Es gibt höchstunterschiedliche Unterhaltungen. Die einen nutzen eine Unterhaltung dazu, sich darzustellen. Sie loben ihr eigenes Handeln, ihre getroffenen Entscheidungen, ihr Lebensglück, ihr ganzes Dasein ist ein Erfolg. Mit diesen Menschen fällt eine Unterhaltung häufig schwer, da sie eigentlich nur von sich selber sprechen möchten. Ihr Interesse an anderen und deren Sicht der Dinge hält sich in Grenzen. Zuzuhören, fällt ihnen schwer. Ein guter Zuhörer begleitet sein Gegenüber, indem er aus dem eigenen reichen Fundus das Passende hervorholt, um mit dem ein oder anderen Gedanken den Sprachfluss, das Nachdenken seines Gesprächspartners zu fördern. Er muss Geduld und Interesse mitbringen. Er bändigt zunächst das eigene Bedürfnis nach Mitteilung. Dazu wird es im rechten Moment schon noch Gelegenheit geben. Es sei denn, der Andere fragt explizit nach Rat. Doch selbst in dieser Situation kann es besser sein, die andere Person selbst auf die Antwort kommen zu lassen. Mithilfe des Formulierens bilden und entwickeln sich Gedanken. Das Wort, die Sprache kann als ein (göttliches) Geschenk betrachtet werden. Als ein geschenkte Schatzkiste, die es auszupacken gilt. In der es zu wühlen gilt. Von einem Fund kommen wir zum nächsten Fund. Ohne Sprache, kein Gedanke. Und das Denken will geübt werden. Das Formulieren will geübt werden. Wir müssen lernen, im See der Worte zu schwimmen. Das Wort ist der Schlüssel zum Gedanken. Der Gedanke der Schlüssel zur Erkenntnis dessen, was uns umgibt. Ohne Worte, ohne Denken sind wir hilflos ausgeliefert. Und es mag Interessengruppen geben, die die Gedankenlosigkeit anstreben. Denn Menschen, die das Denken verlernt haben, haben den Schlüssel zur Erkenntnis weggeworfen, sie sind leichter zu manipulieren. Denken ist Freiheit, eine Freiheit, die niemand entreißen kann. Deshalb gilt es, vor allem anderen, den freien Gedanken zu schützen. Sein Wert kann gar nicht hoch genug geschätzt werden. Trainieren wir unser Denken.
Ein eigentlich sinnvoller Rat, nur ist mir schon seit längerer Zeit aufgefallen, dass ich kaum mehr meine Nachbarn kenne aus dem einfachen Grund, dass die moderne Lebensweise immer weniger Grund o. Vorwand gibt, sich kennenzulernen. Früher waren die Geschäfte 18:30 während der Woche u. 13:00 am Samstag geschlossen. Da kam man automatisch mal in die Verlegenheit nach ein Stück Butter o. Hefe zu fragen, die man vergessen hatte einzukaufen. Zudem hat man mit wachsenden Lebensalter u. zunehmenden Wohlstand immer weniger nötig um Hilfe zu bitten: den Werkzeugkasten hat man sich angeschafft, alles zum Reifenflicken ist im Haus, zum Streichen leistet man sich einen Maler. So a. Kontakte nach außerhalb: früher musste man noch Freunde, Verwandte o. Ämter persönlich um Rat fragen. Auf der Straße frug man Passanten nach dem Weg. Unendlich viele kleine Begegnungen, die oft zu Wiedersehensbekanntschaften wurden, die das Leben würzten. Heute fragt man Tante Google u. Onkel GPS u. manch einem liest jetzt Siri das benötigte Rezept vor, statt früher die Omi am Telefon. Das ist der Fluch der modernen Welt. Was früher Teil des Lebens war, die ständige direkte Kontaktaufnahme zu Nachbarn, Freunden u. Fremden bei Rat um Hilfe fällt zunehmend weg und man muss schon bewusst u. anlasslos o. mit vorgeschobenen Anlass Kontakt aufnehmen, was heutzutage sogar zu kleinen Irritationen führen kann (Was spricht die mich plötzlich an?), aber es lohnt sich. Eine schöne Ausnahme der modernen Welt für Kontakte mit den Nachbarn: Das gegenseitige Annehmen von Paketen. Leider soll das möglichst durch zentrale Packstationen ersetzt werden.
Fuer alle, die es interessiert - und die bemerkt haben, dass Dr. Peterson seit ueber einem halben Jahr von der Bildflaeche verschwunden war: nach einer laengeren Pause, verursacht durch eine Benzodiazepin-‘dependency’, hat seine Tochter gestern ein Video-Interview mit ihm veroeffentlicht. An dieser Stelle: gute (Ver)Besserung…
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.