggressions- und Kreativitätskurve

Nicht sozialisierte Kinder starten also mit einem Entwicklungsrückstand, und die Gleichaltrigen lassen sie immer weiter zurück. Somit werden diese Kinder ihr Leben lang verunsichert und von den Gleichaltrigen ausgeschlossen bleiben. Und das sind auch diejenigen, die zu anti-sozialen Erwachsenen heranwachsen. Denn ihre bereits entwickelte Aggression wird größer und nicht kleiner werden.

Denken wir mal an den klassischen Typus des aggressiven zweijährigen Jungen. Normalerweise werden diese Kinder sozialisiert, so dass ihre Aggression weniger wird. Dann erreichen sie die Pubertät, das Testosteron schlägt zu und das Aggressionslevel schießt wieder nach oben. Darum werden Männer vor allem im Alter zwischen 16 und 25 kriminell. Das entspricht übrigens auch der Kreativitätskurve. Man kann beide übereinander legen.

Das Testosteron sorgt also für einen Aggressions-Anstieg bei Männern – oder eigentlich sollte man eher von einem Dominanz-Anstieg sprechen, denn Testosteron ist ja bei weitem nichts Schlechtes. Dieser flaut nun ungefähr mit 25, 26 Jahren ab. In diesem Alter hören Männer meistens auf, ständig die Nacht durchzumachen und viel zu trinken, beginnen einen Vollzeitjob und stellen sich den Bürden, Verantwortlichkeiten und Möglichkeiten, die eine langfristige Partnerschaft und die Gründung einer Familie mit sich bringt. Dies wäre also normalerweise die Entwicklung von „räuberischer Aggression“.

Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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A. Nölle / 20.12.2023

Jordan Peterson scheint hier in der Rolle eines advocatus diaboli in den Tonfall derer zu verfallen, die äußere Disziplin als pädagogisches Allheilmittel fordern. Äußere Disziplin ist in einem gewissen Umfang durchaus hilfreich. Als ehemalige Lehrerin habe ich meine Schüler beispielsweise zu Beginn einer Stunde aufstehen lassen, um ein deutliches Anfangssignal zu setzen und ihn ihnen die Bereitschaft zur Informationsaufnahme zu wecken. Das ist in einer Zeit, in der es vielen Menschen und ganz besonders Kindern und Jugendlichen immer schwerer fällt, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, sogar sehr notwendig. Ganz wichtig ist aber doch vor allem, dass ein Kind sich so geliebt fühlt, wie es ist oder sein möchte. Das Vermitteln dieser Haltung fällt vielen Eltern und Lehrern in hysterischen Zeiten wie unseren aber naturgemäß schwer. Das Verhalten der Kinder ist doch nur ein Indikator dafür, was in dieser Gesellschaft schief läuft. Vor allem fehlt es an Ruhe und Gelassenheit. Aber genau die wird ja von der omnipräsenten Werbung und den heutigen Mediengewohnheiten verhindert. Menschen, die überall sind, sind nirgends, wusste schon Seneca. Und wer kennt nicht den wunderschönen Psalm 1:  “Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen…” In der Ruhe liegt die Kraft und zuviel ist zuviel.

Gerd Heinzelmann / 20.12.2023

Schade, dass ich nicht mehr zwischen zwei und fünf bin, dann könnte ich wenigstens mitreden. Tutor, oder Tutorin? Verliebt, verlobt, verheiratet.

finn waidjuk / 20.12.2023

@Thomas Taterka: Ich bin doch schon längst weg vom Fleck. Es ist ein riesiger Unterschied, ob man sich über den Regen beschwert weil man am ganzen Körper keinen trockenen Fleck mehr hat, oder ob man vom prasselnden Kamin her aus dem Fenster schaut und mault: “Mistwetter, wie immer”. Wenn ich es mir recht überlege, ist es sogar der einzige Unterschied der zählt. Auch schon vor dem Ende.

Gabriele Klein / 20.12.2023

@j.heini: danke f. Kommentar. besonders schlimm finde ich wenn dieser unerzogene Personenkreis in die Politik drängt, um im reifen Alter, die “Sandburgen” sämtlicher Spielkameraden zu zerstören um an deren “Sand” zu gelangen. Was ich in Petersons Aufsatz vermisst habe ist ein weiterer Aspekt der mit der fehlenden Erziehung meist einhergeht: Die Vernachlässigung, u. fehlende Zuwendung. Was es dann letztlich ist was das soziale Scheitern verursacht: Fehlende Disziplin, Gleichgültigkeit, Vernachlässigung, oder gar Mißbrauch wäre dann noch zu klären. Denn, auch jene die ihre Kinder mißbrauchen zeigen ihnen die sozialen Grenzen nicht auf sondern leben das genaue Gegenteil ihren Kindern die sie mißbrauchen vor. Zusammenfassend: ich glaube nicht dass jenes Phänomen das Peterson da bespricht isoliert vorkommt sondern mit zahlreichen weiteren negativen Faktoren der Erziehung

Thomas Taterka / 20.12.2023

@Finn Waidjuk - Hab’ ich vom ” Positiv Denken ” geredet ? Denken genügt völlig . Wo wollen Sie denn hin mit den klagenden Rezitativen ? Vom Fleck kommen Sie mit diesen bequemen Gesäßübungen doch nicht . Sie wissen doch , das ist nur “Windhauch” . Am Ende .

Johannes Schuster / 20.12.2023

Das “schreckliche Monster ” nennt Johanna Haarer “den Haustyrannen”.  Ich habe gar nicht gewußt, daß Peterson so auf dem Introjektionstrip ist und Kinder mit Introjekten anfüllen will um sie passgenau zu gestalten. In welche Sozialisation sollen sie den Reifen ? Welche Elemente will die “Disziplin” denn verankern ? Woke, Antisemitismus, Adolf ? Stalin ? Peterson fordert hier exakt das, was Hitler mit der Pädagogik wollte, Kinder sozialisieren und in der HJ so, daß sie sich ab 4 gegenseitig sozialisieren um den vorauseilenden Gehorsam zu internalisieren. Was Peterson hier fordert ist eine traditionelle doktrinäre Gesellschaft, die eine Methodik errichtet, die das Kind zur Kopie macht zu einer Rute in einem Rutenbündel aus Introjekten, deren Ziel Tradition ist. Ich wollte nicht den hundertsten Beweis für die Modeerscheinung des Soft - Faschismus in totalen Forderungen der Moral.  Peterson kippt gerade, wenn es jemand merkt. Er hat Deutungsgewalt und das macht größenwahnsinnig. Erlebnisse mit seinen Kindern erzählt er nie, eine affektive Freude scheint er in der Familie nicht zu haben und über die Rolle hinaus ist er wohl auch nicht emotional anwesend. Er will das Maß aller Dinge sein, meine Kritik ist entsprechend umfassend.

finn waidjuk / 20.12.2023

@Thomas Taterka: Sie haben mich nicht gekränkt, ganz im Gegenteil. Ich leide nämlich nicht an “Negativiritis”, ich genieße sie. Sie erhält mich am Leben. Bevor ich mit diesem “Positiv-Denken-Mist” anfangen würde, nähme ich lieber ein gemütliches Bad zu zweit. Ich und mein Fön.

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