Aus einer vollständig fremdfinanzierten Investition über 100 GE würden in der Totalperiode im Deflationsszenario bspw. 90 GE Abschreibungen verdient. Die Differenz der 10 GE zu den nominal zurückzuführendem 100 GE Fremdkapital dürfen Sie solange mit Eigenkapital kompensieren wie vorhanden.
Es fällt bei dem beschriebenen Prozeß in’s Auge, daß es sich um eine gigantische Vermögensumverteilung handelt, die ironischerweise von den Gewerkschaften als praktizierter Keynesianismus im Prinzip unterstützt wird. Die Hoffnung der Kapitalanleger (wer auch immer das im einzelnen ist), der Leistungssektor könne nachziehen und durch höhere Leistung höhere Preise erzielen, damit der Nachfrage nach Assets eine nachhaltige Basis geben und dadurch ihren Vor-Inflations-Gewinn (Cantillon-Effekt) verstetigen, wird durch den Aufholprozeß der Schwellenländer genährt. Im Westen ist diese Karte ausgereizt, denn nachhaltiges Wachstum ist hier nur noch durch technologische Revolutionen erzielbar, während die Schwellenländer mit rasant übernommener, ursprünglich westlicher Technik und niedrigen Löhnen und wachsender Konsumentenschicht noch vielversprechend sind. Die Umverteilung besteht in der Asset-Inflation, die sich von Gebrauchsgüterinflation wesentlich unterscheidet. Da Assetts nicht konsumiert werden (insbes. Grundbesitz) erfreut die Preissteigerung den Assett-Halter: Er muß ja nicht, wie bei Kosumgütern, ständig nachkaufen. Er wird im Verhältnis zu den Nicht-Assett-Haltern reicher. Er kann potentiell (das Wesen des Reichtums besteht in der Potenz, nicht im Konsum) mehr Leistungsträger für sich springen lassen. Durch unaufhörlich nachgeschobenes billiges Geld wird die Assett-Inflation genährt, die Habenichtse werden im Verhältnis ärmer. (Sie können sich z.B. weniger Hausbesitz leisten, es sei denn, sie erhalten Subprime-Darlehen). Zuwächse der großen Vermögen von 20% jahrlich sprechen Bände. Das ganze ist höchst wackelig, da der Nachschub an frischem Geld irgendwann (wann das sein wird, ist das große Geheimnis) ausbleiben muß. Die spannendste ungelöste Frage ist, wann die Leistungsträger, d.h. die Realwirtschaft unmißverständliche Signale senden, daß das Ende der Fahnenstange erreicht ist. D.h wann der Zeitpunkt erreicht ist, zu dem bei allerbestem Willen keine Phantasie mehr in Aktien steckt, weil niemand mehr den Leistungsträgern zutraut, den aufgeblähten Kursen enstsprechende Gewinne zu erarbeiten. Es scheint bisher alles so glatt zu gehen. Die ZBs erzeugen schlecht besichertes Kreditgeld und die Assett-Preise erhöhen sich. Der Zusammenhang zwischen Assett-Preisen und Realwirtschaft scheint nicht zu existieren.
In wiefern würde eine Deflation eine Entwertung von Eigenkapitalen bewirken? Deflation = Reduktion der Geldmenge. Es verändert sich also nur der relative Wert des Geldes im Vergleich zu Gütern und Dienstleistungen, betrifft also direkt nur Geldvermögen, die durch Deflation aber künstlich an Wert gewinnen und nicht verlieren. Noch dazu: wo lauert überhaupt die Gefahr einer Deflation? Die Geldmengen werden doch seit Ewigkeiten immer und überall nur ausgeweitet, nie reduziert.
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