Ziemlich irre war die Gegendemonstration ohnehin: Die Grünen, die Linke usw. demonstrierten gegen eine Demonstration, die gegen Gewalt gegen Frauen protestiert. Soll das im Umkehrschluss bedeuten, dass Gewalt gegen Frauen befürwortet wird? Es hat den Anschein, zumindest wenn sich die Gewalt gegen “rechte” Frauen richtet, was immer man darunter auch verstehen soll. Sie weisen zutreffend auf Art. 8 GG und § 21 VersG hin. Die Polizei hatte wohl den Befehl “von oben”, die Blockierer nicht zu räumen. Die Abschlusskundgebung am Bundeskanzleramt fand trotz der Blockade statt.
Mir tut es auch persönlich richtig leid, was aus dem ehemaligen Qualitätsniveau der “Welt” geworden ist. Einfach nur noch traurig und enttäuschend, wenn man die Zeitung wie wir über Jahrzehnte gelesen und geschätzt hat. Ist ein bisschen wie mit der CDU: irgendwann ist da nur noch die Erinnerung an den Ruhm vergangener Tage und dann bricht auch diese letzte emotionale Verbundenheit ab, wenn man Nordkorea-Parteitage miterleben muss oder immer wieder solche journalistisch unterirdisch schlechten Beiträge liest. Sehr schade.
Ein Plakat des “Frauenmarsches” trug die Aufschrift: “FDGO. GG. Seid ihr noch da?” Nach den Erfahrungen mit den Antifas und ihren linksgrünen Helfershelfern und der - politisch gewollten - Zurückhaltung der Polizei kann man das inzwischen getrost verneinen. Ein bißchen Demonstrations- und Meinungsfreiheit gibt es nicht, es gibt nur alles oder nichts.
Liebe Frau Lengsfeld, die “Welt” hat den Sprecher der Polizei nicht vollständig zitiert. Er sagte auch, die (ca. 2-stündige) Blockade der angemeldeten Route des Frauenmarsches sei strafbar. Ich wette aber, dass Ströbele, Bayram und Schmidberger nicht angezeigt werden oder - wenn doch - dass sie im linksgrünen Berlin nicht verurteilt werden. Rotgrün wirkt! Schließlich hat auch die Polizei, wurde uns erzählt, von “ganz oben” Weisung erhalten, die rechtswidrige Sitzblockade nicht aufzulösen. Als Berlin noch einen CDU-Innensenator hatte, war das (bei der “Demo für alle”) noch möglich - jetzt sind aber linksgrüne Verfassungsfeinde, Antifa- und Merkelsympatisanten am Ruder, die ihre Macht dazu mißbrauchen, die Demonstrationsfreiheit für Nichtlinke unmöglich zu machen. Merkel-Deutschland ist auf dem Weg in eine linke Diktatur, das mußte gestern jedem klarwerden. Dass in den Beiträgen oft über Beschneidung, Kinderehe und Verschleierung gesprochen wurde, dass viele nicht deutschstämmige Personen Reden hielten (der beste Redebeitrag kam vom Imad Karim, der schon die Demo in Kandel wesentlich mitgetragen hat), wurde von der Presse einfach verschwiegen. Dabei ging es den Initiatorinnen um Frauenrechte in Deutschland, nicht nur um Rechte deutscher Frauen in Deutschland. Unter den Demonstranten waren auch nichtdeutsche Frauen - wir standen z. B. neben Kolumbianerinnen. Auch Homosexuelle mit der Regenbogenfahne waren dabei (sie erzählten, dass die Polizei sie gefragt habe, ob sie nicht auf der falschen Demo seien. “Eben nicht.”) Einen Beitrag von Ihnen, liebe Frau Lengsfeld, habe ich vermißt, besonders nach Ihrem Grußwort nach Kandel. Beiträge der Antifa und ihrer Unterstützer waren wie gewohnt primitive Beschimpfungen und - wie es hieß - Steinwürfe auf die demonstrierenden Frauen. Es soll auch einen Schlag mit einer Stange gegeben haben, habe ich in der Presse gelesen. Noch Schlimmeres hat die Polizei verhindert. Ich habe großen Respekt vor dem Mut der Frauen, die diese Demo organisiert, und vor der - wohl oft aus ihrer Verzweiflung geborenen - Leidensfähigkeit der Demonstrantinnen und Demonstranten, die bis zum Schluss ausgeharrt haben. Übrigens ist es den Antifa-Schlägern und ihren linken und grünen Unterstützern nicht gelungen zu verhindern, dass die Abschlusskundgebung wie geplant vor dem Kanzleramt stattfand. Viele Demonstranten hatten sich auf Aufforderung der Organisatoren allein dorthin auf den Weg gemacht. Von ca. 3000 Teilnehmern am Anfang waren es allerdings nur noch einige Hundert, da viele von außerhalb kamen und ihre Züge erreichen mußten. Hoffentlich wird die Demo wiederholt. Einige Fehler, die der fehlenden Erfahrung der Organisatorinnen geschuldet waren, werden wohl nicht wieder gemacht werden.
Und man wird einst fragen, warum habt ihr nicht mehr getan, euch nicht mehr vereint und gewehrt. Welch eine Oednis und Lethargie hat sich ueber das Land verbreitet. Muss es denn noch schlimmer werden, damit es sich etwas bessert. K.B.
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