112-Peterson: Hilfe, über mich gibt es KI-Fälschungen!

In zunehmendem Maße werden KI-Fälschungen von mir verbreitet. Es wirkt, als hätte man meine Videos durch einen Filter der Dummheit gepresst und das Ganze neu arrangiert.

Im Folgenden geben wir ein Gespräch von Jordan B. Peterson mit dem Philosophen, Neurowissenschaftler und Podcaster Sam Harris wieder. Harris ist außerdem Autor mehrerer Bestseller über religiöse und spirituelle Themen sowie Entwickler der Meditations-App „Waking Up“.

Jordan B. Peterson: In zunehmendem Maße werden meine Stimme und meine Erscheinung benutzt, um (mittels Künstlicher Intelligenz) pseudophilosophische Inhalte und pseudopsychologische Erkenntnisse zu verbreiten, die wirken, als ob ich sie selber gesagt hätte. Es scheint, als hätte man (meine Videos) durch einen Filter der Dummheit gepresst und das Ganze mit meiner Stimme neu arrangiert.

Und das passiert ständig. YouTube hat bereits 65 Kanäle, die so etwas tun, gelöscht. Man könnte diesen Vorgang auch als „Parasitenproblem“ bezeichnen. Man baut sich einen Ruf auf, und dann kommen Parasiten und zapfen die Aufmerksamkeit ab, die man durch seinen Ruf erlangt hat, und machen daraus Geld. Sie können sich leicht aus der Affäre ziehen, weil sie es anonym tun. Das alles wird zu einem überwältigenden Problem.

Sam Harris: Ich kann mir vorstellen, dass das Ganze in höchstens einem Jahr perfektioniert sein wird. Vielleicht auch schon in ein paar Monaten. (Mein Team und ich) haben damit selber schon experimentiert. Zum Beispiel experimentieren wir bei meiner Meditations-App „Waking Up“ mit der Übersetzung in andere Sprachen. Dank KI kann ich 22 Sprachen perfekt mit meiner eigenen Stimme sprechen. Es klingt wirklich so, als würde ich diese Sprachen beherrschen. Die Übersetzung ist, soweit wir das bisher beurteilen können, ziemlich tadellos. In nicht allzu ferner Zukunft werden wir eine spanische Version der App auf den Markt bringen, um zu sehen, wie sie ankommt.

Mittlerweile wird diese KI-Technologie einfach zu gut. Ich denke, die Lektion, die Informationskonsumenten, die an echten Informationen interessiert sind, lernen müssen, lautet, dass man nicht einfach vertrauen kann. Wenn man sich ein Video von Jordan B. Peterson auf YouTube anschaut, kann man nicht einfach darauf vertrauen, dass es sich dabei wirklich um Jordan B. Peterson handelt. Es sei denn, es stammt von einem Kanal, von dem man weiß, dass man ihm vertrauen kann. Ironischerweise wirft uns das ins Zeitalter der Gatekeeper (also Informationsregulatoren) zurück. Wenn ein Video so aussieht, als stamme es von Ihnen, kommt in Wahrheit aber vom YouTube-Konto eines anderen, kann man ihm nicht trauen.

Das digitale Äquivalent einer Entführung

Jordan B. Peterson: Es könnte auch sein, dass die beste Lösung dafür Bezahlung ist. Vielleicht lautet dann die Regel: Wenn es kostenlos ist, dann ist es eine Lüge. Darauf wird es hinauslaufen.

Sam Harris: Bis dahin wird es auch möglich sein, eine gefälschte Jordan Peterson Academy zu erschaffen, die eine Paywall hat, nach Ihnen aussieht und sich so anhört wie Sie, aber nur fünf Dollar pro Monat kostet (Anm. d. Red.: In Anlehnung an die echte Peterson Academy, eine Online-Lernplattform, die Jordan B. Peterson gemeinsam mit seiner Tochter Mikhaila Fuller gegründet hat). Auf diese Weise werden Betrüger Geld verdienen und das Problem wird weiterhin bestehen.

Jordan B. Peterson: Ist das mit Ihrer Meditations-App, mit Ihrem Unternehmen schon passiert?

Sam Harris: Nicht, dass ich wüsste, nein. Ich kenne nur kurze Clips, in denen ich scheinbar Psychopharmaka anbiete, von denen ich noch nie gehört habe. Dabei handelt es sich um echtes Filmmaterial von mir, das aus einem Podcast gestohlen und dann mittels einer KI-Bearbeitung in eine Instagram-Werbung verwandelt wurde.

