Liebe und Wahrheit sind gewaltige Begriffe. Alles läuft auf diese hinaus. Das Eine bedingt das Andere. Oder das Eine kann nicht ohne das Andere sein. Wer wahrhaftig liebt, ist in der Wahrheit. Wer wahrhaftig in der Wahrheit ist, liebt.
Das kann sein. Als ich noch jung und doof war, habe ich als Student während der Ferien aus meiner Volksrepublik zu der benachbarten gefahren um da bei Renovierung der Schienennetzes zu helfen. Ein Monat lang habe ich 10 Stunden am Tag gearbeitet um die alte Schienen aus dem Beton aus zu klopfen. Wir waren zu dritt da. Am Wochenenden haben wir Bier getrunken und in gebrochenen Englisch und Russisch mit anderen gesprochen. Nach dem unsere Zeit da abgelaufen ist, haben wir unseres Geld gezählt, unsere Sachen gepackt und sind zu fuß zur Grenze gegangen. Wir wurden angeschaut und gefragt was wir dabei hatten. Einer meiner Kumpels hat auch über verdientes Geld erzählt. Das war ein Fehler. Man durfte es zwar verdienen aber man durfte es nicht durch die Grenze nehmen. Wir sind zurück gegangen und haben bei Bier diskutiert was zu tun wäre. Am Ende haben wir das Geld in Alurohren unserer Rücksäcke versteckt und nach Schichtwechsel der Grenzer, noch mal probiert. Der Kollege der so gerne die Auskunft über sich gegeben hat, wurde genau informiert warum das nicht noch passieren durfte. Wir sind diesmal durchgekommen - ohne ein Wort über das Geld in den Rücksäcken und über unsere schwere Arbeit zu verlieren. Das war eine der Erfahrungen die mich bis heute prägen - niemals gebe ich der Staatsmacht Auskunft ohne dass ich es muss. Ich überlege mich jedes Mal was diese Leute unbedingt wissen müssen und was nicht. Wenn es eine Chance besteht, dass die Leute mit denen ich spreche, mich verletzen wollen, besonders wenn sie für den Staat arbeiten, sage ich nur das was ich muss. Mit der Familie ist es eine andere Geschichte. Da verlange ich dass jeder Wahrheit sagt so wie ich es tue. Selbst wenn das weh tut. Wir sind ja keine Feinde und die Wahrheit ist in der Tat besser als Lüge. Bin ich jetzt ein schlechter Menschen - vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich habe auch nie gedacht dass der Staat wieder zum Feind wird…
Zitat:“Konkret setzt man es um, indem man etwa seinem Feind im Rahmen des Möglichen die Hand reicht.” Das geht. Allerdings darf man dabei niemals naiv werden. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ergebnisse müssen immer positiv in beide Richtungen wirken und niemals nur in eine. Und schon gar nicht andauernd nur in eine.
Seinem Feind die Hand zu reichen, halte ich nicht für “Liebe” sondern für Dummheit. Die “Feindesliebe” hat noch nie funktioniert, denn Gewalt ist leider immer eine Lösung.
Ja - “die Wahrheit ist die Dienerin der Liebe” - und umgekehrt. Und die Schönheit/das Schöne dient der Liebe - und umgekehrt. Und ohne Wahrheit /Erkenntnis - wäre keine Liebe und keine Schönheit möglich . So ahne ich die Trinität : Schöpfer / Wahrheit - Schöpfung /Liebe - Geist /Schönheit . “Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort… Jetzt erkenne ich stückweise…” (1.Korinther 13, 12) . Vielleicht reicht es , trägt es , sich dieser Ahnung anzuvertrauen ?
Als ich zu politisieren anfing, nahm ich mir vor, immer sachlich und höflich zu bleiben, argumentieren statt zu schimpfen, faktenorientiert statt emotional zu sein, dem Andersdenkenden zuzuhören, ihn ausreden zu lassen, mich bemühen mich in seine Lage zu versetzen und gemeinsam nach konstruktiven Lösungen zu suchen. Das alles fällt heute unter “Rechts”. Um heute als ein “guter Demokrat” durchzugehen, muss man seine “demokratischen Ideale” mit der Borniertheit eines brüllenden SA-Mannes vertreten.
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