Erwähnt man gegenüber Linken - und keineswegs nur gegenüber Linken! - die Massaker von Katyn, die Gräuel im kambodschanischen S-21 oder die öffentlichen Folterungen in Maos China, dann darf ein Satz niemals fehlen; es ist ein Satz, den ich so zynisch und unmenschlich finde, dass es mir schwer fällt ihn auch nur wiederzugeben. Sie wissen, welchen Satz ich meine: “Naja, aber im Gegensatz zu den Faschisten hatten die Kommunisten immerhin gute Absichten!” Selten nur, viel zu selten, wird dieser Ungeheuerlichkeit deutlich widersprochen. Noch seltener löst sie Empörung aus.
Gerd Koenen hat in seiner bahnbrechenden Arbeit über die “Utopie der Säuberung” die rhetorische Frage aufgeworfen, was man mit diesen Worten eigentlich sagen will: „Daß, je besser (angeblich) die Absichten und die Gesinnung, um so verständlicher (und also verzeihlicher) die Taten und Untaten? Wären demnach Morde und Gewaltakte, die einen angeblich positiven oder konstruktiven Zweck verfolgen, akzeptabler als jene, die das nicht tun?“ (S. 18)
Ich würde von all den Menschen, die auf diese Weise ‘argumentieren’, gerne wissen, was sie dem linken Blogger von der Huffington Post entgegnen würden, der das Thema jetzt in folgender Weise kreativ variiert hat:
“You could argue that even the world’s worst fascist dictators at least meant well. They honestly thought were doing good things for their countries by suppressing blacks/eliminating Jews/eradicating free enterprise/repressing individual thought/killing off rivals/invading neighbors, etc. Only the Saudi royal family is driven by the same motives as Bush, but they were already entrenched. Bush set a new precedent. He came into office with the attitude of ‘I’m so tired of the public good. What about my good? What about my rich friends’ good?’”
Oder nein! Ich glaube, ich möchte es lieber nicht wissen.