112-Peterson: Niemand kommt am Ende davon

In all den Jahren meiner Tätigkeit als klinischer Psychologe habe ich kein einziges Mal erlebt, dass jemand mit irgendetwas, das er getan hat, davon gekommen ist. Und das ist etwas, das mich wirklich erschreckt. Es gibt ja die alte Vorstellung, dass Gott ein Buch hätte und im Himmel jede Sünde aufzeichnet. Es lässt sich natürlich darüber streiten, ob es sich wirklich um ein Buch handelt. Aber man sollte diese Geschichte auf jeden Fall im Hinterkopf behalten, auch wenn Sie mit mir darin vielleicht nicht übereinstimmen. Ich habe jedenfalls kein einziges Mal erlebt, dass jemand nicht am Ende doch die Quittung erhalten hätte.

Stattdessen habe ich oft beobachtet, wie jemand das Realitätsgefüge verdreht. Und der Betreffende tut es zunächst erfolgreich, weil die Fäden in seinem Griff in dem Moment nicht automatisch zurückschnappen. Aber dann, vielleicht zwei Jahre später, wird ein Teil des Konstruktes entwirrt und die Betreffenden empfinden die Dresche, die sie dafür einstecken müssen als große Ungerechtigkeit.

Dann verfolgt man die Spur weiter und muss sich fragen, was vor dem Ereignis geschah, das die Machenschaften des Überführten enthüllte. Immer weiter zurück, von Vorfall zu Vorfall, bis man schließlich bei jener Realitätsverdrehung landet, mit der alles begann. Denn es ist unmöglich, die Realität zu verdrehen, ohne dass sie am Ende nicht doch zurückschnappt.

Und ist das ein Wunder? Wie kommt man überhaupt darauf, sich mit der Realität anzulegen, sie ist schließlich größer als wir. Das, was Menschen dazu verlockt, ist wahrscheinlich die Vorstellung, dass sie damit durchkommen können. Bitte, versuchen Sie es gerne! Sie werden feststellen, dass alles seinen Preis hat. Und diese Erkenntnis ist zugleich der Beginn der Weisheit.

 

Dies ist ein Auszug aus einem Vortrag von Jordan B. Peterson, Hier geht's zum Auszug.

Foto: jordanbpeterson.com

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Leserpost

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W. Renner / 05.10.2022

Zwei Überschriften heute in der „Bild“:  „Moskau: Nordstream 2 wieder einsatzbereit“ sowie „Und plötzlich sinkt der Gaspreis wieder“. Wer entwirrt diesen Faden und wer kommt am Ende mit welchem Märchen davon?

Peter Woller / 05.10.2022

Silvia Schulz, der Mensch ist ein Sünder. Deshalb ist das Böse in der Welt. Zuhälter haben in der Nacht vom 08. zum 09. April 2020 die 19jährige Andrea K. entkleidet und gefesselt von einer Brücke bei Nienburg in die Weser geworfen. Andrea war für die Prostitution nicht geeignet und zu krank. Das hat den Zuhältern nicht gepasst. Da wurde Andrea nackt und gefesselt in die Weser geworfen. Der Fall beschäftigt mich bis heute. Und das war “nur” eines von Millionen Verbrechen. Der Mensch ist ein Sünder. Und hochgradig anfällig für das Böse. Das Gott hier das Böse nicht verhindert, macht mir als Christen selbst schwer zu schaffen. Immer muss ich an Andrea denken, die nackt und gefesselt von dieser Brücke in die Weser geworfen wurde. Der Mensch ist ein Sünder. Die Schöpfung ist gefallen.

Lutz Liebezeit / 05.10.2022

@ Silvia Schulz Mich treiben ganz gleiche Gedanken um. Trotzdem besteht die Freiheit der Entscheidung darin, sich auch für das Böse entscheiden zu können. “Die Sterne sind das Selbstgericht, die Tat ist frei, die Folge nicht.” Leibnitz / “Die Führung Gottes, der alle Dinge in Milde ordnet, besteht darin, dass er die Religionen in den Geist durch Gründe, in das Herz durch die Gnade pflanzt. Sie aber in den Geist und in das Herz durch Gewalt und Drohungen einpflanzen zu wollen, heißt nicht die Religion einpflanzen, sondern die Angst.” Blaise Pascal / Das Kreuz ist das Schicksal, so wie es Jesu Schicksal wurde. Nimm das Kreuz auf dich und folge ihm nach.

Gerd Quallo / 05.10.2022

@Ilona Grimm Sie haben mir ja schon manchen Quark entgegnet auf nüchterne Feststellungen zu Ihrem Glauben. Aber immer wieder gern: ein liebender Vater (seines Zeichens Gott, das Absolutum für gut und Güte), der seine Kindlein im Höllenfeuer schmoren lässt? Irgendwie daneben! Ist halt so eine Sache mit göttlicher Gerechtigkeit. Warum wurde Saulus erleuchtet und singt jetzt als Paulus das Hosianna, während andere keinen entsprechenden Fingerzeig erhielten und brennen müssen. Dito der ungläubige Thomas. Glaube ist halt stärker als jede Logik, siehe Impfjünger.