Jordan B. Peterson: Ja, ich habe vor etwa anderthalb Jahren mit einigen Gesetzgebern in Washington D.C. darüber gesprochen, dass sowas passieren würde. Es dauert natürlich lange, bis die Politik sowas bemerkt und Maßnahmen ergreift, aber es handelt sich im Grunde um das digitale Äquivalent einer Entführung. Ich finde, man sollte die Menschen für lange Zeit ins Gefängnis stecken, die deine digitale Identität stehlen und sie zu Geld machen. Es entspricht einer Entführung, denn sie ziehen den Wert deines Rufes von dir ab. Darum geht es im Wesentlichen.

Dies ist ein Auszug aus einem Video von Jordan B. Peterson.

 

Jordan B. Peterson (* 12. Juni 1962) ist ein kanadischer klinischer Psychologe, Sachbuchautor und emeritierter Professor. In seinen Vorlesungen und Vorträgen vertritt er konservative Positionen und kritisiert insbesondere den Einfluss der Political correctness und die Genderpolitik. Sein 2018 erschienes Buch 12 Rules for Life war internationaler Bestseller.

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Foto: Screenshot Jordan B. Peterson

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Leserpost

netiquette:

Stephan Bender / 18.06.2025

Im Showbusiness galt immer die Regel: “Erst, wenn man von wildfremden Leuten parodiert wird, hat man es als Promi wirklich geschafft.”

Karsten Dörre / 18.06.2025

Technik, die begeistert!

Else Schrammen / 18.06.2025

Seit “Photoshop” kann man keinem Bild mehr trauen. Und das sollte mit KI bei Texten, Videos oder Bildern ehrlicher sein? Wenn es um irgendwelchen Firlefanz geht, ist es nicht so wichtig. Wenn aber gefälschte Infos über Persönlichkeiten veröffentlicht werden und diese dadurch diskreditiert werden, ,sind solche Fälschungen gravierend. Und man bedenke, Jeder Computer ist nur so schlau wie der Mensch der ihn bedient. KI ist nicht von sich aus intelligent, Hier sind es die Programmierer, die dahinter stecken. Und die sind garantiert nicht neutral!

Bernd Büter / 18.06.2025

Diese Fälschungen fliegen bei Aufmerksamen sofort auf, da der Inhalt so auffallend bescheuert, falsch und unpassend ist, dass der Misstrauensfilter sofort anspringt. Für qualitative Fälschungen braucht es Intelligenz, und die ist im ideologischen Sektor abwesend.

A. Ostrovsky / 18.06.2025

Gefängnis ist immer gut. Lange Zeit natürlich. Jeder sollte einmal für lange Zeit ins Gefängnis kommen, als Belehrung, damit man nicht falsch handeln soll. Stecke jeden ins Gefängnis, erziehe niemanden mehr! Ein kleiner Hinweis: Die Leute, die solche KI anbieten, sind natürlich vollständig unschuldig. Was können die denn dafür? Und da ist das Problem. In absehbarer Zeit, wird gar kein Mensch mehr der KI die Aufgabe stellen, alles durch einen Filter der Dummheit zu ziehen. Sie macht es dann ohne Auftrag von sich aus. Das ist ein wirklich minimaler Schritt. Und die Leute, die solche Werkzeuge anbieten, sind schuldlos! Im Gegenteil, die sind moralische Vorbilder und abwechselnd die reichsten Menschen der Welt. Es soll doch keiner denken, die reichsten Menschen der Welt hätten solche Systeme selbst geschaffen. Die profitieren nur endlos. Die Arbeit haben Leute gemacht, die vielleicht gar nicht mehr leben. Wen wollen Sie da ins Gefängnis stecken? Mal nachdenken!

Rainer Niersberger / 18.06.2025

Ein kleiner Trost, aber Mr Peterson ist keineswegs der Einzige, der davon betroffen ist, ganz im Gegenteil. Insbesondere bei Thema Werbung fuer die und jedes werden die passenden Personen eingesetzt. Ueberraschen sollte die Entwicklung nicht, denn mit den Möglichkeiten nehmen auch die Optionen fuer mehr oder weniger Kriminelle im Netz drastisch zu. Egal,  um welche Angebote und Interessen es geht. Erkennung und Unterscheidung bzw Prüfungen duerften zunehmend schwieriger werden, was die Zahl derjenigen, die darauf hineinfallen, erhoehen duerfte. Ohne jede realistische Chance auf SE bzw dessen Eintreibung. Einer der vielen “Vorteile” des Globalismus. Fuer die Taeter. Vorerst duerfte “Enthaltsamkeit” angeraten sein, nicht ganz einfach fuer viele Nutzer.

Walter Weimar / 18.06.2025

“Es wirkt, als hätte man meine Videos durch einen Filter der Dummheit gepresst “. Ein kleiner Trost, bei vielen Leuten muß man ihren Erguß nicht erst durch ein Filter für Dummheit pressen.

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