112-Peterson: Das Problem am Aktivismus

Ich frage mich, ob Aktivismus nicht grundsätzlich schlecht ist. Natürlich ist es offensichtlich, dass man Institutionen überwachen muss und diese manchmal Kritik oder Reformen vertragen können. Institutionen verknöchern und können korrumpiert werden. Darauf sollten alle ein Auge haben, und gegebenenfalls werden bestimmte Schritte dagegen moralisch notwendig.

Doch das Problem am Aktivismus ist, dass er quasi immer auf der Idee beruht, dass man selber recht hat, moralisch überlegen ist und diejenigen, die falsch liegen, ausfindig gemacht hat. Für mich ist eine solche Einstellung nur noch einen Schritt von einem wütenden Mob entfernt, der ausströmt, um zu bestrafen.

Ein Aspekt, der mich in dieser Ansicht bestärkt und sehr beschämt, ist, dass Universitäten sehr gut darin sind, jungen Leuten beizubringen, dass es toll wäre, ein Aktivist zu sein. Davon bin ich ganz und gar nicht überzeugt. Ich halte Aktivismus vielmehr für Pseudo-Verantwortlichkeit. Vor allem, weil er stets mit einem sehr einfachen Erklärungsmodell dafür daherkommt, wer der Feind ist.

Dies ist ein Ausschnitt aus einem Gespräch von Jordan B. Peterson mit Claire Lehmann, der Gründerin von Quillette. Hier geht's zum gesamten Gespräch.

Foto: jordanbpeterson.com

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Karla Kuhn / 13.04.2022

In vielen Fällen ist Aktivismus reiner Eigennutz., um sich zu profilieren oder sein Selbstwertgefühl aufzumotzen. Dazu bedienen sich viele “Aktivisten” auch zu gerne des geschundenen kommunisten Wortes “SOLIDARITÄT”  Als 2015 die vielen -größtenteils illegalen- Flüchtlinge ins Land kamen, wurde eine ehrenamtliche ältere Helferin gefragt, warum sie hilft, ihre Antwort, sinngemäß, “Weil ich mich hinterher wohlfühle.”  Aktivismus kann auch eine innere Leere verdecken. Von mir aus kann jeder Mensch seinen Aktivismus ausleben, nur bitteschön sollen diese Typen nicht von anderen Menschen verlangen, sich ihnen anzuschließen. Genau das ist es nämlich, was viele “Aktivisten” vorausetzen,  andere müßten es ihnen gleichtun.  Bei vielen Politikern sehe ich immer öftes einen krankhaften Aktivismus auf Kosten des gesamten Volkes. Jetzt wurde der dämliche Vorschlag eines SOZIALEN JAHRES für das Volk von so einem Typen gemacht. Natürlich NICHT für die Polittypen. Dabei würden viele erstmal merken, WAS Arbeit wirklich bedeutet und wie schwer sie sein kann, dazu noch teilweise mit Löhnen, von denen viele weder leben, noch sterben können. Für mich ist Aktivismus zum großen Teil negativ besetzt. Wer wirklich etwas bewegen oder helfen möchte, packt einfach an, ohne VIEL WORTE zu machen.

Klaus Keller / 13.04.2022

Alle Aktivisten haben die Chance zu Enden wie das Christentum. Man erwartete die Erlösung und es kam die Kirche. Die forderte auch nur so lange Minderheitenschutz bis sie Staatsreligion wurde. Danach verfolgte sie lieber selbst Minderheiten. Nach der Aufklärung folgten Humanismus und Kommunismus. Wir dürfen darauf hoffen das die Menschheit das schlimmste noch nicht hinter sich hat.

Dirk Weidner / 13.04.2022

Das Problem am “Aktivismus” ist, dass der Begriff an sich schon die Realität vernebelt. Selbsternannte und sogenannte “Aktivisten” sind in aller Regel: Randalierer, Sachbeschädiger, Körperverletzer, die durchaus auch den Tod Unbeteiligter billigend in Kauf nehmen, beispielsweise bei gewagten Flugmanövern über und in Fussballarenen oder beim Behindern von Rettungswagen im Straßenverkehr.

Karl Wenz / 13.04.2022

Bei den Aktivisten liegt der Schwerpunkt auf dem TUN. WAS getan werden soll, halten sie im Allgemeinen für unproblematisch, da die Wahrheit ja längst bekannt ist, etwa in Sachen Klimakatastrophe. Die Vorzüglichkeit der Aktivisten besteht darin, dass sie nicht nur reden und argumentieren, sondern handeln. Das macht diese Leute nicht nur unsymphatisch, sondern gefährlich. Die Gefährlichkeit liegt weniger darin, dass sie Regeln brechen, sondern darin, dass sie dies tun, ohne groß nachzudenken. Sie verstehen sich als mutige Werkzeuge im Dienst der guten Sache. Der Zweck heiligt für sie die Mittel, es darf keine roten Linien geben.  Zweifeln dürfen sie nicht, denn das würde ja das Tun mindestens verzögern, oder schwächen, oder ganz verhindern. In Bezug auf Andere wollen die Aktivisten stören, verhindern, vereiteln, hintertreiben. Diese Anderen sind also gut beraten, wenn sie sich wehren und nicht zulassen, dass die Aktivisten ihr Leben verändern und bestimmen.

Dieter Kief / 13.04.2022

Gerhard Giesemann -Soso Sie neigen also zum Passivismus - außer wenn Sie aktiv sind, könnte man anfügen. Stimmt’s? - Stimmt. S. Buch - Aktivisten können sehr dauerhaft engagiert sein. Manch werden Greise (Stéphane Hessel mit 90+: “Empört euch!”) und starteten mit zwölf oder fünfzehn oder so.

Ralf Pöhling / 13.04.2022

Volltreffer. Aktivismus führt die Menschen von den demokratischen Institutionen weg und nicht in sie hinein. Was zur Untergrabung der Demokratie führt. Aktivismus ist zudem immer einseitig und dann meist auch noch überaus spontan und sprunghaft. Was zu gesellschaftlichen Verwerfungen führt. Ein demokratischer Diskurs und das Finden der besten Lösung im Sinne der Allgemeinheit geht nur über einen einzigen gemeinsamen Weg. Denn nur die, die sich auf dem gleichen Weg nebeneinander befinden, haben überhaupt die Nähe, um miteinander vernünftig und entspannt reden zu können. Befinden sie sich hingegen auf eigenen, weit voneinander entfernten Wegen, bleibt nur noch das gegenseitige Anschreien, damit man sich überhaupt noch hört. Und Schreierei führt ja nicht zu gegenseitigem Verständnis oder sogar zur Sympathie, sondern nur zur Ablehnung. Wer lässt sich schon gerne auf eine Diskussion mit jemandem ein, der einen andauernd anschreit? Niemand.

S.Buch / 13.04.2022

Das Problem am Aktivismus ist, dass seine Aktionen nur für den Augenblick gedacht (Stichwort “Zeichen setzen”) und deshalb nicht vom Ende her gedacht sind. Allein aus diesem Grund ist er grundsätzlich schlecht. Die anderen hier genannten Gründe kommen noch obendrauf.

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