Silvia Schulz / 05.10.2022

@Herr Fasse, Ihren Glauben in allen Ehren, aber wer je Tiere gesehen hat, denen aus Spaß die Augen ausgestochen wurden oder Artikel über von den eigenen Eltern regelrecht zu Tode gefolterte Kinder gelesen hat, zweifelt, gelinde gesagt, an Ihrem Gott. Gerechtigkeit können nur wir Menschen schaffen, Ihr Gott scheint nicht sehr brauchbar zu sein, die Schwächsten seiner angeblichen Schöpfung zu schützen. Hat er nie und wird er nicht. Es sind dann Menschen, die als Pathologen oder Tierpfleger versuchen, ein Quentchen Gerechtfertigt zu erringen. Gott hat auch Hitler nicht aufgehalten. Das waren Menschen, nachdem er unzählige Unschuldige, auch Säuglinge, ermorden ließ. Terry Pratchett hat geschrieben, man könnte das Universum in einer Pfeffermühle zerreiben und würde kein Körnchen Gerechtigkeit darin finden. Ich beneide Sie tatsächlich das Leben muss angenehm sein, wenn man alles ausblenden kann. Die Bibel hat nichts zu bieten außer dem Verbot jeder Kritik. Da trifft sich das Christentum mit jeder anderen Ideologie, die sich Menschen ausgedacht haben. Sage ich als Ex-Katholikin. Daran kann kein Psalm etwas ändern. Ich erwarte von einem brauchbaren Gott Schutz für die Opfer jetzt, leistet er das nicht, entspricht das nicht der Stellenbeschreibung, also ist er mehr als nutzlos.

Michael Fasse / 05.10.2022

Liebe Ilona Grimm, danke für Ihre vollkommen richtige und für jeden verständliche Erklärung zum Thema Gericht (Konsequenzen unserer bösen Taten im Leben) und Rettung (Konsequenz Seines Opfers am Kreuz). Das abartig Wahnsinnige und Böse unserer Tage ist, dass in der Kirche(!) und unter den Theologen(!), also nichtmal in der Welt, dieses Opfer des Herrn immer mehr verhöhnt wird, indem man behauptet, es sei nicht nötig gewesen. Was sei das für ein grausames Gottesbild von einem, der ein Menschenopfer verlange. Diese Theologen, die hier an der Wurzel des christlichen Glaubens sägen, lassen die vollkommene, brennende Heiligkeit Gottes außer acht. Sie verstehen auch die Dreieinigkeit nicht, als hätte Gott dieses Opfer nicht selbst, in Seiner eigenen Person des Sohnes, gebracht. Sie malen ein Zerrbild von Gott, der ihrer Meinung nach wutschnaubend im Himmel sitzt und vor lauter Rachsucht ein Menschenopfer bräuchte. Was für ein Irrsinn! Ja, mit solch einem Gott will niemand was zu tun haben. Den gibt es auch nicht! Ach, was leben wir in finsteren Zeiten!! Martin Buber, der jüdische Philosoph, prägte den Begriff der “Gottesfinsternis”, abgeleitet von Sonnenfinsternis. Ja, Gott ist immer da, wie die Sonne. Aber Er verbirgt sich in unserer Zeit insbesondere im sog. Westen. In anderen Erdteilen dagegen wachen die Menschen auf und wenden sich in Massen Christus zu. Wir hier, im “christlichen Abendland”, leiden dagegen unter der schwärzesten Gottesfinsternis. Warum? Weil wir, die wir mit Segen überschüttet wurden, genau das tun, was Sie, liebe Frau Grimm, so deutlich geschrieben haben: Wir sagen zu Ihm, der alles für uns gegeben hat, “Du kannst mich mal”. Man könnte heulen über diese geistliche Finsternis in den Gedanken und Herzen der Zeitgenossen. Wer verstehen will, warum das Kreuz unumgänglich nötig war, der lese das Buch des englischen Theologen John Stott, “Das Kreuz. Zentrum des christlichen Glaubens. “

Ilona Grimm / 05.10.2022

@Thomas Taterka: Mich deucht, der Kreis der K(r)ampf-Atheisten vergrößert sich. Ich hatte Sie schon vermisst. Nun sind Sie wieder da. Willkommen! von meiner Seite.

Nathalie Nev / 05.10.2022

Das ist Ideologie und religioeses Dogma fuer leichtglaeubige Menschen, die beeinflusst werden sollen. Heilsprediger gibt es genug, die daran verdienen wollen. Ich halte es mit den Franzosen “Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott” Das kann man mit und ohne Religion, es ist ein Weg der Erkenntnis seiner selbst. Deshalb wird der boese Mensch jedoch nicht besser oder gar fuer seine Untaten “bestraft”.

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