Die diesjährige Ausgabe des Magazins Sports Illustrated Swimsuit zeigt ein übergewichtiges Model in knappem Badeanzug auf dem Cover. Dies ist manipulativ und verlogen – und eine Ausbeutung des Models.
Kürzlich geriet ich auf Twitter ins Kreuzfeuer, weil ich die diesjährige Ausgabe des Magazins Sports Illustrated Swimsuit kritisierte. Ich hatte getwittert :„Es tut mir leid, aber das ist nicht schön“. Auf dem Cover war das Model Yumi Nu zu sehen, das zwar schöne regelmäßige Gesichszüge hat, aber leider auch übergewichtig ist und einen sehr freizügigen Badeanzug trug. Ich fand das unpassend, aber nicht im persönlichen Sinne, sondern weil das ganze aus drei verschiedenen Gründen unglaublich manipulativ ist.
Zunächst einmal ist es ein sehr geschmackloser Versuch, von „billigen“ Verkäufen zu profitieren. Mit „billig“ meine ich hier folgendes: Das Magazin „Sports Illustrated“ ist vor ungefähr 20 Jahren mit seinen Bademoden-Covern auf eine Goldgrube gestoßen (die Bademoden-Sonder-Edition erscheint seit 1964 einmal pro Jahr, seit 1997 jährlich als eigenständiges Magazin, mit höheren Verkaufszahlen als die „normale Ausgabe“ von Sports Illustrated, Anm.d.Red.). Es handelt sich also genaugenommen um ein Sport-Magazin, es geht um Athletik. Um athletische Menschen, athletische Körper. Sports Illustrated Swimsuit wurde zu einem großen Erfolg und zu einer kulturellen Ikone der besonderen Art.
Besonders, weil sich diese Edition auf eine ganz bestimmte Form edler Schönheit konzentrierte: Dazu gehören Symmetrie und Symbole der Jugend, weil dies sexuelle beziehungsweise körperliche Schönheit ausmacht, bei Frauen zum Beispiel auch das Verhältnis zwischen Taille und Hüfte. Nicht zuletzt geht es bei Sports Illustrated Swimsuit darum, die Sportlichkeit eines weiblichen Körpers hervorzuheben. Das bedeutet also, es geht um eine sehr spezifische Schönheit: Das Model muss jung, weiblich, sehr sportlich, auf ganz bestimmte Weise „wohlgeformt“ sein, also ein Taille-Hüfte-Verhältnis von 0,68 haben, weil dies kulturell übegreifend als Ideal begriffen wird. Aus männlicher Sicht, muss man hier natürlich zugeben, aber das liegt daran, dass damit besondere Fruchtbarkeit assoziiert wird. Letztlich geht es um Biologie.
Schönheit ist einfach nicht willkürlich
Selbst eine sehr schöne Frau steht also ziemlich unter Druck, wenn sie das Cover von Sports Illustrated Swimsuit zieren soll. Aber auch diese Leistung sollte als eine Art Gipfelsturm begriffen werden, der eine sehr idealisierte und bestimmte Form der Schönheit verlangt. Natürlich ist das ein ausgrenzender Vorgang – im Grunde werden so gut wie alle Menschen davon ausgeschlossen, auf dem Cover von Sports Illustrated Swimsuit zu landen. Aber aus dem Grund, dass es nun einmal darum geht, ein bestimmtes Schönheitsideal hervorzuheben.
Natürlich kann man jetzt kulturelle Grenzen anführen. Ja, es handelt sich um ein westliches Schönheitsideal. Ja, man kann jetzt mit Rubens-Gemälden kommen, die molligere Frauen darstellen und diese als Ausnahme feiern. Gratulation an alle, die Rubens-Gemälde kennen! Aber das ändert nichts an der Universalität von Schönheitsidealen.
Das Cover störte mich also, weil es eine billige Manipualtion dessen war, was Sports Illustrated eigentlich ausmacht. Außerdem war es ein Beharren darauf, dass plötzlich dieser nicht-athletische Körperbau genauso schön sein soll wie der idealisierte Körperbau bisheriger Ausgaben. Aber genau das stimmt nicht! Ein übergewichtiger Körper ist weniger athletisch und weniger gesund. So ist das nunmal! Schönheit ist einfach nicht willkürlich. Das ganze ist also eine Lüge!
Nein, nicht jeder ist ein Genie
Und dann ist es auch noch eine Lüge und Manipulation gegenüber dieser jungen Frau. Sie beteiligt sich an dem ganzen, weil sie da mitmacht. Aber unterm Strich sind die Macher nicht auf ihrer Seite, weil sie sie meiner Meinung nach nämlich ausbeuten. Dass sie bei ihrer eigenen Ausbeutung mitwirkt, macht die Sache nicht besser.
Also mache man bitte keine moralische Milchmädchenrechnung auf, weil meine Aussage über dieses Cover manche Leute irritiert. Jeder, der Augen im Kopf hat, begreift, wie manipulativ das ganze ist.
Ich möchte außerdem auch nicht diese Ideale im Sinne der Inklusion opfern müssen. Nein, nicht jeder ist ein Genie. Nein, nicht jeder ist Picasso. Nein, nicht jeder ist jung und gesund. Und nein, nicht jeder ist ein Sports-llustrated-Swimsuit-Model. Punkt.
Dies ist ein Auszug aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson und seiner Tochter Mikhaila Peterson. Hier geht's zum Auszug.